"Hey, kannst du mir helfen? Wo ist das Volunteer-Center?", fragt ein junger Mann mit Rucksack Laura. Er steht orientierungslos im Olympiapark München. Offenbar hat er die 28-Jährige am Outfit erkannt: Grünes T-Shirt, graue Hose und weiße Schuhe. Das tragen alle Volunteers der Europameisterschaft 2024 und zu ihnen gehört auch Laura Färber. "Cool, dass du mit dabei bist", antwortet sie und erklärt dem Neuankömmling den Weg.
Im Volunteer-Hub auf dem Olympiagelände kommen alle Volunteers zusammen. Dort werden sie zu Dienstbeginn auf ihre Schicht vorbereitet. Für Laura Färber geht es heute in den Kinderbereich. Die Stadt München hat auf einer Wiese neben der Fanzone einen Spielplatz eingerichtet. Dort können die kleinen EM-Gäste unterschiedliche Spiele ausprobieren, zum Beispiel einen Balance-Parkour oder Teqball. Bei letzterem spielen die Kinder Tischtennis mit großen Fußbällen.
Ehrenamtliche in unterschiedlichen Aufgaben im Einsatz
Laura Färber arbeitet allerdings nicht jedes Mal im Kinderbereich. Pro Schicht fallen unterschiedliche Aufgaben an, erklärt Pia Wißkirchen. Sie ist Teil des Vounteer-Koordinationsteams in München: "Es gibt viele Partnerstände, bei denen die Volunteers unterstützen. Oder sie geben beim Infopoint Auskunft oder helfen bei der Wege-Leitung. Viele kommen aber auch rund ums Stadion zum Einsatz. Dort helfen sie den Ticketinhabern, die Tickets zu aktivieren, wenn sie auf dem Weg ins Stadion sind." Die Volunteers werden da eingesetzt, wo am meisten Hilfe gebraucht wird, so Wißkirchen.
Koordinatorin: "Volunteers wichtig, um alles zu realisieren"
Die Volunteer-Koordinatorin räumt dabei auch mit dem Mythos auf, dass Volunteers den Stars ganz nah sind, etwa in der Trainerkabine oder am Spielfeldrand. "Das ist nicht der Fall und haben wir vor der Bewerbung auch deutlich gemacht", betont Wißkirchen. Die Volunteers packen im Hintergrund mit an. Eine unverzichtbare Unterstützung für den Ablauf der EURO: "Die Volunteers sind natürlich absolut wichtig, um das alles überhaupt zu realisieren und umzusetzen. Das ist eine Gruppe von Personen, die unterstützen. Ohne die Volunteers wäre es so auch gar nicht machbar", sagt Wißkirchen.
Volunteer Laura ist begeistert: "Der Zusammenhalt ist einzigartig"
Diese Wertschätzung spürt auch Laura Färber. Es ist ihr erstes Mal als Volunteer und sie ist begeistert. "Einerseits kann man Teil von etwas Großem sein, wo man sonst vielleicht nicht so den Einblick hat. Anderseits geht es hier um Gemeinschaft. Der Zusammenhalt ist einzigartig", so Färber. Das habe man besonders gemerkt, als es Unwetter gab. "Jeder hat jedem geholfen, jeder hat mit angepackt", erinnert sich die Master-Absolventin. Vor wenigen Tagen hat sie ihr Studium abgeschlossen, jetzt wollte die 28-Jährige aus Ulm ihre freie Zeit sinnvoll nutzen.
16.000 Volunteers bundesweit für EM im Einsatz
Laura Färber gehört zu den insgesamt 16.000 Volunteers der Europameisterschaft 2024. Aus über 146.000 Bewerbern wurden sie ausgewählt. Am Standort München unterstützen 1.600 Ehrenamtliche. Die Volunteers sind für die EM aus aller Welt angereist: zum Beispiel aus Uganda, Großbritannien, Spanien oder Frankreich. In München ist der älteste Volunteer 76 Jahre alt, die jüngste gerade mal volljährig. Ob alt oder jung – sie alle verbindet ihr ehrenamtliches Engagement für die Europameisterschaft.
Warum setzten sich Menschen für die EM ehrenamtlich ein?
"Mir macht es einfach super viel Spaß, weil man richtig viele tolle Leute kennenlernt. Viele Kulturen, viele Nationalitäten. Es ist einfach phänomenal", erzählt eine Volunteer. Neue Menschen kennenlernen, das scheint für viele Volunteers eine zentrale Motivation zu sein. Viele sind auch nicht zum ersten Mal im Einsatz. "Ich habe Blut geleckt bei den Europameisterschaften der Leichtathletik und finde es einfach toll. Man lernt so viele Menschen kennen. Es macht Spaß und ich bin gerne wieder dabei", so eine weitere Volunteer.
Besondere Stimmung bei Deutschland-Spielen
Auch Laura Färber ist sich sicher: Den Volunteer-Job will sie noch mal machen. Jeder Einsatz sei besonders. Aber etwas ganz Besonderes sei es, wenn die deutsche Mannschaft auf dem Spielfeld steht. Jetzt, wo Deutschland im Achtelfinale gegen Dänemark gewonnen hat und ins Viertelfinale rückt, wächst die Vorfreude: "An allen deutschen Spieltagen hatte ich Schicht. Das waren auch die Tage, die am stimmungsvollsten waren. Und deswegen hoffe ich natürlich, dass die deutsche Mannschaft noch länger mit dabei ist." Die 28-Jährige freut sich auf ihre restlichen Tage als Volunteer, ob im Kinderbereich oder woanders. Sie drückt die Daumen, dass Deutschland Europameister 2024 wird. Das wäre ein krönender Abschluss ihres Volunteer-Einsatzes.
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