Als es vom Ausrichter hieß: "Wir gratulieren zum Bundessieger", fiel Johannes Hartmann die Kinnlade herunter. Dieses Ergebnis beim Bundesentscheid der Brauer und Mälzer im Handwerk hatte er nicht erwartet. "Das war schon eine Überraschung. Also ich? War schon baff", sagte der 21-Jährige, der seine Ausbildung im Landkreis Bamberg abgeschlossen hat. Hartmann war vor allem deshalb überrascht, weil es bei dem Wettbewerb am Anfang gar nicht gut für ihn lief.
Positiv gestimmt, man kann nur gewinnen
Gestartet hatte der Tag im oberpfälzischen Velburg um kurz nach neun Uhr. Da treffen die Anwärterinnen auf den Titel an der Brauerei Winkler ein. Sie kommen aus Hamburg, Potsdam, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Und mittendrin Johannes Hartmann aus Bamberg. Vor knapp einem Monat war er schon als bayerischer Nachwuchsbrauer des Jahres gekürt worden. Alle Anwärter hatten ein Ziel: Deutschlands bester Nachwuchsbrauer zu werden.
Hartmann war aber auch überzeugt: Er kann nur gewinnen. "Man hat ja schon den Landessieg in der Tasche und dadurch ist das was kommen kann, ein Pluspunkt. Ich hab' ja nichts zu verlieren. Selbst wenn ich als Letzter rausgehen würde, wäre ich ja immer noch Landessieger, was ja immer noch eine Topleistung ist", erklärte er vor Wettbewerbsbeginn. Ähnlich ging es seiner Mitstreiterin Lara-Marleen Jürgens aus Oelde in NRW. "Man kann nur gewinnen, Erfahrung sammeln, Leute kennenlernen."
Wettbewerb mit Tradition
Seit mehr als 15 Jahren wird der Preis für den besten Nachwuchsbrauer Deutschlands durch den Verband Private Brauereien vergeben. Hauptgeschäftsführer Stefan Stang lobt den Austausch mit den jungen Brauern: "Natürlich ist das inspirierend. Wir sind ein sehr traditionelles Handwerk, die Generation Z, die jungen Brauerinnen und Brauer, bringen neue Voraussetzungen mit". Für ihn ist deshalb auch klar: "Ich kann jeder Brauerei nur empfehlen, dass sie weiterhin ihre Lehrlinge ausbildet."
Unsicherheit bei der Theorie
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Ausrichter wurden die fünf Kandidaten in Gruppen aufgeteilt: Theorie und Praxis. Denn die zweiteilige Prüfung sollte die Bandbreite des Bierbrauens abdecken. Dazu gehören nicht nur die Abläufe des Brauens, sondern auch viel mathematisches und chemisches Wissen. Und diese Prüfung erwies sich als schwer.
"Es wurde viel gefragt, alles offene Aufgaben, keine Ankreuzaufgaben. Es war viel zu schreiben, es wurde schon viel erwartet", sagte Hartmann direkt nach der Prüfung. Ärgerlich auch: Er wurde nicht fertig. Die Praxis musste es richten.
Souverän in der Praxis
Direkt nach dem Mittagessen ging es weiter: Drei Praxis-Stationen nacheinander. Zuerst ging's um die Filtration und Abfüllung von Bier. Hartmann schwankte zunächst bei den Fragen des Prüfers, der mehrmals nachhaken musste. Mit der Zeit wurde der Bamberger aber flüssiger in seinen Antworten.
Ganz praxisnah musste er dann auch ein Bier abfüllen. Und zwar so, dass es die perfekte Schaumkrone hat. Die Aufgabe meisterte er mit Bravour und konnte beweisen, dass der Schaum am stabilsten ist, wenn man dreimal zapft, weil er sich dann festigen kann und durch das mehrmalige Zapfen vielschichtiger ist.
Bei den weiteren beiden Stationen war Hartmann souverän. Dabei ging es um die Rohstoffe, die ins Bier kommen, sowie um deren Gärung und Lagerung. Gerste, Malz und verschieden Röstzustände konnte er sicher bestimmen, genauso wie den Gärzustand eines Biers.
Als deutscher Meister vielleicht bald europäisch aktiv
Etwa eine halbe Stunde mussten die Kandidaten nach ihren Prüfungen noch bangen, dann wurde das Ergebnis verkündet. Johannes Hartmann aus Bamberg hat den Bundesentscheid der Brauer und Mälzer im Handwerk 2024 gewonnen. Er ist der beste deutsche Nachwuchsbrauer. Und das mit nur wenigen Punkten Vorsprung.
Für Hartmann bedeutet das auch, dass er beim europäischen Wettbewerb für Nachwuchsbrauer antreten darf. Ist er dabei? "Kommt drauf an, wo's ist. Wenn ich um die halbe Welt fliegen müsste, ist es was anderes."
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