Schülerin und Schüler sitzen mit Corona-Abstand an ihren Schulbänken in der Grundschule
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Präsenzunterricht an bayerischen Schulen

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Lehrerverband fordert Distanzunterricht für bayerische Schulen

Lehrerverband fordert Distanzunterricht für bayerische Schulen

Die Diskussion über die Frage, wie es an den bayerischen Schulen nach den Weihnachtsferien weitergehen soll, spitzt sich zu. Angesichts der Omikron-Variante fordern Lehrerverbände Distanzunterricht, das Kultusministerium will aber weiter Präsenz.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Wie geht es nach den Weihnachtsferien an bayerischen Schulen weiter? Präsenz-, Wechsel- oder Distanzunterricht? Diese Frage wird gerade diskutiert. Lehrerverbände vertreten den Standpunkt, die drohende Omikron-Welle zwinge zum schnellen Handeln. Das bayerische Kultusministerium sieht derzeit keine so große Dringlichkeit und auch Ministerpräsident Markus Söder will noch abwarten.

Im bayerischen Landkreis Erding musste in dieser Woche ein Gymnasium in den Distanzunterricht wechseln. Dort gab es einen positiven Test auf die Omikron-Variante. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler wurden in Quarantäne geschickt. Ein solches Szenario könnte nach den Ferien auch anderen Schulen drohen. Omikron gilt als ansteckender als die bisher dominierende Delta-Variante und dürfte sich rasch ausbreiten.

Gewerkschaft für Wechsel- oder Distanzunterricht

Martina Borgendale, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bayern, sieht es als die denkbar schlechteste Option an, dass sich immer mehr Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte infizieren würden, immer mehr Klassen in Quarantäne gehen müssten und sich der Präsenzunterricht damit quasi von selbst erledige.

Da einige Wissenschaftler eine massive fünfte Welle voraussagten, so Borgendale, dürfe es kein Tabu sein, auch wieder über Distanz- und Wechselunterricht zu sprechen. Dieser müsse geplant werden. Kurzfristige Entscheidungen der Politik hätten die Schulen bereits in der Vergangenheit an die Grenzen ihrer Kapazitäten kommen lassen. In Nachtschichten und an Wochenenden hätten Verordnungen umgesetzt werden müssen.

  • Zum Artikel: Weihnachtsferien-Start: Schulen blicken bereits auf Januar

Kultusministerium hält an Präsenzunterricht fest

Das bayerische Kultusministerium hingegen hält derzeit an Präsenzunterricht fest und sieht es nicht als dringlich an, bereits jetzt Wechsel- beziehungsweise Distanzunterricht zu planen. Das Ministerium teilt auf BR-Anfrage mit, engmaschige Testungen und Lüftungskonzepte würden derzeit für einen sicheren Schulbetrieb sorgen.

Die Staatsregierung beobachte das Infektionsgeschehen sehr genau und werde das Sicherheitsnetz gegebenenfalls weiter stärken. Erst vor wenigen Tagen hatte das Ministerium den staatlichen Schulen eine Lieferung von mehreren Millionen OP- und FFP2-Masken für die Zeit nach den Weihnachtsferien zugesichert. Auch Ministerpräsident Markus Söder zeigt sich eher abwartend. Der bayerische Schulstart am 10. Januar lasse noch Zeit für eine Entscheidung, so Söder.

Lehrerverband: Wechselunterricht zu aufwendig

Eine andere Position vertritt Simone Fleischmann, die Präsidentin des bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). Aufgrund der in den vergangen zwei Jahren gesammelten Erfahrungen könne man jetzt sehr gut angepasste Konzepte aufstellen.

Fleischmann fordert klare - gegebenenfalls auch regionale - Richtlinien, die verschiedene Faktoren wie die Raumgröße in den Schulen, die örtliche Inzidenz und die Impfquote der Lehrkräfte berücksichtigen: "Wir brauchen klare Parameter: Wann ist eine Schule in Präsenz und wann nicht", so Fleischmann. Wechselunterricht, bei dem immer ein Teil der Klasse vor Ort ist, hält die BLLV-Präsidentin für keine gute Option. Er sei organisatorisch äußerst aufwendig und kaum effizienter als guter Distanzunterricht.

Grundschulkinder haben Defizite

Auch in der Lehrerschaft sind die Ansichten geteilt. Sandra Fischer, die Konrektorin an der Grundschule Maisach bei München zum Beispiel, begrüßt es, dass erst einmal am Präsenzunterricht festgehalten werde. Sie sehe ihre Schule, anders als im ersten und zweiten Lockdown, sehr gut aufgestellt: "Bei uns hat die Kommune sehr gut nachgebessert, wir haben Luftfilteranlagen in allen Klassenzimmern, die Schülerschaft, die Elternschaft und die Lehrkräfte halten sich sehr gut an alle Hygienemaßnahmen."

Besonders die jüngeren Grundschulkinder hätten in den vergangenen Phasen des Distanzunterrichts nicht nur fachliche Lerndefizite aufgebaut - auch soziale Kompetenzen seien auf der Strecke geblieben: Sich begrüßen, sich ausreden lassen, Argumente anderer akzeptieren – all das könnten die Kinder nur vor Ort trainieren, so Fischer.

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