Beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt haben sich Betriebsrat und Arbeitgeber auf eine Arbeitszeitabsenkung geeinigt. Damit sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden und 650 Arbeitsplätze erhalten werden. Die Arbeitszeitabsenkung gilt vom 01. Dezember 2024 bis zum 30. Juni 2025 für nahezu alle 9.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit werden die Tarifbeschäftigten in Schweinfurt für die vereinbarten kommenden sieben Monate nun 32,5 statt wie bisher 35 Wochenstunden arbeiten, teilt ZF heute mit.
Damit sich für die reduzierte Arbeitszeit nicht in einem geringeren Monatsentgelt niederschlage, werde den ZF-Mitarbeitern auf Wunsch die Möglichkeit geboten, Zeitguthaben aus ihren betrieblichen Arbeitszeitkonten einzubringen – sprich, Überstunden abzubauen. Das kommende Urlaubsentgelt werde auf Basis der regulären Arbeitszeit vor der Absenkung vergütet.
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Solidarische Aktion der Belegschaft
Ausgenommen von der neuen Regelung sind Auszubildende, Duale Studenten sowie Mitarbeiter in Altersteilzeit, aber auch die Betriebe Aftermarket und ZF Engineering. Verträge von Mitarbeitern in Teilzeit sollen anteilig und im selben Verhältnis abgesenkt werden.
"Damit fällt die Stundenabsenkung geringer aus als geplant", erklärt Personalleiter Marcus Giek. "Das ist im Wesentlichen auf den solidarischen Beitrag der außertariflichen Arbeitnehmer und Führungskräfte zurückzuführen." Diese brächten sich über eine deutliche Reduzierung ihres Jahresentgelts und verpflichtende freie Tage ein, so Giek weiter.
Standortleiter Süß: "Zurück in die wirtschaftliche Erfolgsspur"
Standortleiter Manfred Süß zeigt sich laut Mitteilung zufrieden über den gefundenen Kompromiss und dankt den Beschäftigten für ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: "Ich bin zuversichtlich, dass wir den Standort Schweinfurt wieder in die wirtschaftliche Erfolgsspur zurückbringen werden", so Süß.
Zuvor hatte der Betriebsrat die rund 9.800 Beschäftigten am Vormittag zu zwei "Mitarbeiterinformationen" über die Vorschläge zur Arbeitszeitabsenkung zusammengerufen. Bereits im Oktober hatte das Unternehmen am Standort Schweinfurt in Mitarbeiterveranstaltungen diverse Handlungsoptionen aufgezeigt.
Branche muss Kapazitäten anpassen
Der Automobilzulieferer ZF reagiert mit der Arbeitszeitabsenkung auf die schwache Konjunktur und den Wandel zur E-Mobilität. Dazu müsse die Branche ihre Kapazitäten an die verschlechterten Marktbedingungen anpassen. Bereits initiierte Maßnahmen wie das Auslaufen von befristeten Verträgen oder Altersteilzeitregelungen hatten laut ZF nicht ausgereicht, um die Kapazitäten auf das notwendige Maß zu reduzieren.
Zum Hintergrund: ZF will bundesweit an all seinen Standorten in Summe bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze abbauen. Den ZF-Standort Schweinfurt gibt es – unter verschiedenen Vorgängereigentümern – seit fast 130 Jahren. Hier werden neben Elektromotoren für die Automobilindustrie unter anderem Lkw-Dämpfungstechnik, Eisenbahn-Dämpfungstechnik oder auch Schnell-Ladesysteme für Porsche produziert.
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