"Drei plus x Direktmandate" für den Einzug in den Bundestag – das war das Ziel von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Im vierten Anlauf sollte es für seine Partei endlich klappen mit dem Sprung nach Berlin. Und nicht nur das: Nach dem Willen von Aiwanger sollte es gleich in die Regierung gehen, als Teil einer "bürgerlichen" Koalition zusammen mit Union und FDP.
Freie Wähler verlieren sowohl im Bund als auch in Bayern
Doch daraus wird nichts: Die Freien Wähler verpassen den Bundestagseinzug – und zwar deutlich. Bundesweit kommt die Partei nur auf 1,5 Prozent. Damit büßen Aiwanger und Co. im Vergleich zur vorigen Wahl 0,9 Prozentpunkte ein. In Bayern, wo die Partei traditionell am stärksten abschneidet, sinkt die Zustimmung stark: Die FW kommen lediglich auf 4,3 Prozent (-3,1 Punkte).
"Wir wussten von vornherein, dass es mit der Fünf-Prozent-Hürde nicht klappen würde", sagte Susann Enders, die Generalsekretärin der Freien Wähler in Bayern, am Wahlabend. Man habe auf drei gewonnene Direktmandate gesetzt. Damit wäre die Partei über die sogenannte Grundmandatsklausel in den Bundestag eingezogen. Doch auch dieses Ziel verfehlen die Freien Wähler klar.
Aiwanger landet in Rottal-Inn hinter CSU und AfD
Als bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident landet Aiwanger in seinem Wahlkreis Rottal-Inn mit 23 Prozent Erststimmen sogar nur auf dem dritten Platz: An der Spitze liegt laut vorläufigem Endergebnis CSU-Politiker Günter Baumgartner (34,9 Prozent). Auch Bayerns AfD-Spitzenkandidat Stephan Protschka landet mit 23,1 Prozent noch knapp vor Aiwanger.
"Leider konnten wir aufgrund der vorgezogenen Wahlen und des polarisierten Lagerwahlkampfes nicht unsere volle Stärke ausspielen", so der FW-Chef. Es habe eine "Polarisierung auf die AfD, auf die Union" stattgefunden. Das Wahlergebnis zeige, dass sich Deutschland auf schwierige Koalitionsverhandlungen einstellen müsse.
Auch andere als aussichtsreich gehandelte Direktkandidaten der Freien Wähler verpassen einen Wahlkreissieg. Am nächsten dran kommt der Landshuter Landrat Peter Dreier. Er landet im Wahlkreis Landshut mit 25,5 Prozent Erststimmen auf Platz zwei hinter CSU-Kandidat Florian Oßner (31,3 Prozent), der den Wahlkreis seit 2013 immer gewonnen hatte.
Weitere ins Schaufenster gestellte Kandidaten scheitern krachend
Im Wahlkreis Oberallgäu bewarb sich FW-Landrätin Indra Baier-Müller um ein Direktmandat. Sie kommt laut vorläufigem Ergebnis allerdings nur auf ein Erststimmenergebnis von 8,6 Prozent und damit auf Platz vier hinter CSU-Wahlkreissiegerin Mechthilde Wittmann (36,8 Prozent) sowie den Kandidaten von AfD und Grünen.
Auch Michael Wörle, parteiloser Bürgermeister aus Gersthofen, wurde von Parteichef Aiwanger als Direktkandidat im Wahlkreis Augsburg-Stadt ins Schaufenster gestellt. Wörle holt gerade einmal 3,7 Prozent Erststimmen und muss sich selbst hinter der Linken-Kandidatin einreihen. Den Wahlkreis verteidigt CSU-Kandidat Volker Ullrich (31,1 Prozent).
"Wir brauchen mehr Aiwangers für ganz Deutschland"
"Wir sind als Partei der Mitte untergegangen in diesem Kampf rechts gegen links", sagte Generalsekretärin Enders. "Das ist sehr bedauerlich." In Bayern seien die Freien Wähler stark in der Regierung. Laut Enders fehlt es an der bundesweiten Struktur: "Wir brauchen mehr Aiwangers für ganz Deutschland – das würde uns das Leben auch leichter machen."
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