Zum Forsthaus Valepp kommt man nur über eine schmale kurvige Mautstraße. Früher fuhren dort Busse, seit Sommer 2023 ist die Linie aber eingestellt. Konkrete Pläne zur Wiederaufnahme gibt es nicht. Beim neuen Pächter, dem Tegernseer Hotelier Johannes Rabl, sorgt das für Unverständnis. Mit seinem Geschäftspartner und FC Bayern-Torwart Manuel Neuer hat er das Forsthaus für mehrere Millionen saniert.
Um ein höheres Verkehrsaufkommen auf der engen Straße mitten in der Natur zu vermeiden, hatten sie extra ein Konzept vorgeschlagen, um Naturschützern und Kritikern entgegenzukommen. Das Ziel: Den Pkw-Verkehr Richtung Valepp minimieren. Gäste sollten nicht mit dem Auto, sondern mit dem öffentlichen Bus kommen. Das sei laut Rabl auch ein Grund gewesen, warum sie den Zuschlag bekommen hatten.
Buslinie außer Betrieb, keine Fahrten bislang geplant
Die Buslinie ist allerdings noch immer außer Betrieb. Obwohl das Forsthaus Mitte August bereits eröffnet werden soll. Das vorgeschlagene Verkehrskonzept ist somit vorerst hinfällig. Auf BR-Anfrage teilte das Landratsamt Miesbach mit, dass weiterhin kein Busverkehr auf der Strecke ermöglicht werden könne. Das hatte eine Dienstbesprechung zwischen dem örtlichen Verkehrsunternehmen RVO (Regionalverkehr Oberbayern) und dem Landratsamt vor einigen Tagen ergeben.
Konkrete Gründe wurden keine genannt. In einer anderen Mitteilung des Landratsamtes hieß es aber, dass betriebliche und wirtschaftliche Gründe dazu geführt haben, dass die RVO die Linie nicht mehr betreibt.
Auch von der Pressestelle der Deutschen Bahn, zu der die RVO gehört, heißt es auf Anfrage, dass derzeit keine weiteren Fahrten geplant sind. Die Linie war bisher von Mai bis Oktober im Betrieb.
Unverständnis beim Forsthaus-Pächter
Als Pächter Johannes Rabl damals den Vertrag für das Forsthaus unterzeichnete, seien die Busse noch gefahren, erzählt er am Telefon. Am 1. Juli 2023 habe man dann die Linie wegen Busfahrermangels eingestellt - und seither sei nichts passiert. Es sei nicht fair, dass man sie Millionenbeträge investieren lasse und ihnen dann die Busverbindung streiche, erklärt Rabl.
Denn obwohl das Forsthaus in Zukunft vor allem ein Treffpunkt für Wanderer und Radfahrer sein solle, ein paar Gäste müssten schon auch mit Auto oder Bus kommen, damit sich die Investition lohne, so der Hotelier. Nur unter dieser Voraussetzung habe man die teure Sanierung in Kauf genommen.
Das Forsthaus bietet in Zukunft auch Platz für 40 Übernachtungsgäste. Zudem solle das Forsthaus auch bei schlechtem Wetter erreichbar sein und für Besucher, die nicht so lange wandern oder radeln können. Die Strecke von der Mautstelle in Rottach-Egern bis zum Forsthaus ist zehn Kilometer lang und führt immer wieder bergauf und bergab.
Schranke soll Anzahl der Autos regulieren
Die Probleme mit dem ÖPNV beeinträchtigen aktuell auch das Vorhaben der Staatsforsten. Um die Anzahl der Autos auf der Mautstraße in Zukunft zu begrenzen, war eine Schranke geplant. Das Ziel: Nur noch rund 100 Autos gleichzeitig - mit Ausnahme von Anwohnern, Personal oder Waldarbeitern. Das bestätigt Stefan Breit, der stellvertretende Leiter des Schlierseer Forstbetriebs.
Aktuell habe man Angebote eines Schrankenbetreibers eingeholt. Demnächst sollte sie aufgebaut werden. Solange keine Busse fahren, um die Gäste zu transportieren, könne man den Verkehr aber nicht mit der Schranke reduzieren, sagt Stefan Breit. Das könne man den neuen Pächtern des Forsthaus nicht zumuten.
Keine Busverbindung: Nachteil auch für andere Gasthaus-Betreiber
Viele Jahre hatten die Staatsforsten nach Interessenten für das heruntergekommene Forsthaus Valepp gesucht, das seit 2014 leer stand. Hinzu kommt laut Forstbetriebsleiter: Betroffen ist nicht nur das Forsthaus. Auf dem Weg befinden sich weitere Ausflugslokale und Hütten und zahlreiche Wanderrouten, die über die Mautstraße erreichbar sind. Es wäre sehr schade, wenn keine Busverbindung möglich wäre. Die Anzahl der Fahrzeuge wollte man eigentlich nicht nach oben setzen.
Autoverkehr bleibt vorerst bestehen
Die Zeit drängt langsam. 15 Monate wurde das Forsthaus nun saniert. Am Donnerstag findet laut Pächter Johannes Rabl das erste Probekochen statt. Ende Juli ist der Testbetrieb mit Freunden und Angehörigen geplant. Ab Anfang August soll der Biergarten eröffnen und an Mariä Himmelfahrt, am 15. August, geht es dann offiziell los.
"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Hand gereicht, mehr können wir nicht tun", betont Investor Rabl. Es sei nicht seine Straße und er sei auch keine bayerische Behörde. Er sei nicht dafür zuständig, einen Bus zu organisieren. Solange es keine ÖPNV-Lösung gebe, müsse eben alles so bleiben wie gehabt. Das heißt: Ohne Busverbindung werden die Besucher weiterhin mit dem Auto auf der Mautstraße fahren - auch um zum Forsthaus Valepp zu gelangen.
Gemeinden wollen aktiv werden
Nun wollen die anliegenden Gemeinden aktiv werden. Der Bürgermeister der Gemeinde Rottach-Egern bestätigte auf BR-Anfrage, dass Ende Juli noch mal eine Besprechung stattfinden soll, um eine Lösung für das Busproblem zu finden.
Transparenzhinweis: Wir haben den Beitrag nachträglich mit weiteren Informationen ergänzt.
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