In seinem bunten Anzug und mit dem Zylinder auf dem Kopf ist Marcel Wenzlaff nicht zu übersehen. Mitten auf dem Bayreuther Weihnachtsmarkt hat er ein Glücksrad aufgebaut, daneben ein Tisch mit allerlei Preisen. Doch um das Gewinnen geht es gar nicht – jede und jeder der am Glücksrad dreht gewinnt – es geht um die Spenden, die Wenzlaff für das Drehen erbittet. Dafür hat er ein altes Bierfass zur Spendenbox umfunktioniert. Wenzlaff wartet nicht, bis die Menschen neugierig werden. Mal frech, mal lustig, mal charmant spricht er die Besucherinnen und Besucher des Weihnachtsmarktes an. Wieviel sie spenden spielt keine Rolle.
Die Marktbudenbesitzer neben dem Glücksrad unterstützen ihn. Es gibt Crêpes und Glühwein – umsonst, noch lieber gegen eine Spende. Wenzlaffs Projekt: das schönste Spielzimmer auf der Kinderstation im Bayreuther Klinikum einrichten.
Den Klinikalltag vergessen machen
"Eine Freude machen, die Kinder und ihre Eltern für Momente das Krankenhaus vergessen lassen. Vor, während, nach der Behandlung", das möchte Marcel Wenzlaff erreichen, "Lachen halte ich für die beste Medizin". Der Angestellte einer Bayreuther Brauerei musste miterleben, wie das Kind einer Freundin an Leukämie starb. Die Kinderstation in einem Berliner Krankenhaus war nüchtern und funktionell, weit weg von einer kindgerechten Umgebung. Das hat sich Marcel Wenzlaff tief eingeprägt. In ihm reifte der Plan ein tolles Spielzimmer zu gestalten. Und weil es nicht nur toll und kindgerecht sein sollte, sollte es gleich das "schönste" Spielzimmer werden. Das klingt auch griffiger für die Sponsorensuche.
Spenden und Eigenleistungen
Violetta Kellner lernte Marcel Wenzlaff über ihren Lebensgefährten kennen. Die Betreiberin eines Nagestudios in Creußen war von der Idee mit dem Spielzimmer begeistert. Zusammen mit ihrem Mann, einem Handwerker, spendete sie den Tisch für das Spielzimmer. Ihr Mann hat ihn gebaut. Nun bauen die beiden den Multifunktionstisch im Spielzimmer auf Station 41 im Bayreuther Klinikum auf. Der Tisch ist dreiteilig, kann in einem Stück für große Spielerunden oder in Teilen für kleinere Gruppen umgruppiert werden. "Das ist so eine tolle Idee, da waren wir sofort dabei", bestätigt Violetta Kellner.
Ein Zimmer ist fertig und es geht weiter
Das Spielzimmer ist in Grüntönen ausgemalt. Die Schränke und Tische sind ebenfalls leicht grün gehalten. Blumen an den Wänden. Ein Leopard, wie im Sprung, zieht sich von einer Wand über die Decke bis an die Gegenwand. Die Steckdosenleisten und Anschlüsse für Sauerstoff in der Wand sind kaum noch zu sehen. In einer Vitrine liegen zahlreiche Spiele. Daneben Kinderbücher, ein Kuscheltier. Kaum zu ahnen, dass das hier mal ein Krankenzimmer war. "Ich bin jeden Tag hier drin mit den Kindern und jetzt diese Atmosphäre: Wow!"
Ilona Golla ist Erzieherin im Klinikum Bayreuth und kümmert sich um die Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 2 und fast 18 Jahren. "Kinder wollen spielen, egal wie es ihnen geht und hier haben sie den Raum dafür." 16.000 Euro hat Marcel Wenzlaff gesammelt, ein Bayreuther Unternehmer verdoppelte den Betrag. Vermittelte die Graffiti Künstlerin, die das Zimmer ausmalte. Als nächstes soll das, in die Jahre gekommene, Spielzimmer auf Station 43 aufgemöbelt werden. Es ist noch Geld übrig, ein Möbelhaus will die Schränke auf eigene Rechnung erneuern.
Auch das Klinikum freut sich über das Engagement. In Zeiten knapper Kassen, sei man auf solche Spenden tatsächlich angewiesen, erklärt Kliniksprecher Frank Schmälzle.
Deutschlands schönstes Spielzimmer
Marcel Wenzlaff, der Mann in dem bunten Anzug und dem Zylinder auf dem Kopf, hat schon wieder ein Superlativ im Blick. "Deutschlands schönstes Spielzimmer" will er in der neuen Kinder- und Jugendpsychiatrie der Bayreuther Bezirksklinik einrichten.
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