Im goldenen Saal des Augsburger Rathauses finden am Mittwoch gleich zwei feierliche Ereignisse statt: Zum einen wird die Ehrenbürgerwürde der Stadt Augsburg verliehen. Diese Auszeichnung erhält der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt, Kurt Gribl (CSU), der für seine Verdienste um die Stadt und die Region gewürdigt wird.
Als politischer Quereinsteiger verantwortete Gribl in seiner zwölfjährigen Amtszeit zwischen 2008 und 2020 zahlreiche Veränderungen in der Fuggerstadt. In seiner Amtszeit wurde zum Beispiel die Augsburger Uniklinik Realität, außerdem der Ausbau der Messe und der neue Königsplatz sowie die Erneuerung der Innenstadt.
Die ersten Einträge im neuen Goldenen Buch
Bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde wird ein weiterer, besonderer Anlass zelebriert: Zum ersten Mal kommt das neue Goldene Buch der Stadt Augsburg zum Einsatz – und zwar für die Unterschrift des neuen Ehrenbürgers, der künftig weitere prominente Unterzeichnungen folgen sollen.
Der allererste Eintrag in das neue Goldene Buch ist es streng genommen nicht. Dieser stammt von der Augsburger Friedenspreisträgerin 2023, der Kriegsberichterstatterin Katrin Eigendorf. Im Oktober vergangenen Jahres hatte sie sich noch provisorisch auf einem losen Papierbogen eingetragen, da zu diesem Zeitpunkt das neue Buch noch nicht fertig war.
Dass Eigendorfs Unterschrift die erste im neuen Goldenen Buch ist, bezeichnete Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) als sehr passend, da "eine Friedenspreisträgerin für die Friedensstadt Augsburg wirklich etwas so Wichtiges ist". Auch ein zweiter Eintrag existiert bereits: Dieser stammt von den Festgästen und Festrednern beim Festakt zum Ulrichs-Jubiläum Ende Dezember 2023.
Augsburger Geschichte innen wie auch außen
Das neue Goldene Buch löst seine Vorgänger-Ausgabe aus dem Jahr 1985 ab. Vor zwei Jahren hatte sich abgezeichnet, dass das knapp 40 Jahre alte Buch voll werde. Die Stadtverwaltung begann, das neue Buch mit Chefgrafiker Markus Hasel zu konzipieren. Gebunden hat es Augsburgs einzige Buchbinderin, Elisabeth Zelck von der Altstadtbuchbinderei.
Der Bucheinband besteht aus grünem Leder mit goldenen Verzierungen, welche einen Teil der Decke des goldenen Saals darstellen. Die erste Innenseite bildet in Rot ebenfalls den Himmel des Saals ab. Grüner Einband, rote Vorsatzpapiere und weiße Seiten – kombiniert man die Farben, entsprechen sie Augsburgs Stadtwappen. Gold ist allerdings auch vorhanden: Zum einen in den Verzierungen des Einbands, zum anderen ist das Papier durch Präge-Folie randvergoldet.
Goldenes Buch ist dem sozialen Miteinander gewidmet
Das fast zehn Kilogramm schwere Goldene Buch hat 512 Seiten, von denen allerdings nur 430 Seiten für berühmte Einträge vorgesehen sind. Die übrigen Seiten werden anders verwendet: In Zusammenarbeit mit Stadtarchiv und Fachreferaten haben die Lektorinnen Ursula Baier Pickartz und Simone Kimmel am Anfang des Buches eine Chronologie der Stadt Augsburg von 1985 bis 2004 erstellt. Diese ist nach Themen sortiert, unter anderem nach Bereichen wie Wohnen, Wirtschaft und Industrie, Mobilität, Stadtentwicklung oder Umwelt. Einige leere Seiten gibt es ebenfalls noch: Diese sollen für eine Chronik der Oberbürgermeister und Oberbürgermeisterinnen ab 1806 vorbehalten werden.
Außerdem ziert den Beginn des Buches ein Zitat von Martin Buber: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung." Augsburgs Oberbürgermeisterin Weber entschied sich für diesen Satz, da es nach den pandemiebedingten Kontakteinschränkungen wieder darauf ankomme, "dass wir Menschen im echten Leben auch miteinander agieren und interagieren und uns treffen und auch soziale Wesen sind", so Weber.
Weber: Goldenes Buch als "stummer Zeitzeuge"
Das neue Exemplar ist das dritte Goldene Buch der Stadt Augsburg. Seit 1950 werden die Bücher geführt, die Aufzeichnungen aus der Zeit davor waren während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden. Die Einträge der bisherigen Bücher wurden von der Stadt digitalisiert und können im Internet angeschaut werden [externer Link].
Ins Goldene Buch der Stadt eintragen dürfen sich Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Wissenschaft, Adel und Kultur sowie Augsburger Friedenspreisträger und Personen, die die Ehrenbürgerwürde bekommen. Im alten Buch sind 257 Einträge vorgenommen worden, unter anderem von Thomas Gottschalk, Joachim Gauck, Angela Merkel oder Spielern des FC Augsburg. Oberbürgermeisterin Weber sieht das Buch als ein Stück Stadtgeschichte an, als "stummer Zeitzeuge für das, was in einer Stadt tatsächlich passiert."
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