Bundesweit sind in den vergangenen fünf Jahren 131 katholische Kirchen geschlossen worden. 126 davon wurden auch profaniert, wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mitteilte. Dabei werden die Gebäude dann offiziell entweiht.
Nun also trifft es auch eine Kirche im Erzbistum München und Freising: Am 30. Dezember wird die Ebenhausener Kirche St. Benedikt in Schäftlarn profaniert - mit einem Gottesdienst und einer anschließenden Lichterprozession.
Asbesthaltiges Dach, feuchte Wände
Grund sind die Kosten: "Das asbesthaltige Dach und die durchfeuchtete Bausubstanz würden keine 60 Jahre nach Einweihung eine Instandsetzung erfordern, die finanziell nicht leistbar ist", erklärt der Pfarrverband Schäftlarn auf seiner Homepage. "Die Profanierung von St. Benedikt ist beschlossen und steht bevor", so das Erzbistum. Was nach der Entweihung mit dem Gebäude geschehen soll, ist nach Angaben des Bistums noch offen.
Aus für die Kirche "St. Benedikt" nach 58 Jahren
Für das immer noch vergleichsweise reiche Münchner Erzbistum ist das ein ungewöhnlicher Schritt. St. Benedikt ist den Angaben zufolge die erste Kirche in jüngerer Zeit, die ohne Ersatzbau profaniert wird. Die Pfarrkirche St. Benedikt in Schäftlarn war ab 1961 nach Plänen des Architekten Hans Heps errichtet und 1965 eingeweiht worden. Der in München geborene Heps war damals Leiter des erzbischöflichen Bauamtes in Freising und an der Errichtung zahlreicher Kirchen beteiligt.
In München war Anfang des 19. Jahrhunderts die Augustinerkirche profaniert worden, außerdem werden die Karmeliterkirche und die Allerheiligenhofkirche in der Münchner Residenz aufgrund von massiven Kriegsschäden seit Kriegsende nicht mehr als Kirchen genutzt.
Kirchenschließungen auch in Ober- und Unterfranken
Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den katholischen Bistümern im Freistaat ergab, wurden dort dieses Jahr einige Kirchen geschlossen: Im Bistum Würzburg zum Beispiel waren es zwei kleinere Gotteshäuser in Rüdenhausen und Sommerhausen. Im Bistum Eichstätt sollte die Kirche St. Monika in Ingolstadt profaniert werden.
Nach Angaben eines Sprechers des Erzbistums Bamberg wurden dort in den letzten zehn bis 15 Jahren "nicht einmal ein Dutzend Kirchen verkauft beziehungsweise abgegeben". "Das ist eine extrem niedrige Zahl und zeigt, dass man sich bisher nur in absoluten Ausnahmefällen" von geweihten Kirchen trenne, sagte der Sprecher.
Auch evangelische Kirchen wurden geschlossen
Nur selten sei dann auch eine Profanierung erfolgt, weil die betreffenden Gotteshäuser meist an andere christliche Konfessionen - beispielsweise orthodoxe Kirchen - übergegangen seien. Nicht nur katholische Kirchen waren von Schließungen betroffen: Nach Angaben der evangelischen Landeskirche wurden seit 2019 in Bayern auch 13 evangelische Kirchen entwidmet.
Mit Informationen von dpa.
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