Polizeieinsatz im Fußballstadion
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Fußball: Gewalt auf Steuerzahlerkosten

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Gewalt unter Fußballfans: Auf Kosten der Steuerzahler?

Gewalt unter Fußballfans: Auf Kosten der Steuerzahler?

Ausschreitungen gewaltbereiter Fußballfans in Stadien und nach den Spielen an Bahnhöfen und Zügen gefährden Unbeteiligte. Die Polizeigewerkschaft spricht von zunehmender Gewalt. Wer trägt die Verantwortung für die Eskalationen von Fan-Gruppierungen?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Schon um elf Uhr morgens treffen sich am vergangenen Samstag in Nürnberg Hunderte Fans rund um das Stadion des 1. FC Nürnberg. Die Stimmung ist angeheitert und friedlich – noch. Denn zu Gast bei den Nürnbergern ist der FC St. Pauli. Manche Fans beider Clubs pflegen eine sogenannte Fan-Feindschaft zueinander.

Es sind Rivalitäten, die nicht ungewöhnlich sind in der Szene der Fußballfans. Zum Teil bestehen sie seit Jahrzehnten, berichtet ein Fan dem BR-Politikmagazin Kontrovers: "Wenn ich da in die Club-Historie reinschau, das war schon in den 20er- und 30er-Jahren oder in den 70igern. Also, ich denk mal, das hat sich nicht verändert."

Fan-Feindschaften und Fan-Freundschaften bestimmen die Szene

Doch selbst wenn es sie schon lange gibt, wirken sie sich auf die Zuschauer im Stadion aus. Manche Fans wägen genau ab, wo sie wie weit gehen können. Besonders im Stadion wollen manche sich zurückhalten, berichten sie den Kontrovers-Reportern: "Pöbeln geht schon, aber dann hört's auf. Hier muss ich mich benehmen, ich muss mich zurückhalten."

Wer die Fan-Feindschaft pflegen will, findet andere Wege, berichtet ein anderer Fan: "Die Leute, die sich schlägern wollen, die treffen sich auch so. Es wird sich eine SMS geschrieben: 'Wie schaut's aus: Treffen wir uns am Parkplatz?‘ Da wird sich geschlagen."

Im Video: Das Kontrovers-Interview mit Holger Schwiewagner, SpVgg Greuther Fürth

Holger Schwiewagner, Geschäftsführer SpVgg Greuther Fürth
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Holger Schwiewagner

Wegen Gewalt und Diskriminierung: So viele Spielabbrüche wie nie

Die Begegnung zwischen dem 1. FC Nürnberg und St. Pauli gilt als eine von mehreren im Profi-Fußball, die Ärger mit sich bringen kann. Auch deswegen ist die Polizeipräsenz eine halbe Stunde vor Anpfiff hoch.

Die Zahl der Körperverletzungsdelikte in und um die Fußballstadien liegt konstant bei über 1.100 Taten pro Saison. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Spielabbrüche wegen Gewalt- und Diskriminierungsfällen. In der vergangenen Saison wurden 961 Spiele abgebrochen – so viele wie noch nie. Gewalt bei Fußballspielen ist ein Problem, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich.

Der Böllerwurf im Stadion des FC Augsburg

In dieser Woche sollte am Augsburger Landgericht ein entsprechender Prozess verhandelt werden, wurde jedoch vertagt. Mitte November vergangenen Jahres kommt es im Stadion des FC Augsburg beim Erstliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim zu einem Zwischenfall: Vierzehn Menschen, darunter fünf Kinder, wurden beim FCA-Spiel gegen Hoffenheim durch einen Böller verletzt. In der 57. Spielminute flog ein Sprengkörper aus dem Gästeblock der TSG Hoffenheim auf die Tribüne der Heimzuschauer und explodierte hinter der Eckfahne. Bislang ungeklärt ist, wie der Sprengkörper ins Stadion gelangen konnte.

"Die Entwicklung in den deutschen Stadien zeigt natürlich sehr genau, dass selbst durch ein hohes Maß an Sicherheitsmaßnahmen der Einsatz von Pyrotechnik mittlerweile leider an der Tagesordnung ist", sagte Holger Schwiewagner, Geschäftsführer der Spielervereinigung (SpVgg) Greuther Fürth, im Interview mit Kontrovers.

