Die Welt verändert sich schneller, als es sich in Worte fassen lässt, zumindest mit Blick auf das neue Friedenswort der Deutschen Bischofskonferenz. "Als wir mit dem Text angefangen haben, war vom Ukraine-Krieg noch keine Rede", sagt Professor Heinz-Günther Stobbe, der als Theologe am Papier mitgearbeitet hat. Kurz vor Veröffentlichung änderte sich mit dem Angriff der Hamas auf Israel die Sicherheitslage ein weiteres Mal.
Herausgekommen sei ein "Text voller Spannungen", sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing. Die Welt sei in Unordnung geraten und das Friedenswort ein Versuch "aus ethischen Kriterien heraus bestimmte Schneisen zu schlagen", so Bätzing.
"Ja" zur Ukraine-Unterstützung, "Nein" zur atomaren Aufrüstung
So stehe man zur militärischen Unterstützung der Ukraine und zu Waffenlieferungen. "Stellen Sie sich vor, was mit der Ukraine wäre, wenn wir das nicht von Anfang an getan hätten. Der Krieg wäre zu Ende, aber nächste Überfälle stünden an", sagt Georg Bätzing. Gegengewalt im Selbstverteidigungsrecht unterliege jedoch ethischen Begrenzungen. "Das müssen wir heute mit Blick auf das heilige Land und die Gewalt im Gaza-Streifen sagen."
Gleichzeitig plädiert Bätzing für ein Wegkommen von der atomaren Bewaffnung. "Wir kommen aus einer Zeit, in der das atomare Gleichgewicht irgendwie Ruhe geschaffen hat, aber keinen Frieden", so der Bischof. "Allein von ihrer Unbeherrschbarkeit können Atomwaffen nicht von der christlichen Ethik her begründet werden."
Augsburger Bischof: "Macht des Stärkeren anstelle der Stärke des Rechts"
Die Analyse des Friedenspapiers zur Weltordnung: "Die Rückkehr der Politik der großen Mächte geht einher mit der Macht des Stärkeren anstelle der Stärke des Rechts", sagt der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Die heutigen Gesellschaften stünden unter erheblichen Stress durch die Auflösung staatlicher Ordnungen, durch den Klimawandel oder durch Flüchtlingsströme, so Meier.
Um der "Unordnung" in der Welt entgegenzuwirken, konzentrieren sich die Deutschen Bischöfe auf drei Bereiche: Sie fordern eine "Politik der Gewaltminimierung". Nie dürfe es zu einer Gewöhnung an Gewalt kommen, erklärt Bertram Meier. Um das Misstrauen zwischen Staaten abzubauen, müssten internationale Institutionen und internationales Recht gestärkt und gegebenenfalls reformiert werden. "Das Europäische Projekt ist, ungeachtet seiner Schwächen, eine Ermutigung für diesen Weg", heißt es im Text.
Nicht zuletzt gehe es auch darum, gemeinsame Wege für einen Umgang mit Verunsicherungen der Menschen zu finden, so Bischof Meier. Diese würden von Populisten genutzt, um unterschiedliche Kulturen und Identitäten gegeneinander auszuspielen.
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