Mehr als 15 Millionen Euro hat es gekostet, der Aldersbacher Prachtkirche neuen Glanz zu verleihen. Beim offiziellen Abschluss der Sanierungen am Sonntag (24.11.) darf sich die 1.500-Seelen-Gemeinde selbst feiern: Mit viel ehrenamtlichem Engagement stemmte sie den Eigenanteil von zwei Millionen Euro.
Engel für 500 Euro, Reliquien für 1.000 Euro
Eine Aktion zugunsten der Kirchensanierung war ein Onlineshop. Spender konnten sich hier zwar nicht ihr Seelenheil, aber immerhin die Patenschaften für Engelsfiguren oder andere Kunstgegenstände erkaufen. Benedikt Wiese zum Beispiel investierte 500 Euro in einen Engel auf dem Benediktus-Altar: "Den habe ich letztes Jahr für meinen kleinen Neffen zur Taufe gekauft." Für Ingrid Baumgartner war die Patenschaft eine Herzensangelegenheit: "Das kann ich mal meinen Enkelkindern erzählen, dass ich hier in dieser Kirche einen Engel habe."
1.000 Euro für ein Märtyrer-Skelett
Im Angebot sind aber auch ausgefallenere Stücke, erklärt Pfarrer Sebastian Wild. Zu haben sei zum Beispiel noch das Skelett des römischen Märtyrers Felizianus, ausgelegt in einer Glasvitrine auf einem der Seitenaltäre. Weil der Sanierungsaufwand hier etwas größer sei, seien die Reliquien im Onlineshop mit 1.000 Euro aufgelistet. Die Preispalette gehe von 50 Euro für einen Engelskopf bis hin zu hochwertigen Kunstgegenständen im fünfstelligen Bereich, so Pfarrer Wild.
Patenschaften für Orgelpfeifen und Dachziegel
Ähnliche Aktionen gibt es auch anderswo in Bayern. Für Orgelsanierungen in den Münchner Kirchen St. Markus und in St. Margaret beispielsweise konnten Pfarreimitglieder mit Patenschaften für Orgelpfeifen ihren Beitrag leisten. Das berühmte "Käppele" in Würzburg hatte Engel, Putten und Engelköpfe, die Pfarrkirche in Kleinhelfendorf (Lkr. München) Stuckfiguren im Angebot. Und für die Dacheindeckung in der Münchner St.-Emmeram-Kirche wurden Paten für eine oder mehrere Ziegel gesucht – für 20 Euro das Stück.
"Wille ist da, die Kirche zu erhalten"
In Aldersbach haben 150 Paten bisher etwa 70.000 Euro eingebracht. Mit dem Eigenvermögen der Pfarrei, zahlreichen großen und kleinen Spenden, sowie dem ehrenamtlichen Engagement vieler Gemeindemitglieder habe man den Eigenanteil von zwei Millionen Euro stemmen können, freut sich Pfarrer Wild: "Zum Beispiel hat eine Frauengruppe über Jahre im 'Asam-Café' Kaffee, Kuchen und ein Backbuch verkauft. Es wurden auch Kirchenführungen organisiert und vieles mehr. Es ist ein schönes Gefühl, wenn der Wille da ist, die Kirche zu erhalten."
Sanierung von unten bis oben
Vom Fußboden bis zur Decke – die Renovierung der Barockkirche in den vergangenen fünfeinhalb Jahren war ein Kraftakt. Fünf Millionen steuert der Freistaat bei, acht Millionen Euro kommen aus Kirchensteuermitteln. Unter anderem musste der Holzwurm aus den Gestühlen entfernt, Stuck und Deckengemälde mussten erneuert werden.
Kunstmaler und Restauratoren brauchten ein Jahr, allein um die berühmten Asam-Fresken aufzufrischen. Altäre und Orgel wurden neu hergerichtet. Auch technische Anlagen wie Elektrik, Beleuchtung, Lautsprecheranlage und Brandschutz sind in der Aldersbacher Kirche jetzt auf dem neuesten Stand. Erfreulich: Die tatsächlichen Kosten blieben sogar etwas unter der veranschlagten Summe.
Bistum Passau: 77 Millionen aus Kirchensteuermitteln
Baumaßnahmen in Gotteshäusern kosten die Finanzkammer des Bistums eine Menge Geld: In den vergangenen zehn Jahren bezuschusste die Diözese Passau Kirchensanierungen mit 77 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln. Im Haushalt für dieses Jahr sind es knapp acht Millionen Euro. Das Bistum Passau hat insgesamt 664 Gotteshäuser (Quelle: Pressestelle Bistum Passau).
💡 Die Kirche Mariä Himmelfahrt
Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Aldersbach gilt wegen ihrer prunkvollen Ausstattung als eine der bedeutendsten Barockkirchen im süddeutschen Raum und eine der schönsten Marienkirchen Bayerns. Nach der Weihe Anfang des 13. Jahrhunderts folgten mehrere Umbauten. Im Jahr 1720 haben die berühmten Künstlerbrüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam die Innenausstattung entworfen und fertiggestellt. Besonders sehenswert ist das Fresko im Mittelschiff der Kirche, das unter anderem die Weihnachtsgeschichte zeigt.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!