Vereine haften für ihre Fans

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) begegnet Pyro-Vorfällen seit Jahren mit Strafen und verhängt sie gegen die Vereine für das Fehlverhalten ihrer Fans: Beim Abbrennen eines einzelnen Pyro-Gegenstandes, etwa einer Fackel, liegen diese je nach Liga zwischen 350 Euro (3. Liga) und 1.000 Euro (Bundesliga). Dennoch kommt es bei Spielen regelmäßig zu Zwischenfällen mit Pyrotechnik. Sind die Strafen gar zu niedrig angesetzt, um Wirkung zu haben?

Schwiewagner hält wenig von härteren Strafen für im Stadion gezündete Pyrotechnik: "Wir sind mit Sanktionierungen am Ende. Sie bewirken schlicht und ergreifend nichts." Auch Schwiewagners Verein, die SpVgg Greuther Fürth, wurde entsprechend dieses Katalogs als Zweitligist erst im Februar zu einer Geldstrafe von 95.000 Euro belegt.

Lückenhafte Sicherheitskonzepte?

Immer wieder stehen die Forderungen nach schärferen Kontrollen im Raum, etwa beim Einlass in die Stadien. Diese erachtet Schwiewagner jedoch weder als zielführend noch als praktikabel: "In Stadien, wo mehrere zehntausend Menschen innerhalb von 60 bis 90 Minuten eingelassen werden, sind Kontrollen in dem Maß, wie sie teilweise diskutiert werden, schlicht und einfach nicht möglich." Zuständig für die Eingangskontrollen sind in der Regel vom Verein beauftragte Sicherheitskräfte.

Aus Sicht des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) sind intensivere Kontrollen durch private Sicherheitsdienste grundsätzlich möglich, wenn der Verein etwa Leibesvisitationen aus Sicherheitsgründen anordne: "Dann muss er das entsprechend natürlich organisieren. Das muss dann auch den Besuchern natürlich klargemacht werden, damit jeder weiß, dass zum Beispiel eine körperliche Durchsuchung stattfindet aus Sicherheitsgründen."

Gewalt auf Kosten der Steuerzahler?

Allein in der letzten Saison hat die bayerische Polizei über 190.000 Einsatzstunden im Zusammenhang mit den Profi-Spielen absolviert. Wie hoch die Kosten sind, darüber hat das zuständige Innenministerium keine Übersicht. Eine 2022 veröffentlichte Studie des Ifo-Instituts verglich Statistiken von 2011 bis 2015 und kam zu dem Schluss: Gewalt durch Fußballfans – vor allem der Gruppe der Ultras – kostete in diesem Zeitraum pro Jahr 44 Millionen Euro in Deutschland.

"Natürlich kostet jeder Polizeieinsatz Geld. Wenn das immer so weitergeht, und hier die Vereine irgendwie die Augen zumachen, gegen die eigene Ultra-Gruppierungen nicht vorzugehen, sondern die einfach gewähren zu lassen. Dann muss man sich überlegen, inwieweit man die Vereine an den Kosten beteiligt an solchen Polizeieinsätzen. Weil natürlich: Die Gesellschaft zahlt das Ganze." Florian Leitner, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Bayern

Derzeit tragen die Gesellschaft und der Steuerzahler diese Kosten, kritisiert Florian Leitner, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Bayern.

Vereine an Kosten beteiligen?

Schwiewagner, der im DFL-Präsidium und im Vorstand des Deutschen Fußball Verbands (DFB) ist, weist das von sich: "Das ist meines Erachtens eine völlig falsche Betrachtung. Der deutsche Profifußball hat in der Saison 22/23 1,6 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben bezahlt, gibt ungefähr 55.000 in unserem Land Arbeit. Also wir leisten sehr wohl einen Beitrag auch für die Finanzierung der Polizei."

Für eine Kostenbeteiligung der Vereine fehlt in Bayern jedoch der politische Wille. Man wolle, dass die Polizeieinsätze insgesamt reduziert werden könnten und dass die Vereine mehr Verantwortung übernehmen würden, sagt der Innenminister: "Aber nicht, dass wir jetzt in erster Linie Rechnungen schicken, zumal wir natürlich auch noch das Problem haben, dass ein Teil der Polizeieinsätze völlig außerhalb des Stadions stattfindet."

So erneut auch am vergangenen Samstag, im Anschluss des Spiels des 1. FC Nürnberg gegen St. Pauli. Bei der Rückreise der St. Pauli-Fans kam es am Göttinger Bahnhof zu gewalttätigen Ausschreitungen.

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