Niklas und Thomas aus der achten Klasse bauen aus Lego und kleinen Motoren einen Roboter, den sie anschließend programmieren. Er legt eine einfache Fahrstrecke zurück, die haben ihm die Realschüler auf einem Tablet-PC vorgeben. Das ist das Konzept des Education Labs, kurz "Edu-Lab": Technik zum Anfassen und Selbermachen. "Da können wir mal was anderes ausprobieren", sagt Thomas, "das hab ich noch nie gemacht, einen Roboter programmiert, und Lego bauen ist auch ziemlich cool". "Ist besser als Schule", sagt Niklas mit einem Grinsen im Gesicht.
Einkaufswagen-Chip aus dem 3D-Drucker
Im zweiten von insgesamt drei Laborräumen gestaltet die Klasse dreidimensionale Objekte, sogenannte CAD-Modelle, um sie dann in einem 3D-Drucker auszudrucken. Heute ganz praxisnah: Ein Schlüsselanhänger mit Einkaufswagen-Chip. Auch dreidimensionale Porträts der Schülerinnen und Schüler in Form kleiner Büsten haben sie aus 3D-Scans schon erstellt. Spielerisch für moderne Technik begeistern, anstatt Theorie aus Büchern zu pauken: Am Maristenkolleg mit Gymnasium und Realschule geht dieser Plan offenbar auf.
Edu-Lab wird mit klassischen Schulfächern kombiniert
"Kein einziges Mal wurde bisher die Frage gestellt: Wozu soll ich das lernen? Was soll ich damit anfangen?", sagt Studiendirektorin Karin Dobrindt vom Gymnasium. Für Realschuldirektorin Nicole Hofmann sei es "eine Freude, wenn man sieht, dass die Schüler da einfach Spaß haben und das ganze positiv mit der Schule, mit ihrem Unterricht verknüpfen". Denn: Auch die anderen Schulfächer profitieren vom "Edu-Lab". Roboter Programmieren etwa ergänzt sich prima mit dem Informatik-Unterricht. Und im dritten Labor, dem für virtuelle Realität (VR), können Schülerinnen und Schüler zum Beispiel im Rahmen des Biologie-Unterrichts per VR-Brille eine Reise durch das menschliche Herz unternehmen oder im Fach Französisch einen Sightseeing-Trip nach Paris.
Begeisterung für "MINT"-Fächer soll geweckt werden
Das "Edu-Lab" soll auch das in Deutschland oft beklagte mangelnde Interesse an den sogenannten MINT-Fächern mit naturwissenschaftlichem und technischem Bezug wecken. MINT-Begeisterung komme "nicht vom Himmel gefallen", sagt Peter Kosak, Direktor des Schulwerks des Bistums Augsburg, zu dem das Mindelheimer Maristenkolleg gehört, "da müssen wir als Schule einfach etwas anbieten". Das "Mindsetting Offenheit für neue Technologien zu entwickeln", dazu solle "unser 'Edu-Lab' dienen".
"Edu-Lab" soll auch auf den Beruf vorbereiten
Auch "bei vielen Jobs gibt’s das, dass virtuelle Realität schon dazugehört", meint Leyla aus der achten Klasse im VR-Labor. Das sei dann "auf jeden Fall ein Vorteil, wenn man schon Erfahrungen damit gesammelt hat". Auch Unternehmen auf der Suche nach künftigen Fachkräften sehen in der praktischen Beschäftigung mit Technik schon in der Schule den richtigen Weg. So hat etwa der Mindelheimer Maschinenbauer Grob einen modernen 3D-Drucker gesponsert. Der Roboterbauer Kuka aus Augsburg stellt dem Edu-Lab zwei Lehr-Roboter zur Verfügung. Diese Geräte aus Lego-Bausteinen hat Partner Orangeapps passend zur Kuka-Software eigens für Schulen entwickelt.
"Wir müssen das Thema Technik mehr pushen"
"Wir haben hier einen aus Lego gebauten Roboter, der sich aber bedienen und programmieren lässt wie ein richtiger Industrieroboter", sagt Frank Zimmermann, bei Kuka zuständig für Bildungs-Kooperationen mit schulischen Einrichtungen. Und er fügt hinzu, angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels "müssen wir bei unseren Schulabgängern das Thema Technik mehr pushen, müssen einfach Begeisterung wecken".
Den Schülerinnen und Schülern des Mindelheimer Maristenkollegs macht es heute schon sichtlich Spaß, mit Robotern, 3D-Druck und virtueller Realität zu experimentieren. Bald sollen das "Edu-Lab" auch Gruppen anderer Schulen des Schulwerks der Diözese Augsburg und darüber hinaus nutzen können.
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