Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) spricht mit den Moderatoren Dennis Müller (M) und Lale Ohlrogge bei der 75-Jahr-Feier der Deutschen Journalistenschule (DJS) im Münchner Prinzregententheater.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Im Münchner Prinzregententheater ist der 75. Geburtstag der Deutschen Journalistenschule gefeiert worden - mit hochrangiger Politprominenz.

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Deutsche Journalistenschule feiert mit Kanzler Scholz Geburtstag

Die Deutsche Journalistenschule in München wird 75 – und feiert das unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder. Beide wirkten nachdenklich, was die Rolle des Journalismus betrifft.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der große Saal des Prinzregententheaters in München ist voll besetzt. Mehr journalistische Reichweite als bei dieser Feier zum 75. Geburtstag der Deutschen Journalistenschule (DJS) gibt es selten in Deutschland. Das Who ist Who der Medienbranche ist gekommen, schließlich ist die Deutsche Journalistenschule eine der renommiertesten Ausbildungsstätten für Journalistinnen und Journalisten. Bekannte Absolventen sind zum Beispiel Moderatorin Sandra Maischberger, Moderator Günther Jauch oder der frühere BR-Intendant Ulrich Wilhelm.

Henriette Löwisch, die die DJS seit 2017 leitet, freut sich mit Blick auf die vielen anwesenden ehemaligen Schüler "Ich bin total stolz. Innovation ist immer, dass man es ernst meint und mutig sein muss." Genau das seien ganz viele der Absolventen.

Scholz: "Mehr Inhalte statt Kampagnen"

Ohne eine freie und unabhängige Presse gäbe es keine Demokratie, sagt dann auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner Festrede. Journalismus müsse besser sein denn je, um im Meer von Information und Desinformation oben zu schwimmen. Er stelle aber immer wieder fest, dass ihm bei Gesprächen mit Bürgern völlig andere Fragen gestellt würden als von Journalistinnen und Journalisten. Deshalb wünscht sich der Bundeskanzler mehr Meinungsvielfalt in einem Blatt, mehr Inhalte statt Kampagnen und mehr Informationen statt Haltung.

Kanzler fordert mehr Diversität

Auch um die ganze Breite der Bevölkerung anzusprechen, müsse sich in den Redaktionen etwas ändern. Im politischen Berlin würden zu häufig Männer über Männer berichten, die Debatte um Führungspositionen von Frauen halte unvermindert an und es gebe immer noch zu wenige Ostdeutsche, die in überregionalen Medien tätig seien. "Bei der Vielfalt in den Reaktionen ist, vorsichtig gesagt, noch Luft nach oben".

Söder: "Pressefreiheit hohes Gut"

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betont in seiner Rede, dass Journalisten wichtig seien, weil sie keine Aktivisten seien, das unterscheide sie von NGOs und Influencern. Haltung und Handwerk in der richtigen Balance sei dafür unverzichtbar.

In vielen Ländern der Welt seien Journalisten mit dem Leben bedroht. Pressefreiheit sei ein hohes Gut, das nicht durch Faulheit verspielt werden dürfe, so der Ministerpräsident. Presse müsse gefördert werden, auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei in Deutschland unverzichtbar. Für die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bayern, Katharina Schulze ist ein starker und unabhängiger Journalismus wichtig. Dafür steht aus ihrer Sicht die DJS.

BR und DJS: Gemeinsam für Qualität

Ähnlich sieht das auch die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth. Der BR profitiere auch von der DJS, denn viele Kolleginnen und Kollegen, die dort ausgebildet wurden, arbeiten auch für den BR. Beide Institutionen "stehen fest auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Wir tun alles dafür, unsere Demokratie zu verteidigen", so Wildermuth.

Zufriedene Absolventinnen und Absolventen

Einer von denen, die an der DJS ausgebildet wurden und dann zum BR gewechselt sind, ist Günther Jauch. Schon mit 19 Jahren kam er an die DJS: "Die tollsten Lehrer, die man von Radio, Fernsehen, Zeitung kannte, kamen zu mir in den Klassenraum, haben mir erklärt, wie man Dinge besser machen kann. Das war ein großartiges Gefühl. Dann habe ich beim BR Radio von der Pike auf gelernt".

Auch Absolventinnen aus jüngerer Zeit sind zufrieden mit der umfassenden Ausbildung in den Bereichen Audio, Video, Print und Online: "Es gab keinen Ort, an den ich so gern gegangen bin, um zu lernen", so fasst Constanze Kainz ihre Zeit an der DJS zusammen. Sie arbeitet mittlerweile bei ZEIT Online als stellvertretende Ressortleiterin des Podcast-Ressorts.

Geschichte der DJS

Die Deutsche Journalistenschule wurde 1949 von Werner Friedmann gegründet. Das Ziel: Nach der Nazizeit junge Menschen auszubilden, die sich der Wahrheit und Gerechtigkeit verpflichtet fühlten. Die erste Lehrredaktion bestand aus 17 Männern und 4 Frauen – der Frauenanteil wurde bald höher. Mittlerweile haben über 2.600 Journalisten die Ausbildung absolviert. Das Besondere: Finanziell getragen wird die Schule von ganz unterschiedlichen Medien, Verbänden, Institutionen, Unternehmen und Stiftungen, um möglichst unabhängig zu sein.

Im Video: Die Deutsche Journalistenschule in München feiert ihren 75. Geburtstag

Schüler der Deutschen Journalistenschule in München lernen den Umgang mit Medien.
Bildrechte: BR
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Jubiläum: 75 Jahre Deutsche Journalistenschule in München

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