Bauarbeiten beim Forsthaus Valepp.
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Im Forsthaus Valepp ist noch einiges zu tun, bevor der Biergarten im August eröffnen kann.

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Forsthaus Valepp öffnet im August: "Kein Hummer und Kaviar"

Über das Forsthaus Valepp ist in den letzten Jahren viel diskutiert worden. Viele machten sich Sorgen, dass das historische Gebäude zu einem Schickimicki-Treff werden könnte - einer der Pächter ist Torwart Manuel Neuer. So läuft es auf der Baustelle.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Hummer, Jakobsmuscheln und Wagyu-Rind werden nicht auf der Speisekarte stehen, betont Pächter Johannes Rabl. Auch Kaviar soll es im Forsthaus Valepp keinen geben. "Höchstens den vom Saibling aus dem Tegernsee", so der Hotelier vom Tegernsee. Auf den Teller soll heimische Kulinarik kommen. Die Befürchtungen waren vorab groß, dass aus dem Forsthaus Valepp ein Treff für die Reichen und Schönen wird, denn auch Fußballprofi Manuel Neuer gehört zum Investorenduo.

Beim Besuch der Baustelle will Kreisbaumeister Christian Boiger, der für den Denkmalschutz zuständig ist, aber Entwarnung geben. Aus dem Forsthaus sei kein Luxuschalet geworden. Die Kernsanierung des denkmalgeschützten Baus befindet sich in den letzten Zügen. Die Treppe im Inneren des Forsthauses ist bereits salbeifarben gestrichen, die Gaststube ist so gut wie fertig und auch eines der Zimmer ist schon eingerichtet. Viel Holz, tiefe Fensterbänke und mundgeblasenes Glas, aber alles modern.

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Die Gaststube ist so gut wie fertig. Die mundgeblasenen Fenstergläser sind achtmal so teuer wie normale.

"Denkmäler müssen belebt werden"

Die beiden Pächter Manuel Neuer und Hotelier Johannes Rabl hätten nicht versucht, Wünsche durchzusetzen, die dem Denkmal widersprechen, so Boiger. Das Forsthaus Valepp wurde 1841 erbaut. Zweiläufige Außentreppe, im Erdgeschoss eine Fassade aus Naturstein, darüber ein prächtiger Balkon mit rot-grünen Verzierungen. Das Gebäude steht am Ende der Mautstraße, die von Rottach-Egern Richtung Tiroler Grenze führt. Zu besonders, um es nicht zu nutzen, betont Boiger.

Seiner Meinung nach müssen Denkmäler belebt und geliebt werden, damit sie ihren Wert behalten. Eine heruntergekommene Ruine, über die eine Käseglocke gestülpt werde, bringe niemandem was, so der Kreisbaumeister. Dafür hat das Investorenduo gemeinsam mit einem Architekten bei der Sanierung aber vieles beachten müssen. Die Fenstergläser z.B. sind mundgeblasen und handgezogen - und damit achtmal so teuer wie normales Fensterglas, erklärt Johannes Rabl. Das Weißbier könne er im Forsthaus aber nicht achtmal so teuer verkaufen.

Gutachten für Treppenfarbe

Bevor das Investorenduo den Zuschlag für das denkmalgeschützte Forsthaus bekam, stand es einige Jahre leer und war in keinem guten Zustand. Lange hatten die Staatsforsten nach einem Pächter für das marode Gebäude gesucht. Die Idee für das gemeinsame Projekt sei während einer gemeinsamen Radltour mit FC Bayern- und Nationaltorhüter Manuel Neuer vom Spitzingsee in die Valepp entstanden, erzählt Rabl.

Ziel der Sanierung war es, die Geschichte und Besonderheit des Gebäudes herauszuarbeiten, so Rabl weiter. Das Treppenhaus z.B. hatte einen ockerfarbenen Anstrich und habe den beiden überhaupt nicht gefallen. Ein Gutachten ergab aber, dass auf dem Treppengeländer etwa zehn verschiedene Lackschichten in ganz unterschiedliche Farben waren. Der erste, originale Anstrich sei aber salbeigrün gewesen - und so wurde die Treppe nun auch wieder gestaltet. Historisch und modern zugleich, deshalb zieht sich der Farbton nun durch die ganze Inneneinrichtung des Forsthauses.

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Die Treppe ist breit und elegant und wirkt eher, als gehöre sie in ein Herrenhaus. In diesem Salbeiton wurde sie auch 1841 gestrichen.

Nebengebäude soll sich unterordnen

Viele Räume versinken aktuell noch im Baustellenchaos. Der Biergarten ist momentan ein großer Erdfleck, auf dem Baumaschinen stehen. Bald sollen hier 200 Besucher einkehren können. Einen Stammtisch will Rabl dort für Waldarbeiter, Förster und Jäger freihalten. Platz ist außerdem für 40 Übernachtungsgäste. Im Forsthaus wurde die historische Raumaufteilung übernommen, die Zimmer sind deshalb alle unterschiedlich.

