2024 gestorben: Notker Wolf, Fredl Fesl und Christa Meier
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2024 gestorben: Notker Wolf, Fredl Fesl und Christa Meier

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Die Toten des Jahres in Bayern - Teil 2

Die Toten des Jahres in Bayern - Teil 2

In Teil 2 unserer bayerischen Nachrufe des Jahres: Ein Mönch mit Stromgitarre, ein bayerisch-amerikanischer Weltfotograf, Bayerns erste Oberbürgermeisterin - und der lustigste Fredl, den es je gab.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Notker Wolf: Ora et labora et Rock et Roll

Notker wolf
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Notker, geb. Werner Wolf * 21. Juni 1940 † 2. April 2024

Ob er beim Besuch in München denn wieder seine E-Gitarre dabeihabe, will der BR-Moderator wissen. Nur die Querflöte, antwortet der Mann in der Kutte: "Bei diesen kleinen Flugzeugen heute bringt man ja nichts mehr unter."

Immer auf Tour und Rock’n’Roll, das war das Besondere an Notker Wolf, Abtprimas der Benediktinischen Konföderation, vulgo: Chef des ältesten christlichen Ordens der Welt. Dass er im Auftrag des Herrn unterwegs sein würde, ahnte er, seit er auf einem Memminger Dachboden die Lebensbeschreibung eines Südseemissionars gefunden hatte.

Der Ortspfarrer vermittelte den Buben ans Benediktinergymnasium Sankt Ottilien, wo er erfuhr, dass er für einen Missionar zu kränklich sei. Bis er in den Orden eintrat, 1977 zum Erzabt gewählt wurde – und damit qua Amt für die Mission zuständig wurde. Von da an reiste er jährlich 300.000 Kilometer, um von Afrika bis Nordkorea Krankenhäuser bauen zu helfen. Und, wieder heimgekehrt, mit seiner Rockband zu spielen. 2008 sogar mit Deep Purple im Kloster Benediktbeuern: Heiliger Geist trifft Smoke on the Water.

Fredl Fesl: Der Naturkomische

Fredl Fesl mit seiner Frau.
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Alfred Raimund "Fredl" Fesl * 7. Juli 1947 † 25. Juni 2024

"Ein Pferdl heißt Pferdl, weil's auf der Erde steht. Wenn’s in der Luft waar, hoaßads Pfluftl." Wer kommt auf sowas? Der Fredl.

Zur Welt kam Alfred R. Fesl im Bayerwald. Mit zwölf dann nach München, wo es ihn kaltließ, dass er von der Schule flog, wegen einer Watschn, die er seinem Lehrer verpasst hatte und die gesessen haben dürfte; war Fredl da doch schon zweimal oberbayerischer Juniorenmeister im Gewichtheben. "Der hat herghaut und ich hab zurückghaut", kommentierte Fesl den Vorfall später im BR.

Früh zog es den gelernten Schmied auf die Bühne, war er doch ein genialer Gitarrist – wovon das Publikum oft wenig mitbekam vor Lachen über seine Ansagen. Also wurden diese immer länger, die Lieder kürzer und der Fredl ein Star. Legendär: der "Königsjodler", "Ritter Hadubrand", das Fußball- und das Taxi-Lied (dessen Irrfahrt Sie auf dieser Karte bestaunen können). Tragisch, dass eine Parkinson-Erkrankung ihn 2006 von der Bühne holte. Unterkriegen ließen sich Fredl und seine Moni auf ihrem Einödhof hinter Altötting aber nie.

Thomas Hoepker: Die Kunst des richtigen Augenblicks

Seine Fotos kennt man, auch wenn man seinen Namen nie gehört hat: Thomas Hoepker, 1936 in München geboren, seit 1967 Wahl-New-Yorker und zeitweise Präsident der berühmten Agentur Magnum, hat viele Prominente fotografiert und noch mehr Alltagsgesichtern zu anonymer Prominenz verholfen. Ikonische "Hoepkers": Die Faust von Muhammed Ali (1966) und die Gruppe scheinbar unbekümmerter junger Leute vor dem brennenden World Trade Center (2001, s. Galerie oben); letzteres in den USA eines der meistdiskutierten Fotos überhaupt.

Seine Bilder behielten ihre Schärfe, die Erinnerungen des "Bildermachers" (Hoepker) verblassten nach einer Alzheimer-Diagnose 2017. Nun ist er mit 88 Jahren in Chile gestorben.

Christa Meier: Vorkämpferin für Menschen und Steine

Die Oberbürgermeister der Stadt Regensburg werden in einer Gemäldegalerie verewigt. Hier das Portrait von Christa Meier, SPD-OB von 1990 - 1996.
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Christa Meier, geborene Stangl * 6. Dezember 1941 † 1. Dezember 2024

"Sie war mein Vorbild. Sie hat mich überzeugt, in die SPD einzutreten", sagt Regensburgs aktuelle Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer über ihre Vorgängerin. Als Christa Meier – von Beruf Lehrerin, seit 1978 im Landtag – das Amt 1990 antrat, war sie das erste weibliche Stadtoberhaupt einer bayerischen Großstadt.

Ihren wohl nachhaltigsten Dienst hatte sie der Stadt da bereits erwiesen: Im 70er-Jahre-Furor, die alte Stadt "autogerecht" zu machen, plante der damalige SPD-OB als Kopf einer GroAKo (großen Abriss-Koalition), ein gigantisches Verkehrskreuz in die Altstadt zu wuchten und weitere Altbauten für ein Kulturzentrum plattzumachen. Meier war eine von drei Parteirebellen, die dagegen protestieren und zeitweise aus der Fraktion ausgeschlossen wurden.

Am Ende drehten sich Zeitgeist und Beschlusslage – auch bei der WAA Wackersdorf, die Meier ähnlich vehement bekämpfte. Ihre Amtszeit verlief gebremster – schwankender Mehrheiten wegen, aber auch, weil Meier erstmals großflächig verkehrsberuhigte Zonen durchsetzte. Um Autofahrer an "Tempo 30" zu erinnern, wurden weiß-rote Betonpoller aufgestellt, die bald berüchtigten "Christa-Meier-Hütchen". Es blieb bei einer Amtszeit. Im Stadtrat saß Meier noch bis 2020 – ein knappes halbes Jahrhundert.

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