Das Werkstor von Rodenstock in Regen
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Das Optikunternehmen Rodenstock schließt Ende des Monats die Brillenfertigung in Regen. Damit halbiert sich dort das Werk beinahe.

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Endgültiges Aus für 180 Rodenstock-Beschäftigte in Regen

Endgültiges Aus für 180 Rodenstock-Beschäftigte in Regen

Alle Proteste und Hintergrundgespräche seit Herbst waren vergebens: Das Optikunternehmen Rodenstock schließt Ende des Monats die Brillenfertigung in Regen. Damit halbiert sich dort das Werk beinahe, 180 Beschäftigte sind demnächst arbeitslos.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Stimmung nach der Rodenstock-Betriebsversammlung, in der die 180 Betroffenen Details zum Sozialplan erfahren haben, ist gedrückt. Draußen vor dem Werkstor, auf dem Rodenstock-Parkplatz, eilen die meisten ganz schnell zum Auto. Noch was sagen? Viele winken ab. Seinen Namen will sowieso niemand nennen.

180 Rodenstock-Beschäftigte müssen gehen

Eine junge Frau bleibt dann doch stehen, erzählt, dass sie schon am Freitag ihren allerletzten Arbeitstag hier hat – nach elf Jahren bei Rodenstock. "Wir haben eigentlich alle gehofft, dass wir bis zur Rente hier arbeiten können," erzählt die 36-Jährige. Der Abschied von den langjährigen Kollegen werde ihr "sehr schwer" fallen, die Suche nach einem neuen Job ebenfalls. Denn so wie etliche bei Rodenstock wurde sie für die Glasfertigung nur angelernt, muss also beruflich jetzt wieder ganz von vorne anfangen.

Umschulen mit 59?

Ein Brillenoptikschleifer, der seit 44 Jahren bei Rodenstock arbeitet, kann seit Wochen "nicht mehr richtig schlafen". Welche neue Anstellung soll er mit knapp 60 und mit einer so speziellen Ausbildung draußen finden? "Ich werde jetzt meine Kündigungsfrist abwarten und dann erstmal stempeln", erzählt er, sich also arbeitslos melden. Rodenstock war in Regen früher der mit Abstand größte Arbeitgeber, mit über 1.000 Beschäftigten. Über die Jahre wurden es immer weniger. 2005 kam eine große Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland. Die rund 500 daraufhin verbliebenen Arbeitsplätze galten aber als sicher und sie waren gut bezahlt. Die jetzt Gekündigten erwartet eine aktuell schwierige Wirtschaftslage nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland.

Rodenstock verlagert Fertigung in ausländische Werke

Das Unternehmen, das schon seit Jahrzehnten Werke in Tschechien und Thailand betreibt, verlagert die Regener Brillen-Fertigung nun dorthin. Man investiere mit der Reorganisation des Standorts Regen, der sich künftig auf sein Entwicklungszentrum konzentriert, "in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens", schreibt die Pressestelle.

In Gesprächen mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium führt das Unternehmen den weltweit starken Wettbewerb und die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit hohen Lohn-und Energiekosten an, außerdem die geringere Auslastung der Fertigung. Dem Betriebsrat war klar, dass es schwieriger wird, nachdem Rodenstock ein Großkunde weggebrochen war. Aber man hatte nicht damit gerechnet, dass die Produktion in Regen gleich ganz geschlossen wird.

Betriebsrat hat Sozialpaket ausgehandelt

Betriebsrat und Gewerkschaften haben in den letzten Monaten gekämpft, zuerst gegen die Schließung, dann zumindest für einen Sozialplan, der die größten Härten abfedert. "Klar hätten wir gern mehr gehabt", sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Gerhard Habereder. Aber es wird Abfindungen geben, einen Fonds für Härtefälle, außerdem eine Transfergesellschaft, in die Mitarbeiter einige Zeit freiwillig gehen können, um für sich für Jobsuche und Arbeitsmarkt fit zu machen.

Manche haben gut Chancen draußen, zum Beispiel ausgebildete Augenoptiker, sagt Habereder. Auch Leute mit Handwerksausbildung können unterkommen, bräuchten aber nach Jahren in der Industrie Fortbildungen. In anderen Industriebetrieben unterzuschlüpfen werde schwierig, denn viele kämpfen momentan selbst mit der wirtschaftlichen Lage, so der Betriebsrat, stellen Leute aus oder keine neuen mehr ein. Nur 22 der eigentlich über 200, die bei Rodenstock gehen müssen, haben sich schon vor dem Kündigungsbrief neue Jobs gesucht, vor allem Jüngere mit Familie.

Ein Teil des Regener Werks bleibt - 13 Stellen gerettet

13 Stellen konnte der Betriebsrat in zähen Verhandlungen retten. In der aktuellen Lage ist man auf jeden Arbeitsplatz, der bleibt, stolz. Rodenstock wird den Standort Regen nicht komplett schließen. Das Engineering-Center, in dem neue Produkte für die Serienfertigung im Ausland getestet werden, bleibt dort und damit auch die 280 Beschäftigten. Wie lange das gilt, ob drei, fünf, zehn Jahre oder auf Dauer, darauf habe sich die Unternehmensleitung in den Gesprächen nicht festgelegt, sagt Gerhard Habereder. Die Lage beim einstigen Familienunternehmen sei nicht einfach, denn alle paar Jahre wechseln inzwischen Investoren und Eigentümer.

Im Video: Rodenstock-Werk in Regen wird geschlossen

Der Brillenproduzent Rodenstock baut Arbeitsplätze ab. Das Werk im niederbayerischen Regen mit 180 Beschäftigten wird geschlossen.
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Der Brillenproduzent Rodenstock baut Arbeitsplätze ab. Das Werk im niederbayerischen Regen mit 180 Beschäftigten wird geschlossen.

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