Für Vielfalt, Zusammenhalt und gegen Rechtsextremismus sind am Samstag deutschlandweit wieder Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. In Bayern fanden Demonstrationen mit jeweils mehreren hundert Teilnehmern in Allersberg und Nürnberg statt. Am Sonntag ist eine Aktion in Würzburg geplant.
Friedlicher Protestzug in Nürnberg
Rund 700 Menschen versammelten sich am Nachmittag in Nürnberg, um ihre Stimme gegen Rechtsextremismus zu erheben. Ein Bündnis aus verschiedenen linken und antifaschistischen Gruppierungen hatte zu der Demonstration aufgerufen. Zunächst versammelten sich die Teilnehmer am Nelson-Mandela-Platz zu einer Kundgebung. Danach zog die Demo weiter bis in den Annapark. Die Veranstaltung verlief soweit friedlich, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken auf BR-Anfrage mitteilte.
"Allersberg bekennt Farbe" mit rund 200 Demonstranten
Indessen kamen in Allersberg im Landkreis Roth am Nachmittag rund 200 Menschen auf dem Marktplatz zusammen, um unter dem Motto "Allersberg bekennt Farbe" zu demonstrieren. Die Aktion richtete sich ebenfalls gegen Rechtsextremismus. Ausrichter der Veranstaltung war die Initiative "Allersberg ist bunt", die von der Allianz gegen Rechtsextremismus, der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und vom Bündnis Nazistopp unterstützt wurde.
"Wir sind die letzten Menschen, die die Geschichten von damals aus erster Hand hören konnten: die Berichte über die unmenschlichen Verbrechen der Nationalsozialisten. Und damit tragen wir eine riesige Verantwortung", sagte Mitorganisatorin Sarah Brückmann in ihrer Rede. Das Schwerpunktthema der Demonstration, die "Erinnerungskultur", hat für Brückmann auch eine persönliche Bedeutung. "Meine Oma ist vor zwei Jahren 101-jährig gestorben und hat mir schon als Kind Geschichten aus dem Krieg und aus der Nazizeit erzählt", sagte die Mitorganisatorin im BR-Interview. Dabei sei ihr bewusst geworden, dass wenn "wir einmal nicht mehr leben, dass diese Menschen nicht mehr existieren, die diese Geschichten aus erster Hand gehört haben".
Im Video: Demo gegen Rechtsextremismus in Allersberg
Mehr Teilnehmer als erwartet in Duisburg
In Duisburg wurden die Erwartungen der Organisatoren deutlich übertroffen: Nach Polizeiangaben gingen dort 15.000 Menschen auf die Straße - 5.000 mehr, als erwartet. Unter dem Motto "Duisburg ist echt bunt" hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund zu der Demonstration für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze aufgerufen. Ein breites Bündnis aus Parteien, Trägern der freien Wohlfahrt, Vereinen und Verbänden schloss sich an, um ein "deutliches Zeichen für eine lebendige Demokratie" zu setzen.
Weitere Veranstaltungen für Sonntag angekündigt
Seit Wochen demonstrieren bundesweit immer wieder Tausende Menschen für Demokratie - und gegen die AfD. Auslöser der Proteste war ein Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.
Für Sonntag haben die Wohlfahrtsverbände in Bochum und Herne zur Bildung einer Menschenkette aufgerufen. Unter dem Motto "Seite an Seite für Demokratie und Menschlichkeit" sollen die Teilnehmer eine sieben Kilometer Verbindung zwischen den beiden Rathäusern der Städte bilden. Auch die Oberbürgermeister der Ruhrgebietsstädte wollen mitmachen.
Auch im unterfränkischen Würzburg ist für Sonntag eine Demonstration gegen Rechtsextremismus geplant. Laut Angaben der Veranstalter wollen sich die Teilnehmer am frühen Nachmittag auf dem Domvorplatz versammeln.
Paus fordert mehr Unterstützung für Initiativen
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat indessen mehr Unterstützung für die Menschen gefordert, die sich für Demokratie, Toleranz und gegen Rechtsextremismus einsetzen. Es brauche stabile Unterstützungsstrukturen, forderte Paus. Das Bundesprogramm "Demokratie leben!" habe viel getan. Die Wahrheit sei aber, dass das mitunter prekär finanzierte Modellprojekte seien. Paus forderte einmal mehr ein Demokratiefördergesetz als Instrument.
Die Bundesregierung hat einen Gesetzesentwurf zu einem Demokratiefördergesetz auf den Weg gebracht. Ziel des geplanten Demokratiefördergesetzes ist es, Vereine und Organisationen, die sich für die Stärkung der Demokratie, gesellschaftliche Vielfalt und die Prävention von Extremismus einsetzen, mit einer besseren langfristigen finanziellen Grundlage auszustatten.
Mit Informationen von dpa
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