Inzwischen ist klar: Mehr als 55.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen hat das Hochwasser in Bayern erwischt. Betroffen sind über 3.000 landwirtschaftliche Betriebe. Das sind die ersten Zahlen des Bayerischen Bauernverbandes, die dem BR vorliegen. Demnach mussten mehr als 50 Bauernhöfe evakuiert werden, darunter auch Betriebe mit Tierhaltung.
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Schwaben und Oberbayern besonders betroffen
Am stärksten betroffen ist die Landwirtschaft in den beiden Regierungsbezirken Schwaben und Oberbayern, teilt der Bauernverband mit. Dort waren es Flüsse, die nach Starkregen zu Hochwasser führten. Später drückte das Wasser in die Donau hinein. Deshalb sind auch entlang der Donau in Niederbayern und der Oberpfalz weitere erhebliche Schäden entstanden.
Wie der Bauernverband am Donnerstag auf BR-Anfrage mitteilte, gibt es in der Oberpfalz auf rund 2.200 Hektar "massive Schäden" auf landwirtschaftlichen Flächen, 1.300 Hektar davon sind Ackerfläche. Besonders betroffen waren laut Bauernverband die Landkreise Regensburg, Schwandorf und Amberg-Sulzbach und einzelne Gemeinden im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz.
Aber auch die anderen Regierungsbezirke sind betroffen. Nach weiteren Angaben des Bauernverbandes geht es vor allem um Ackerflächen, Grünland und Sonderkulturen. Es gibt kleinere Sachschäden bis hin zum Totalschaden.
Einzelne Ertragsausfälle könnten hoch sein
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erklärte, um die Lebensmittelversorgung durch das Hochwasser jetzt insgesamt quantifizieren zu können, sei es "noch zu früh". Die Ertragsausfälle für einzelne Betriebe könnten jedoch hoch sein.
Es bestehe derzeit grundsätzlich durch das anhaltend feuchte Wetter Anlass zur Sorge vor geringeren Erträgen oder Ausfällen bei Pflanzen, die für sogenannte falsche Mehltaupilze anfällig seien, beispielsweise bei Weinreben, Kartoffeln oder Hopfen, heißt es bei der LfL.
"Versorgung mit Brot und Bier gesichert"
In Sachen Bierversorgung allerdings bleibt Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner gelassen. Er sagte dem BR: "Unsere Versorgung mit Brot und mit Bier ist für Braugerste gesichert." Laut Felßner sind viele Getreidestände, die unter Wasser standen, nicht ins Lager gegangen, also kaputtgegangen. Es werde, so Felßner, zwar Ertragseinbußen geben, "aber wir werden ernten können."
Die LfL warnte auch vor Ernteausfällen bei Pflanzen, bei denen die Fruchtqualität leiden könnte, etwa bei Kirschen. Insgesamt sei der witterungsbedingt hohe Druck durch Pilzkrankheiten für alle Kulturen problematisch.
Kartoffelernte in Gefahr?
Vor allem Kartoffeln sind betroffen vom Hochwasser. Das Risiko für "massive Krautfäule-Ausbrüche" sei derzeit so groß wie schon lange nicht mehr, betont Olaf Feuerborn, Vorstandsvorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft.
In Dänemark und den Niederlanden gab es zuletzt regelrechte Krautfäule-Epidemien mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden. Hoher Krankheitsdruck und die wiederholte Anwendung einer "ohnehin bereits stark eingeschränkten Auswahl an Pflanzenschutzmitteln in Verbindung mit reduzierten Aufwandsmengen" führen laut Feuerborn zu einer "erzwungenen Vernachlässigung des notwendigen Resistenzmanagements."
Insgesamt förderten die feuchtwarmen Witterungsbedingungen "das Wachstum des Pilzes ganz besonders". Dem gelte es, wirksam und zeitnah gegenzusteuern. Die Kartoffelbauern müssten auch künftig in die Lage versetzt werden, ihre Feldbestände gesund zu erhalten, so die Forderung der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft. Eine Wiederholung der Fehler der Nachbarländer könne man sich nicht leisten.
Die Kraut- und Knollenfäule ist die bedeutendste Krankheit bei Kartoffeln und wird durch den Pilz Phytophthora infestans ausgelöst. Dieser befällt sowohl das Laub als auch die Knollen und kann innerhalb weniger Tage ganze Ernten vernichten. Inzwischen ist der anpassungsfähige Pilz in einigen europäischen Ländern wieder auf dem Vormarsch, denn er entwickelt schnell Resistenzen gegen Fungizide und kann in den Kartoffelsorten vorhandene Resistenzgene überwinden.
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