Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert die katholischen deutschen Bischöfe für ihren Umgang mit der AfD und dem Protest gegen Extremismus. Die katholischen Bischöfe wollten sich mit ihrer Teilnahme am Protest gesellschaftlich "lieb Kind machen". Auch an der Warnung der Bischöfe vor der AfD stört er sich. Hinsichtlich der kürzlich vielerorts organisierten Demonstrationen gegen rechts sagte Müller der Würzburger katholischen Wochenzeitung: "Ja, der Opportunismus ist nicht zu übersehen."
Müller fordert, "prophetische Distanz" zu wahren
Der ehemalige vatikanische Glaubenspräfekt führte aus: "Es wundert mich auch, dass die wenigen guten Theologen unter den Bischöfen da nicht etwas differenziert haben. Aber man war wohl irgendwie der Meinung, die ganze Zeit immer nur geschlagen worden zu sein und jetzt endlich einmal auf der richtigen Seite zu stehen und sich von einem sanften Rückenwind umsäuseln zu lassen."
Zur Warnung der Bischöfe vor der AfD sagte Müller: "Als Kirche müssen wir vorsichtig sein, uns nicht sozusagen mit lehramtlicher und moralischer Autorität unmittelbar in den Kampf der Parteien einzumischen. Die Deutsche Bischofskonferenz darf nicht als Wahlhelfer der 'Ampel' auftreten und soll gegenüber der weltlichen Macht eine prophetische Distanz bewahren."
Müller: Bürger wüssten, was sie zu wählen hätten
Man müsse davon ausgehen, dass alle Bürger in Deutschland mündig seien und wüssten, was sie zu wählen hätten, ergänzte der Kardinal. "Man kann für die Wahlentscheidung geistige und moralische Kriterien formulieren, auch von unserem christlichen Menschenbild aus. Etwa was die Abtreibung angeht, die ja ein blutiger Krieg ist gegen unschuldige Menschen, die im geschützten Raum ihres Leibes der Liebe ihrer Mütter von Gott anvertraut sind. Solche Themen sollte man parteiübergreifend ansprechen und für die Wahlentscheidung Prüfsteine vorlegen."
Die katholischen deutschen Bischöfe hatten im Februar zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg einstimmig eine Erklärung mit dem Titel "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar" verabschiedet. Darin grenzen sich die Bischöfe deutlich von der AfD ab und bezeichnen diese als für Christen nicht wählbar.
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