Drei Männer auf dem Acker schauen sich Erde an.
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Acker gegen Starkregen und Dürre

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Dürre und Starkregen: Wie Bepflanzung und Mulden helfen sollen

Landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen so nutzen, dass sie Wasser besser speichern können und der Boden bleibt, wo er hingehört: Das ist das Ziel einer Initiative des Freistaats Bayern. Ein Landwirt aus dem Kreis Kulmbach will es ausprobieren.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Unser Gold ist Wasser und Humus", lacht Geologe Oliver Krische. Zwischen seinen Fingern verreibt er frisch aufgebaggerte Erde. "Da sieht man jetzt sehr gut den Unterschied zwischen dem Ober- und Unterboden. Den feuchten hier, den brauchen wir für die Landwirtschaft."

Doch Dürreperioden und Starkregenereignisse verändern die Böden, treiben Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. Auch Biobauer Marcus Krehan aus Haaghof im Landkreis Kulmbach sagt: "Das ist Stress für den Landwirt." Und dem will er jetzt entgegenwirken: mit baulichen Maßnahmen entlang seines Feldes.

Viel Planung im Vorfeld

Gut zwei Jahre musste Landwirt Krehan auf diesen Moment warten. "Ich bin schon aufgeregt, dass es jetzt endlich losgeht. Es steckt viel Planung dahinter", sagt er. Zahlreiche Gutachten, Bodenproben, Anträge und Genehmigungen hat er einholen müssen. Seit dieser Woche rollen zwei Bagger am Rand des sechs Hektar großen Feldes entlang. Routiniert graben die beiden Fahrer Mulden in den Boden und bauen einen Wall auf.

Die große Fläche ist vor allem Sonne und Wind ausgesetzt. In den vergangenen Jahren hat die anhaltende Trockenheit die Bewirtschaftung erschwert. "Wenn es sechs, sieben, acht Wochen am Stück nicht regnet, dann ist hier alles gelb. Da konnten wir auch keinen dritten Heuschnitt mehr machen." Dazu kommen - wie in den vergangenen Wochen immer wieder - Starkregen und Erosion.

Um den Boden dort behalten zu können, wo er hingehört und vorhandenes Wasser in der Fläche zu speichern, sollen bauliche Maßnahmen helfen. Konkret sind das Mulden und Bepflanzung.

Hecken, Bäume und Mulden sollen helfen

Die Mulden fungieren als Auffangbecken und Sickergruben und ermöglichen ein langsames Abfließen des Wassers in den Boden. Vorstellen kann man sich das wie bei einer Pfütze, so der Landwirt. Dazu werden noch in diesem Jahr zahlreiche Hecken und Bäume angepflanzt: 15 unterschiedlichen Arten sollen es sein. Angepflanzt, auf etwa fünf Metern rund um das Feld. Zusätzlich ist in der Mitte des abschüssigen Feldes ein bepflanzter Streifen geplant. Sie fördern die Biodiversität und sind idealer Wasserspeicher, Schattengeber und ein Schutz vor Windaustrocknung.

Unterstützung bei Planung und Umsetzung

Unterstützung bekommt der Biobauer bei der Planung und Umsetzung vom Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken und dem österreichischen Geologen Oliver Krische. Er ist unter anderem Spezialist für Bodenkunde und plant zahlreiche ähnlich gelagerte Projekte – europaweit. Krische sagt: "Die Nachfrage an Umgestaltungsmöglichkeiten steige überall, ob bei Kommunen oder Landwirten."

Rund 150.000 Euro kosten die Maßnahmen hier im Landkreis Kulmbach. Gefördert werden sie zu 80 Prozent vom Projekt "boden:ständig" – einer Initiative der bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung. Aktuell laufen bayernweit rund 100 Projekte, so der oberfränkische Projektleiter Daniel Spaderna: "Das große Thema in Oberfranken ist Trockenheit, aber auch Starkregenereignisse. In den Projekten von 'boden:ständig' geht es darum, den Boden dort zu behalten, wo er hingehört und das Wasser in der Flur zu speichern."

In einem boden:ständig-Projekt engagieren sich Menschen, die vor Ort selbst konkret an der Lösung eines Problems arbeiten – wie etwa lokale Überschwemmungen nach Starkregen, Erosion, Nährstoffeinträge in Seen oder Wassermangel durch extreme Trockenperioden. Das Motto dabei: Das Machbare jetzt tun. Es ist zudem als Plattform und Netzwerk gedacht, koordiniert von der bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung.

Hoffnung: Mehr Ertrag, trotz weniger Fläche

Ganz ohne Kompromisse und Zugeständnisse geht es für Landwirt Marcus Krehan nicht. Die Maßnahmen bedeuten auch Einbußen der zu bewirtschafteten Flächen. "Mir ist völlig klar, dass das nicht jeder so machen kann. Wir versuchen es jetzt aber und erhoffen uns, dass wir, obwohl wir Fläche aufgeben, am Ende einen besseren Ertrag haben."

Bis Anfang Juli sollen die ersten Arbeiten fertig sein. Der aufgebaggerte Boden wird zum Schutz vor Trockenheit und Abtragung noch gemulcht. Im Herbst geht es dann in Phase zwei mit dem Bepflanzen los.

Drei Männer stehen mit einem Plan auf einem grünem Feld.
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Lagebesprechung: Projektleiter Daniel Spaderna, Landwirt Marcus Krehan und Geologe Oliver Krische (von links).

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