Er zeigte Mut, hat nicht weggesehen, sondern selbstlos geholfen, als andere in Not waren. Infolgedessen wurde der Industrie-Manager Dominik Brunner aus dem niederbayerischen Ergoldsbach am 12. September 2009 am S-Bahnhof in München-Solln Opfer eines brutalen Gewaltverbrechens. Nun, zum 15. Todestag, wurde bei einer Gedenkfeier im Dominik-Brunner-Haus an ihn erinnert. Hinter der Bühne prangte der Spruch "Motivieren statt mobben".
Zivilcourage statt Gleichgültigkeit
Im Gedenken an die mutige Tat Dominik Brunners empfanden engagierte Menschen die Pflicht, gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen und gründeten die Dominik-Brunner-Stiftung (externer Link). Die Stiftung sollte dazu beitragen, dass die Gesellschaft sich nicht durch Brutalität und Gewalt entmutigen lässt, dass nicht Gleichgültigkeit, sondern Menschlichkeit, Nächstenliebe, Bürgersinn und Zivilcourage als zentrale Werte gestärkt werden.
Stiftung leistet Hilfe für die Helfer
Die Dominik-Brunner-Stiftung soll Menschen und deren Angehörigen helfen, die wegen ihres selbstlosen Handelns oder aus anderen Gründen unverschuldet gesundheitlich oder finanziell in Not geraten sind. Ihr Ziel ist es zudem, das öffentliche Bewusstsein gegen Gewalt zu mobilisieren und zu Zivilcourage zu ermutigen. Mit im Stiftungs-Kuratorium sitzt auch der ehemalige Skiweltmeister Felix Neureuther.
Gewaltprävention setzt bei Kindern an
Gewaltbereitschaft entwickelt sich früh im Leben und beginnt oft damit, dass Kinder keine ausreichende Betreuung und Erziehung erhalten. Die Folge: Probleme in der Schule. "Schulschwänzen" mit der Auswirkung, dass kein Schulabschluss erreicht wird und damit keine Ausbildung absolviert werden kann. Dies kann dann zu Perspektivlosigkeit führen. Endstation manchmal: Gewalt und Verbrechen. Betroffen sind vor allem Kinder aus sozial schwierigen Familien. Sie haben vielfach keine Chance, hier auszubrechen. Es sei denn, die Gesellschaft steuert bewusst dagegen und gibt ihnen eine neue Perspektive.
Dominik-Brunner-Haus: Neustart in Gewaltfreiheit
Die Spirale der Gewalt sollte durchbrochen werden, indem für Kinder und Jugendliche aus problematischen Verhältnissen ein neues, intaktes Umfeld gebaut wurde: In München-Ramersdorf errichtete man 2016 das Dominik-Brunner-Haus mit integrierter Betreuung. Das ganzheitliche Konzept von der Krippe bis zur Mittleren Reife unter enger Einbeziehung der Eltern ist selten in Deutschland.
Neureuther: "Können sehr vieles zurückgeben"
Felix Neureuther war auf der Gedenkfeier sichtlich berührt. "Ich hatte wahnsinnig großes Glück. Ich hatte tolle Eltern, die mir viele Dinge ermöglicht haben", sagte er im Gespräch mit BR24. "In diesem Projekt hier werden Dinge Kindern und Jugendlichen ermöglicht, die nicht so großes Glück hatten. Und ich glaube, so können wir sehr vieles zurückgeben."
Halb- und Ganztagsbetreuung für 150 Kinder und Jugendliche
Großteils wird das Brunner-Haus aus Spenden von Johanniter-Unfallhilfe und Brunner-Stiftung finanziert, die das Projekt gemeinsam betreiben und rund 150 Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen eine Halb- oder Ganztags-Betreuung anbieten. Ziele vor allem: Gewaltprävention und Stärkung des Gemeinschaftssinns. Neureuther lobte den hohen Personalschlüssel im Brunner-Haus: Für elf Kinder sind vier Pädagogen und Sozialarbeiter verantwortlich. Er mahnte aber auch die Politik, generell mehr Personal für die Kinderbetreuung zu finanzieren.
Johanniter-Vorstandsmitglied Susanne Lickert-Heinrich betonte, wie wichtig es sei, einen Ort wie das Brunner-Haus zu haben. "Weil, wenn wir alle nur immer wegschauen und eben noch weniger für andere da sind, dann wird es nur noch schlimmer." Der Erfolg gibt dem Brunner-Haus recht: Knapp jeder zweite Jugendliche erreicht einen höheren Schulabschluss – und weiß, dass nur gewaltfreie Konfliktlösung letztlich weiterführt.
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