"Ein günstiges Ticket bringt nichts, wenn das Angebot nicht stimmt", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy. Die Lösung könne nur darin liegen, den ÖPNV grundlegend zu modernisieren. Nur so würden die Menschen das Angebot auch annehmen. Darüber waren sich Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister aus ganz Deutschland einig, die in einem Straubinger Hotel zusammengekommen sind.
Mehr Geld für den Ausbau des ÖPNV
"Für mehr Busse und Bahnen mit kurzen Taktzeiten und attraktiven Netzen sowie das dafür nötige Personal brauchen wir vor Ort deutlich mehr Mittel", erklärt Dedy weiter. Seiner Meinung nach müssen Bund und Länder grundsätzlich mehr Geld in die Hand nehmen, um den ÖPNV attraktiver zu machen. Ein gutes Zeichen der Landesverkehrsminister sei es aber, dass jetzt Klarheit über den künftigen Preis geschaffen wurde.
Auch das aktuelle Angebot ist in Gefahr
Ohne zusätzliche Mittel sei es nicht einmal möglich, das aktuelle Angebot aufrechtzuerhalten. Einige Städte könnten bald gezwungen sein, ihre Fahrpläne auszudünnen oder sich komplett aus dem Deutschlandticket zu verabschieden.
Der Präsident des Deutschen Städtetags, Oberbürgermeister Markus Lewe aus Münster, fordert: "Investitionsentscheidungen, die wir jetzt für den Nahverkehr treffen, werden erst Jahre später wirksam – neue Busse und Bahnen müssen jetzt angeschafft, neue Strecken jetzt geplant und zügig gebaut werden.“
Kommunale Verkehrsbetriebe mit großen Defiziten
Wie so oft geht es also vor allem um eins: ums Geld. Und damit um die Frage, wer die Einnahmeausfälle der kommunalen Verkehrsunternehmen durch das Deutschlandticket auffängt. Der größte Verkehrsbetrieb in Bayern, der Münchener MVV, rechnet mit einem Verlust von bis zu 300 Millionen Euro in diesem Jahr.
Streit bei der Finanzierung
Die Finanzierung ist bis 2025 geregelt: 1,5 Milliarden Euro kommen vom Bund, 1,5 Milliarden Euro von den Ländern. Laut Städtetag liegen die tatsächlichen Kosten aber schon im kommenden Jahr bei 4,2 Milliarden Euro und der Bund wolle die nicht mehr zur Hälfte übernehmen. Länder und Kommunen könnten das Defizit allein nicht stemmen. Eine Erhöhung des Ticketpreises war also nicht mehr vermeidbar.
Kritik am Bund auch aus den Ländern
Auch die Verkehrsministerkonferenz der Länder kritisiert auf BR-Anfrage den Bund. Der im Koalitionspaket angekündigte Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV sei ins Stocken geraten, weil "der Bund sich nicht wie im Koalitionsvertrag vorgesehen über die nötige Finanzierung […] austauschen möchte."
Höhere Ticketpreise keine Dauerlösung
Ein weiteres Problem: Selbst die jetzige Finanzierung ist nur bis Ende 2025 geklärt. Laut Bundesverkehrsministerium soll die dauerhafte Finanzierung des Tickets ab 2026 Anfang kommenden Jahres geklärt werden. Ob diese Lösung bis zur Bundestagswahl im September noch beschlossen werden kann und eine Nachfolgeregierung diese übernimmt, ist fraglich. Der Städtetag kritisiert, dass dadurch weder für die Verbraucher noch für die Verkehrsunternehmen klar ist, wie und ob es nach 2025 mit dem Deutschlandticket weitergeht.
Im Video: Verändert das 49-Euro-Ticket den Verkehr?
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