Am ersten Wiesn-Sonntag ziehen traditionell die Trachten- und Schützenvereine durch München zur Theresienwiese - einer der größten Umzüge der Welt. Am Sonntag war es wieder so weit. Blumengeschmückte Brauereigespanne und Prachtkutschen verzierten Münchens Straßen.
Gruppen aus vielen Teilen Deutschlands, aber auch aus Österreich, Italien, der Schweiz, Kroatien, Siebenbürgen und Serbien reihten sich in den sieben Kilometer langen Zug ein. Tausende Schaulustige säumten bei strahlendem Sonnenschein die Straßen, um das farbenfrohe Spektakel zu sehen.
Vornweg das Münchner Kindl
Das "Münchner Kindl", verkörpert von der Wirtstochter Franziska Inselkammer als lebende Wappenfigur der Landeshauptstadt, führte reitend den Zug an. Auch die legendäre Bräurosl war hoch zu Ross dabei. Die Brauertochter soll in die Zelte des Vaters geritten sei, um dort jodelnd und Maßkrug schwenkend für Stimmung zu sorgen. In festlich geschmückten Ehrenkutschen begleiteten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) den Zug.
Aufwendig gefertigte Handwerkskunst
In prächtigen traditionellen Gewändern präsentierten die Trachtlerinnen und Trachtler Brauchtum wie auch alte Handwerkskunst. Die historischen Trachten werden teils aufwendig von Hand gefertigt und geben Einblicke in das Leben früherer Jahrhunderte. Bei den Damen geht bei manchen Kleidungsstücken ohne Hilfe beim Anziehen nichts. Allein die unterschiedlichen Kopfbedeckungen haben jeweils besondere Bedeutungen. Goldhauben etwa signalisierten Reichtum; verheiratete Frauen trugen teils andere Hauben als unverheiratete.
Erster Umzug zur Silberhochzeit von König Ludwig I.
Erstmals gab es das Spektakel im Jahr 1835. Damals zogen Trachtler und Schützen zur Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern durch die Stadt. Die Hochzeit des Paares hatte 25 Jahre zuvor 1810 das Oktoberfest in München begründet. Seit 1950 ist der Trachtenumzug fester Bestandteil des Festes.
Manche Teilnehmer tragen historische Gewänder, die dem Mittelalter, der Rokokozeit oder dem Biedermeier nachempfunden sind. Fahnenschwinger, Spielmannszüge und Schützen sind traditionell dabei.
Trachtler waren von Anfang an bei der Wiesn mit dabei
Schon zur Königshochzeit 1810 huldigten Vertreter aller bayerischen Volksgruppen der königlichen Familie. Eine Gruppe von 16 Kinderpaaren in den verschiedenen Landestrachten zog mit Blumen und Früchten zum Königspavillon. Nicht ohne Hintersinn, sollten sich doch vier Jahre nach der Proklamation des Königreichs alle Volksstämme im neuen, größeren Bayern - dem nun auch große Teile Frankens und Schwabens angehörten - einbezogen fühlen. Ein Versuch der Integration, bei der Eigenarten geachtet werden sollten, ja sogar erwünscht waren.
- Zum Artikel: Oktoberfest-FAQ -Was man zur Wiesn wissen muss
Mit Informationen der dpa
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