In einem Nebengebäude seitlich angrenzend an das Forsthaus befindet sich die Küche und im ersten Stock eine Tenne für Veranstaltungen. Bei den Umbauarbeiten war entscheidend, dass das Nebengebäude niedriger ist und sich vom Stil her deutlich vom Forsthaus abhebt. "Es soll eher wie ein Stadl von außen wirken und dem Star nicht die Show stehlen", erklärt Kreisbaumeister Christian Boiger.

"Wollen keine Eventlocation sein"

Viele Wirtschaften und Hütten in der Region haben ein Konzept für private Feste - so nun auch das Forsthaus. Pächter Johannes Rabl betont aber, dass sich die Veranstaltungen in der Tenne der Tagesgastronomie unterordnen sollen: "Wir wollen keine Eventlocation sein." Deshalb habe man extra einen Raum dazu gebaut, wo Taufen, Hochzeiten oder Geburtstage bedient werden können - ohne den Radlfahrer oder Wanderer auszugrenzen. Exklusiv soll man das ganze Forsthaus nicht mieten können, der Biergarten sei immer offen.

Damit spricht er eine Befürchtung an, die vorab oft geäußert wurde. Dass das Forsthaus nur eine Eventlocation für den großen Geldbeutel und für private Veranstaltungen abgeriegelt wird. "Das haben wir nicht vor", heißt es vom Pächter.

Fokus auf Tagesgeschäft

Abends zu zweit einen schönen Tisch für den Jahrestag reservieren, auch das soll es wohl in Zukunft nicht geben. Der Fokus liege auf dem Tagesgeschäft. Abends werden in erster Linie die Übernachtungsgäste verpflegt. Laut Rabl soll der Preis für eine Übernachtung mit Frühstück pro Person bei etwa 100 Euro liegen. Die Sanierung des Forsthauses sei ein Liebhaberprojekt, aber es müsse nun freilich auch gut laufen.

Manuel Neuer als Besuchermagnet

Gute Voraussetzung dafür ist die Zusammenarbeit mit Wahl-Tegernseer und Fußballprofi Manuel Neuer. Ein Handwerker auf der Baustelle berichtet, dass viele neugierig stehen bleiben und fragen würden, "wo der Neuer seine Wirtschaft hat". Mitstreiter Johannes Rabl wiegelt aber ab. Der Superstar sei das Forsthaus. Es sei schön, einen prominenten Partner zu haben, aber aus dem Forsthaus werde kein FC Bayern-Museum.

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Das nahegelegene Klausenhaus mit der Kapelle. Marktgemeinde und Landkreis wollen das ganze Areal unter Ensembleschutz stellen.

Bewegte Vergangenheit

Bei all der Freude über den neuen Glanz soll aber auch die teils dunkle Vergangenheit aufgearbeitet werden. In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich in der Valepp ein Außenkommando des KZ Dachau. Gefangene mussten einige hundert Meter bergaufwärts ein Jagdhaus für Heinrich Himmler umbauen und waren teilweise im Forsthaus untergebracht.

Und auch die umliegenden Gebäude haben eine Historie, weiß Kreisbaumeister Christian Boiger. Das nahegelegene Klausenhaus erinnert an die gefährliche Holztrift, bei der man Holz über Wasser nach Tirol transportierte. All diese Geschichten erzähle dieser Ort. Bald auch wieder für alle zugänglich.

Eröffnung im August

Ende Juli beginnt eine Testphase mit Freunden und Familie, Anfang August öffnet dann der Biergarten. Offiziell geht es aber erst an Maria Himmelfahrt, am 15. August, los.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und auch Robert Brannekämper (CSU), der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, sind nach der Besichtigung der Baustelle schon jetzt zufrieden. Der Forst hätte für die Sanierung niemals die Möglichkeiten gehabt, so ein Projekt sei eigentlich nur mit engagierten Privatpersonen umsetzbar, bemerkt die Landtagspräsidentin nach dem Termin. Brannekämper gehe das Herz auf, ein Neubau könnte niemals so einen Charme haben.

Praktisch für den Freistaat: Dank Erbpacht kann das Investorenduo zwar für 99 Jahre das Forsthaus nutzen. Eigentümer bleibt aber der Freistaat Bayern. So lange dürfte das Forsthaus nun erst mal gerüstet sein.

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Hier soll bald der Biergarten für 200 Personen entstehen. Auf der rechten Seite befindet sich das neue Seitengebäude mit Küche und Tenne.

Dieser Artikel ist erstmals am 08. Juni 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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