Strich für Strich, Punkt für Punkt. Mithilfe eines Projektors und großen Linealen sprayt Daniel Döbner, besser bekannt unter seinem Künstlernamen "Besok", hoch konzentriert an die Wand des Haunstetter Hallenbads. Und zwar nicht nachts in einer heimlichen Aktion, sondern mit offiziellem Auftrag: Er soll die Nordseite des Bades verschönern.
Kunstwerk aus vielen kleinen Motiven rund ums "Wasser"
In der Vergangenheit war dort alles mit kleinen Graffitis vollgesprayt, jetzt soll ein richtiges Kunstwerk entstehen. Das Motto: Das Augsburger Wassermanagement, das auch UNESCO Welterbe ist.
Dem Augsburger Daniel Döbner sind dazu viele Motive eingefallen: Mal eine typische Kanalansicht aus der Augsburger Altstadt, mal eine Figur vom Augustusbrunnen am Rathausplatz, die die Wertach repräsentieren soll, "und dann noch Augustus selber, mit Handtuch im Genick und Sonnenbrille auf dem Weg zum Freibad".
Die Stadt hatte im Vorfeld einen Wettbewerb veranstaltet. Sowohl lokale als auch international renommierte Künstler haben daran teilgenommen. Am Ende stimmte die Mehrzahl der Haunstetter Bürger für "Besok". Daniel Döbner fühlt sich geehrt: "Dass die Leute das gut finden, feuert mich an, noch besser zu werden, noch weiter zu machen."
Die Stadt sagt klar: "Kunst: JA! Sachbeschädigung: NEIN!"
Die Stadt Augsburg sieht die Gestaltung des Hallenbads vor allem als Prävention gegen illegales Sprayen. Laut Frank Pintsch, Ordnungsreferent der Stadt, seien im vergangenem Jahr 438 Straftaten aufgrund von illegalem Graffiti [externer Link] erfasst worden. Das sei die niedrigste Zahl seit 2019.
Diesen Rückgang, so Pintsch, könne man auch darauf zurückführen, dass die Stadt einen guten Umgang mit der Sprayer-Szene pflege und Kunst im öffentlichen Raum unterstützten will: "Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass wir den Fokus eben nicht nur auf die Repression legen, sondern dass wir einen kleinen Kurswechsel gemacht haben und klar sagen: Kunst im öffentlichen Raum kann stattfinden, aber Sachbeschädigung: Nein!", betont der Augsburger Ordnungsreferent. Die finanzielle Förderung für das neue Kunstwerk am Haunstetter Hallenbad sei dafür ein gutes Beispiel.
Sprayen ist noch immer oft verschrien
Auch Daniel Döbner ist es wichtig, dass sein Werk als Kunst und nicht als Graffiti gesehen wird. Das Sprayen sei immer schnell negativ behaftet. Er benutze zwar eine Spraydose, aber das sei sein Werkzeug. Daniel Döbner: "Mir ist es wichtig, dass man nicht – wenn man die Spraydose in Hand hat – mit allem, was auf der Straße passiert, in einen Topf geworfen wird. Egal ob Pinsel oder Sprühdose, die Dose ist ein Werkzeug und es hat sich jemand Gedanken gemacht."
Dass das neue Graffiti als Kunstwerk gesehen wird, ist auch Ziel der Stadt. Schon jetzt bekommt Ordnungsreferent Frank Pintsch viel positives Feedback: "Immer wieder melden sich Bürgerinnen und Bürger – auch ältere Menschen – die sagen, dass das doch was Schönes ist. Also man merkt schon, da findet auch eine Entspannung gegenüber dem Thema Graffiti statt."
Ende September soll die neugestaltete Wand am Haunstetter Hallenbad fertig sein.
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