Es war ein Freudentag, als kürzlich das Gerüst vor dem Gasthof Sonne abgebaut wurde, und die neue, sonnengelbe Fassade unverhüllt leuchtete. "Großartig, das war wirklich eines der schönen Baustellen-Gefühle", erinnert sich Carola Söllner.
Ein Paar aus Berlin baut an seinem Traum
Die "Sonne" steht an zentraler Stelle, direkt gegenüber des Lichtenberger Rathauses. Sehr lange blieb sie ungenutzt, doch jetzt soll sie wieder ein Herz des Städtchens werden. Dafür möchten die beiden Wirtshausretter sorgen. Carola Söllner ist Dramaturgin in Brandenburg, ihr Partner Sebastian Ungruhe betreibt eine Bar in Berlin. Gemeinsam bauen sie jetzt hier im Frankenwald an ihrem Traum.
Los ging es vor drei Jahren bei einem Aufenthalt während der Corona-Pandemie im Fichtelgebirge, erinnert sich Söllner: "Wir gingen an einem verlassenen Gasthaus vorbei, wo gerade renoviert wurde. Und eine Freundin sagte tatsächlich: Sowas müsstet ihr doch eigentlich auch machen. Basti macht die Gastro und du die Kultur."
Ein Platz für Feriengäste, DJs und Vereine
Das fanden die beiden eine sehr gute Idee, machten sich auf die Suche nach einem Objekt zum Renovieren – und fanden den Gasthof "Sonne" in Lichtenberg. Sebastians Cousin, ein Architekt, der schon lange von einem eigenen Denkmal-Projekt träumte, stieg mit ein.
Gemeinsam kümmerten sie sich um Zuschussgeber und einen tragfähigen Business-Plan für das Gasthaus-Geschäft im Frankenwald: Im Erdgeschoss der "Sonne" wird ein sogenanntes Escape-Game eingerichtet. Im großen Saal im ersten Stock, der seit dem Zweiten Weltkrieg brachliegt, werden DJs auflegen und die örtlichen Vereine ihre Veranstaltungen abhalten. Außerdem soll es Zimmer und Appartements mit Altbau-Charme geben.
Mit dem Umbau sind sie schon ziemlich weit. Mehr als eine halbe Million Euro ist investiert. Ungefähr drei Viertel der Bauaufgaben sind geschafft, zumindest was die Kosten angeht, schätzen sie.
Aber dann kamen Rückschläge: Dachbalken erwiesen sich überraschend als marode, erzählt Sebastian Ungruhe. Zudem habe sie die starke Inflation im Baugewerbe voll erwischt. Allein die Heizung habe durch die Wirren um das Heizungsgesetz im vergangenen Jahr 60.000 Euro mehr gekostet. "So kamen dann sehr viele Themen zusammen. Und am Ende sitzt man da und denkt sich, jetzt braucht man jemanden, der Bock hat, mitzumachen, und uns noch ein bisschen unter die Arme zu greifen."
Unterstützer per Crowdfunding gesucht
Per Crowdfunding suchen die Gasthofretter jetzt Mitstreiter. Möglich sind kleine Beträge, für die man zum Beispiel ein spezielles Olivenöl bekommt, aber auch große, mit einer echten Beteiligung am künftigen Gastro-Unternehmen. Dafür werben sie in ihrem Netzwerk in Berlin und vor Ort in Lichtenberg.
In der Frankenwaldstadt ist das Projekt sehr gut angekommen. Viele freuen sich darauf, dass die "Sonne" endlich wieder Leben in die Altstadt bringt. Deshalb hoffen die Lichtenberger auf viele Mitstreiter. Die Crowdfunding-Seite ist seit kurzem online. Wenn alles gut geht, soll die "Sonne" im kommenden Jahr wieder öffnen.
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