Tiefrot leuchten die Freiland-Erdbeeren von Erdbeerbauer Marinus Niederthanner aus Nußdorf am Inn in diesen Tagen. Viele seiner Beeren sind gerade reif geworden – und ausgerechnet jetzt kommt wie überall in Bayern der große Regen. "Richtig schade" findet das Niederthanner.
Die Gefahr: Vollreife Früchte sind anfällig für Beschädigungen. "Erdbeeren sind empfindlich und halten nicht so viel aus wie etwa ein Apfel", so Niederthanner. Mit Macken sind sie anfälliger, etwa für Pilzinfektionen. Starker Regen könnte so dafür sorgen, dass viele Beeren kaputtgehen.
Kranke Erdbeeren können einander anstecken
Außerdem: Hängen Erdbeeren nah beieinander, können sie sich gegenseitig anstecken. Wirksames Gegenmittel: betroffene Erdbeeren herauspflücken, bevor andere angesteckt werden. Doch dafür haben die wenigsten Erdbeeranbauer Zeit oder Personal – auch die Niederthanners nicht.
So wie Familie Niederthanner geht es vielen Erdbeerbauern in Deutschland. Auch der Verband der Erdbeeranbauer in Süddeutschland meldet auf BR-Anfrage: Das Wetter ist den Erdbeeren zu nass und tendenziell zu kühl.
Hagel beschädigt viele Erdbeerfelder
Erst hatte es im April gut ausgesehen – auch die Niederthanners konnten dank hoher Temperaturen zehn Tage früher die Saison beginnen. Dann kam Frost im Mai und daraufhin viel Regen bis hin zu Unwettern und Hagel. Im Süden Bayerns hat der Hagel einige Erdbeerfelder beschädigt.
Im Norden Bayerns war das Wetter etwas beständiger. Auf dem Erdbeerhof von Roswitha Schemm etwa hat die Freilandsaison gerade erst begonnen. Viele Erdbeeren sind noch grün und fest – das macht sie weniger anfällig für Schäden.
Anbau von robusten Sorten kann helfen
Schemm blickt daher entspannter auf das lange Regenwochenende als viele ihrer Berufskollegen. Es habe in den Wochen zuvor "beste Pflanzbedingungen" gegeben. Die Herausforderungen bei ihr in Mittelfranken sei eher das immer wärmer werdende Klima. "Wir experimentieren mit robusten Erdbeersorten, die den Klimawandel vertragen", so Schemm. Dabei hätten sich vor allem historische Sorten bewährt, etwa die "Mieze Schindler". Diese werden auch später reif. Allerdings: Wenn es jetzt noch eine Woche weiterregnet, "dann haben auch wir ein Problem", so Schemm.
Trotz Regen: Erdbeerpflücken ist möglich
Bei Familie Niederthanner in Nußdorf am Inn kann nur schnelles Pflücken die Erdbeeren noch retten. Doch die Niederthanners setzen auf Selbstpflücken und haben keine Erntehelfer. "An diesem verregneten Wochenende werden wenige Leute kommen", schätzt Niederthanner. Dabei lasse es sich auch bei Regen ernten. "Wichtig sind nur Gummistiefel oder festes Schuhwerk", so Marinus Niederthanner. So hofft die Familie, dass am Wochenende doch viele Kunden kommen und die reifen Früchte vom Feld holen.
- Zum Artikel: "Unwetter-Ticker: DWD warnt vor extrem ergiebigem Dauerregen"
BR24 live: Dauerregen und Warnung vor Hochwasser in Teilen Bayerns
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