Stand beim diesjährigen Sommer.dok des Kreisjugendrings München-Stadt
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Stand beim diesjährigen Sommer.dok des Kreisjugendrings München-Stadt

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"Erinnerst du dich?!": Jugendliche lernen aus der NS-Geschichte

Mit der Veranstaltung "Sommer.dok" will der Kreisjugendring München-Stadt eine Erinnerungskultur schaffen, die die NS-Verbrechen nicht vergessen lässt. Denn auch wenn die Nazi-Zeit für die heutige Generation Vergangenheit ist – ein Erbe bleibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Jedes Jahr im Sommer veranstaltet der Kreisjugendring das Sommer.dok auf dem Königsplatz, in Sichtweite zum NS-Dokumentationszentrum. Auf der Open-Air-Veranstaltung setzen sich junge Menschen zum einen mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander, zum anderen mit aktuellen gesellschaftlichen Themen. Beim diesjährige Sommer.dok des Kreisjugendrings München-Stadt am Dienstag ging es vor allem darum, dass die Taten der NS-Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten.

Schüler: "Denke auf jeden Fall an die Schrecken"

Für Benjamin Hörmann aus der Oberstufe des Markt Indersdorf-Gymnasiums ist die Zeit des Nationalsozialismus ein unangenehmes Thema. Auch er besuchte – wie viele Schüler und Schülerinnen aus Oberbayern – das KZ in Dachau. "Ich denke auf jeden Fall an die Schrecken, die passiert sind. An die schlimmen Vorfälle, weil man ja auch noch Leute aus der älteren Generation kennt, die das auch mitbekommen haben", erzählt der Schüler. "Und wenn man da die Geschichten hört, dann geht es mir auf jeden Fall sehr schlecht damit."

Die Vergangenheit kann brandaktuell sein. Das findet auch Gerhard Wagner, Abteilungsleiter des Münchner Kreisjugendrings: "Man sieht es ja aktuell in den neuen Bundesländern, aber auch in vielen anderen europäischen Staaten, dass Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wieder populär sind und rechtspopulistische Parteien hohe Wahlergebnisse haben." Und deswegen sei es ganz wichtig, dass man sich mit den Themen auseinandersetze und aus der Geschichte lerne, so Wagner.

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Das Sommer.dok des Kreisjugendrings München-Stadt erinnert an die NS-Vergangenheit

Erinnerung und Mahnung

Die Ereignisse der NS-Zeit sollten nicht in Vergessenheit geraten. "Erinnerst du dich?!", fragte daher der Kreisjugendring die Besucher des diesjährigen Sommer.dok, eine kostenlose Open-Air-Veranstaltung am geschichtsträchtigen Königsplatz in München. Ein Programm rund um Kultur, Geschichte, Politik und Kunst – von jungen Menschen, für junge Menschen.

Vielen fehlt der Bezug zu der Zeit. Hörmann findet, dass ein Erinnern trotzdem wichtig ist: "Vor allem, weil wir die Generation sind, die jetzt heranwächst und die in mehreren Jahren die wichtigen Entscheidungen trifft. Dass man den Leuten immer wieder bewusst macht, dass so etwas passieren kann und dass wir das nicht wiederholen sollten."

Hass, Rassismus und Diskriminierung sind allgegenwärtig

Denn auch wenn die Nazi-Zeit für die heutige Generation Geschichte ist – ein Erbe hat sie doch hinterlassen: Hass, Rassismus und Diskriminierung sind immer noch allgegenwärtig. Die Referentin Arina Reichert von der Evangelischen Jugend München bot daher zu diesem Thema einen Workshop auf dem Sommer.dok an: "Grundsätzlich geht es darum, ein Grundverständnis für diese Themen zu schaffen, in die Selbstreflexion zu gehen. Wo findet es statt? Welche Formen hat es? Und wie können wir damit umgehen? Einfach für ein rassismussensibles Miteinander."

Reichert will dieses Miteinander weitergeben. Am Vormittag des Sommer.dok besuchte daher ein Oberstufenkurs des Gymnasiums Markt Indersdorf ihren interaktiven Workshop mit dem Titel "Remember Reflect Resist!" Die Schüler bemerkten schnell: Nationalsozialistisches Gedankengut lässt sich auch immer noch in der Gegenwart finden.

Ziele für den Alltag: Mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität

Den ganzen Tag über konnten die Besucher an diversen Ausstellungen, Vorträgen und interaktiven Angeboten wie dem von Reichert teilnehmen. Um den Jugendlichen nach diesen harten Themen einen Ausstieg zu ermöglichen, bot der Kreisjugendring am Abend Live-Musik. Die Erinnerung an die NS-Zeit aber bleibt. Hörmann nimmt jedenfalls etwas für die Zukunft mit: "Ein bisschen sensibler zu sein im Alltag, vor allem mit Dingen, die mir vorher nicht bewusst waren - und aufmerksamer zu sein."

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