Nicht größer als ein Aktenordner: der CuBy-Minisatellit aus Würzburg, der Ende 2025 mit vier Kollegen ins All geschossen werden soll.
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Nicht größer als ein Aktenordner: der CuBy-Minisatellit aus Würzburg, der Ende 2025 mit vier Kollegen ins All geschossen werden soll.

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"CuBy"-Mission: Warum Bayern eigene Satelliten ins All schickt

"CuBy"-Mission: Warum Bayern eigene Satelliten ins All schickt

Fünf Kleinstsatelliten werden ab Ende 2025 Bayern aus dem All beobachten. Die "CuBy"-Mission soll in staatlichem Auftrag Daten für Vermessung, Katastrophenschutz und Landwirtschaft liefern. Ein Ziel: Hochwassergefahren rechtzeitig zu erkennen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Freistaat Bayern plant, die ersten von fünf Kleinstsatelliten für die Erdbeobachtung bis Ende 2025 oder Anfang 2026 ins All zu schicken. Diese Satelliten mit den Maßen eines aufklappbaren Aktenordners von 37 x 23 x 10 Zentimetern sollen in einer Umlaufbahn von 460 Kilometern über der Erde ihre Arbeit aufnehmen und für einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag hochauflösende Bilder vom Freistaat liefern.

Satelliten mit Infrarottechnik für Umweltbeobachtung

Die Weltraummission mit dem Namen "CuBy" steht unter der Federführung der Byerischen Vermessungsverwaltung. Ihr Ziel: Alle drei Tage aktuelle, hochauflösende Foto-Daten des Freistaats aus der Luft an die Bodenstation senden. Daniel Eck, Geschäftsführer des Zentrums für Telematik aus Würzburg, erläutert: "Das Land Bayern wird dann die Daten entsprechend nutzen können, um unter anderem Katastrophenschutzmaßnahmen zu unterstützen. Bei Hochwasser kann die aktuelle Situation umfassend beurteilt werden. Aber auch die Überwachung der Wälder und die Unterstützung der Landwirtschaft sind wichtige Aspekte."

Denn die hochspezialisierten Multispektralkameras des Minisatelliten sind mit Infrarot-Technik ausgestattet. Sie können zum Beispiel erkennen, ob ein Baum genügend Wasser speichern kann oder bald vertrocknet. Oder wie stark durchfeuchtet ein Deich für den Hochwasserschutz bereits ist – oder wie sich die Wasserstände innerhalb von drei Tagen entwickelt haben.

Schnellere Analyse der Daten

Das Zentrum für Telematik hat zusammen mit der Würzburger Firma "S4 Smart Small Satellite Systems GmbH" die Kleinsatelliten entwickelt. Professor Klaus Schilling, Gründer des Zentrums, hebt die Vorteile der neuen Technologie hervor: "Mit den neuen Satelliten können wir zeitnah reagieren, wenn eine Überflutung droht. Sie bieten eine deutlich bessere Zielgenauigkeit, da sie auf spezifische Punkte ausgerichtet werden können."

Frühere Methoden für die Landvermessung mit Fotoaufnahmen per Flugzeug im Zwei-Jahres-Rhythmus seien damit überholt. Ein KI-gestütztes Datenauswertungssystem werde zudem eine effiziente Speicherung und Analyse der gesammelten Daten ermöglichen. Alle drei Tage würde es dann neue Aufzeichnungen von ein und derselben Stelle geben.

Warum Bayern eigene Satelliten haben will

Kritiker des millionenschweren Pilotprojekts fragen, warum Bayern "sein eigenes Ding macht", zumal bereits Satelliten anderer Anbieter für solche Zwecke zur Verfügung stünden. Bayerns Finanzminister und Geldgeber Albert Füracker, CSU, entgegnet: "Wir setzen auf zukunftsfähige Technologie mit diesen CuBy-Satelliten. Sie sind deutlich günstiger als herkömmliche Satelliten und gewährleisten Datensouveränität, was für uns von großer Bedeutung ist."

Bayern sammelt damit also seine Luftbilder selbst und muss sie nicht bei anderen Anbietern einkaufen. Fragt sich, warum die Spezialkameras auf eigene Satelliten aus Bayern geschraubt werden müssen, wo doch die Konkurrenz vielleicht billiger ist. Füracker verweist auf die Entwicklungs- und Verwertungskette, die sowohl bayerische Startups, als auch hiesige Universitäten einbinde.

Perspektiven für die Zukunft

Die geplanten fünf Satelliten sollen testweise Ende nächsten Jahres mit einer Rakete aus den USA starten. In einer mittelfristigen Perspektive sind bis zu 30 Satelliten geplant, um ein effektives Netzwerk zur Erdbeobachtung in Bayern aufzubauen. Zentrums-Geschäftsführer Eck beschreibt die Veränderungen in der Weltraumtechnologie: "Früher waren Satelliten große und teure Konstruktionen. Unsere kompakten Modelle sind wesentlich günstiger in der Herstellung und können schneller produziert werden."

Ob diese Investition langfristig die gewünschten Ergebnisse bringt, bleibt abzuwarten. Nach dem maximal fünfjährigen Probebetrieb wird dann über den weiteren Ausbau entschieden.

Weltraumschrott fällt übrigens nicht an - die Mini-Satelliten verglühen am Ende ihrer Tage beim kontrollierten Eintritt in die Atmosphäre.

Bayerns Finanzminister Albert Füracker und Daniel Eck, Geschäftsführer des Zentrums für Telematik aus Würzburg mit dem Mini-Satelliten.
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Bayerns Finanzminister Albert Füracker und Daniel Eck, Geschäftsführer des Zentrums für Telematik aus Würzburg mit dem Mini-Satelliten.

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