Ein Kätzchen wird von einer Tierärztin untersucht. Es wurde schwach und krank auf einer Baustelle in Freilassing aufgefunden.
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Dieses Streunerkätzchen wurde auf einer Baustelle krank aufgefunden und im Tierheim Freilassing aufgepäppelt.

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Gegen "Katzenschwemme": Verordnung soll helfen

Gegen "Katzenschwemme": Verordnung soll helfen

Die bayerischen Tierheime können sich vor jungen Katzen kaum retten. Um die "Katzenschwemme" in den Griff zu bekommen, könnte eine Katzenschutzverordnung helfen. Sie besagt: Freigänger-Katzen müssen registriert, gekennzeichnet und kastriert werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Monika Brunnauer hat auf der Katzen-Quarantänestation im Tierheim Freilassing alle Hände voll zu tun: füttern, Medikamente geben und bespaßen. Werden Miezen aufgenommen, müssen sie erst einmal gesundheitlich durchgecheckt werden – wie die junge, schmale Kätzin, die vor einigen Wochen von einem landwirtschaftlichen Anwesen im Berchtesgadener Land eingefangen und ins Tierheim gebracht wurde. Eine von rund 20 Katzen, die nahe dem Bauernhof herumstreunten und sich unkontrolliert vermehrten. Kurze Zeit später bringt die wilde, scheue Katze im Tierheim acht Junge zur Welt. Vier sind zu schwach, zwei rote und zwei beige Kätzchen überleben und werden zusammen mit ihrer Mutter gesund gepflegt, aufgepäppelt, damit sie an ein gutes, neues Zuhause vermittelt werden können.

Es ist ein Fall von vielen, die bayerische Tierheim tagtäglich beschäftigen, die sich vor jungen und erwachsenen Katzen nicht mehr retten können. Die meisten von ihnen sind krank, unterernährt und haben körperliche Beeinträchtigungen durch Inzucht. Sie haben, wenn sie überhaupt überleben, nur eine geringe Lebenserwartung.

Katzenschutzverordnungen im Freistaat zeigen Erfolge

Die Katzenschutzverordnung, die eine Registrierung, Kennzeichnung und vor allem Kastrierung vorschreibt, könnte das Leid der Streuner mindern. Denn die Halter sind laut Verordnung verpflichtet, ihre Freigängerkatzen zu kastrieren. Doch die Verordnung gibt es bisher lediglich in neun von rund 2.300 bayerischen Kommunen.

Die erste Kommune, die sie im Frühjahr 2023 auf Drängen von Silvia Rottmair von der "Katzenhilfe Salzachtal" eingeführt hat, war die Stadt Laufen im Berchtesgadener Land. Dort hat man nur gute Erfahrungen gemacht. Die Registrierungen haben um 40 Prozent zugenommen, streunende Miezen sind weniger geworden. Im Jahr 2022 hat das zuständige Tierheim Freilassing aus Laufen 25 Streunerkatzen aufgenommen. In diesem Jahr sind es bisher neun.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Aschaffenburg in Unterfranken. Auch dort gibt es eine Katzenschutzverordnung mit Kastrationspflicht für Freigängerkatzen. Die Verordnung bedeutet nicht nur weniger Katzenleid, sondern auch Rechtssicherheit für zu Hilfe gerufene Tierschutzorganisationen.

Bayernweite Einführung gefordert

Um das Katzenleid flächendeckend zu lindern, würde sich nicht nur die "Katzenhilfe Salzachtal", sondern auch Alexandra Kieser vom Tierheim Aschaffenburg eine bayernweite Einführung wünschen.

Die Entscheidung, ob eine Katzenschutzverordnung eingeführt werden soll, liegt bei den Kreisen und Städten. Vereinzelt wurden auch schon in anderen bayerischen Gemeinden konsequente Katzenschutzverordnungen auf den Weg gebracht, wie etwa in Utting am Ammersee (Lkr. Landsberg am Lech) oder im Landkreis Pfaffenhofen. In vielen Gemeinden im unterfränkischen Landkreis Haßberge gilt seit September 2024 eine abgeschwächte Katzenschutzverordnung, lediglich mit Kennzeichnung und Registrierung.

Umweltministerium schiebt Verantwortung auf Kommunen

Das für Tierschutz zuständige Bayerische Umweltministerium kann sich bisher nicht zu einer bayernweiten Verordnung durchringen und schreibt auf BR-Anfrage: Vor Ort könne "am besten beurteilt werden, ob Maßnahmen wie die Kastration oder das Verbot unkontrollierten freien Auslaufs erforderlich sind. Damit sind die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um langfristige Lösungen für streunende und verwilderte Katzen innerhalb betroffener Gebiete zu erarbeiten. Das Umweltministerium hält an diesem Vorgehen fest."

Pflegestellen übernehmen gemeindliche Aufgabe

Die "Katzenschwemme" ist nach wie vor ein drängendes Problem. In Bayern wurde teilweise bereits ein Aufnahmestopp verhängt, weil die Tierheime am Anschlag sind. In Freilassing und Umgebung nehmen zusätzlich private Pflegestellen Streunerkatzen auf. Die Tierschützerinnen versorgen die Katzen und pflegen sie für die Weitervermittlung in ein dauerhaftes Zuhause mit Spendengeldern gesund, obwohl dies eine gemeindliche Aufgabe wäre.

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