Eine Bushaltestelle auf dem Land in Bayern.
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Eine Bushaltestelle auf dem Land in Bayern. (Symbolbild)

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Greenpeace: Schlechtes Zeugnis für bayerischen Nahverkehr

Greenpeace: Schlechtes Zeugnis für bayerischen Nahverkehr

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace stellt dem Bus- und Bahnangebot in Bayern kein gutes Zeugnis aus. Laut einer Studie haben 38,5 Prozent der Menschen einen sehr schlechten Zugang zum öffentlichen Nahverkehr. Nur ein Bundesland ist schlechter.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Das Bus- und Bahnangebot ist laut einer Greenpeace-Studie (externer Link) für Millionen Menschen in Deutschland unzureichend. Rund 26 Prozent der Deutschen hätten an ihrem Wohnort einen sehr schlechten Zugang zum öffentlichen Nahverkehr, erklärte die Umweltorganisation am Freitag in Berlin. Dabei gibt es ein großes Stadt-Land-Gefälle, aber auch Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Schlusslichter: Niedersachsen und Bayern

Bayern schneidet bei der deutschlandweiten Untersuchung schlecht ab: Laut der Studie haben rund 38,5 Prozent der in Bayern lebenden Menschen einen sehr schlechten Zugang zum öffentlichen Nahverkehr. Nur in Niedersachsen sei der Anteil der vom Nahverkehr quasi abgehängten Menschen mit 42,2 Prozent noch größer. Bayerns Nachbar, das ebenfalls ländlich geprägte Baden-Württemberg, kommt im Ländervergleich auf Rang 6, weil nur 21 Prozent der Bevölkerung ein sehr schlechtes Nahverkehrsangebot haben.

Deutlich besser schneidet Nordrhein-Westfalen ab. Dort liegt laut der Studie der Anteil der Menschen mit schlechtem ÖPNV-Zugang bei nur rund 18 Prozent.

Stadt-Land-Gefälle in Deutschland - besonders in Bayern

Während rund 78 Prozent der Menschen in deutschen kreisfreien Großstädten von gutem oder sehr gutem ÖPNV profitierten, seien es in dünn besiedelten ländlichen Kreisen lediglich elf Prozent, hieß es. Die Hälfte der Menschen sei dort vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt. Die bayerischen Schlusslichter sind die Landkreise Straubing-Bogen (86,5 Prozent), Haßberge (81,8 Prozent), Unterallgäu (79,1 Prozent), Landshut (78,5 Prozent), Kelheim (78,3 Prozent) und Cham (77,4 Prozent).

Mit München hat es nur eine bayerische Stadt in die "Top 10" der Städte und Landkreise mit einem möglichst geringen Anteil der Bevölkerung mit sehr schlechtem Nahverkehr geschafft. Sechs der zehn Landkreise mit dem bundesweit schlechtesten Nahverkehrsangebot liegen in Bayern.

Bayern: Menschen auf Auto angewiesen

Ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums verwies darauf, dass ein "zukunftsfähiger und attraktiver" Nahverkehr für die bayerische Staatsregierung ein "zentraler Pfeiler klimaschonender Mobilität für Stadt und Land" sei. Gerade auf dem Land seien aber nach wie vor viele Menschen etwa für den Weg zur Arbeit auf ihr Auto angewiesen. "Das wird sich auch auf absehbare Zeit nicht ändern", sagte der Sprecher und verwies auf die Nahverkehrsstrategie der bayerischen Staatsregierung.

Ziel sei ein flächendeckender Nahverkehr im ländlichen Raum und genügend Kapazitäten in den Ballungsräumen. Dazu brauche es aber unter anderem "verlässliche Regionalisierungsmittel des Bundes".

Greenpeace hat Zweifel am Vorhaben der Staatsregierung

Zwar habe auch die bayerische Staatsregierung 2022 eine Nahverkehrsstrategie beschlossen und wolle bis im Jahr 2030 die Fahrgastzahlen des Jahres 2019 verdoppeln. "Es bestehen jedoch Zweifel, wie ernsthaft die Regierung das Vorhaben verfolgt", heißt es in der Greenpeace-Untersuchung. Ende vergangenen Jahres hatte der Landkreistag Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einem Brandbrief vor dem Scheitern der Strategie gewarnt.

Studie vergibt "Güteklassen" für alle Bereiche Deutschlands

Für die Untersuchung haben Datenanalysten des Münchner Unternehmens Plan4Better für die gut 11.000 deutschen Gemeinden sowie Landkreise und Bundesländer das Nahverkehrsangebot ausgewertet. Dabei haben sie das Angebot aufgrund verschiedener Parameter in "Güteklassen" eingeteilt. Es zählt zum Beispiel, wie nah eine Person an einer Haltestelle wohnt und wie oft diese Haltestelle bedient wird. Die beste Güteklasse A bedeutet beispielsweise, dass in 500 Metern Entfernung zum Wohnort eine S-Bahn oder U-Bahn mit einem Takt von weniger als 10 Minuten fährt. Lebt eine Person im Umkreis bis 300 Meter zu einer Bushaltestelle, an der im Stunden- bis Zweistundentakt ein Bus fährt, fällt sie in die schlechteste Kategorie F. Bei einem noch schlechteren Angebot wird von "keine Güte" ausgegangen.

Mit Material der epd

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