Die besten Nachwuchs-Handwerkerinnen und -Handwerker aus Oberfranken sind zu einer festlichen Gala zusammengekommen. Sie haben ihre Berufskleidung gegen schicke Outfits getauscht. Mit dabei im Bamberger Hegelsaal, zwischen regionaler Politik-Prominenz, ist auch Jungbäcker Nick Deinlein mit seinen Eltern.
Bei der Abschlussfeier der Deutschen Meisterschaft im Handwerk (DMH) sind rund 40 junge Handwerkerinnen und Handwerker dabei. Sie haben ihre Abschlussprüfung im vergangenen Jahr als Beste in Oberfranken absolviert und sich bei der Kammer-, Landes- oder Deutschen Meisterschaft durchgesetzt.
Jungbäcker unter den Top-5 aus Bayern
Nick Deinlein aus Egloffstein im Landkreis Forchheim wird an diesem Tag als bester Nachwuchs-Bäcker in Oberfranken ausgezeichnet. Der 19-Jährige hat im vergangenen Jahr die Lehre bei einer Bäckerei in Obertrubach abgeschlossen und will im März den Meisterkurs belegen. Der Egloffsteiner setzte sich bei der Oberfränkischen Kammermeisterschaft in Bayreuth im vergangenen Jahr mit seinem Gebäck durch.
Bei der Bayerischen Meisterschaft in Straubing erreichte er den vierten Platz. Für ihn ist es überwältigend, als Bester ausgezeichnet zu werden. Der Jungbäcker Deinlein sagt: "Ich bin sprachlos." Dass er es so weit schafft, habe er am Anfang seiner Ausbildung nicht erwartet.
Schon als Kind mit der Uroma gebacken
Dabei wusste der 19-Jährige schon als Junge, dass er in die Gastronomie möchte. Mit seiner Uroma hat er als Kind gerne sonntags gebacken und gekocht. Neben dem Bäckerhandwerk interessierte sich Deinlein aber auch immer für die Landwirtschaft. Seine Eltern sind Landwirte im Nebenerwerb und bewirtschaften rund 200 Obstbäume in der Fränkischen Schweiz. Letztendlich habe er sich für die Bäckerausbildung entschieden, weil er in diesem Beruf früh fertig sei und nachmittags in der Landwirtschaft helfen könne, erzählt Deinlein.
Um Mitternacht aufwachen und ab halb zwei in der Backstube stehen ist für Deinlein daher seit dreieinhalb Jahren ganz normal.
"Das Tolle an dem Beruf ist, dass man sieht, was man gemacht hat. Wenn ich in den Laden früh reinkomme und er ist voll mit Gebäck, da ist man schon stolz auf sich, was man in der Nacht geschafft hat." Nick Deinlein, Oberfrankens bester Nachwuchsbäcker
Vor kurzem hat er seine Ausbildung zum Bäcker mit Bravour abgeschlossen. Nach seiner Meisterausbildung kann er sich vorstellen, die Bäckerei in Obertrubach zu übernehmen. Angeboten habe ihm sein Chef das schon, sagt der 19-Jährige. Zusagen will er aber erst, wenn klar, dass auch noch Zeit für die Landwirtschaft bleibt.
Ob er dann aber auch noch seinen anderen Hobbys frönen kann? Denn ganz nebenbei ist Deinlein auch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und im Kerwaverein. Und er spielt Trompete um Posaunenchor.
Handwerk braucht dringend Nachwuchs
Jungen Fachkräften wie Nick Deinlein, die ihre Abschlussprüfung als Beste absolviert haben, stehen alle Möglichkeiten offen. Denn der Fachkräftemangel trifft besonders das Handwerk. Im vergangenen Ausbildungsjahr haben in Bayern rund 27.800 Azubis mit einer Ausbildung im Handwerk begonnen – ein Prozent mehr als im Vorjahr, so Michaela Heimpel von der Handwerkskammer für Oberfranken. Trotzdem sind tausende Stellen in Bayern nicht besetzt.
Den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern, die ihre Abschlussprüfung 2023 als Beste ihres Gewerks innerhalb des Kammerbezirks Oberfranken absolviert haben, stehen alle Möglichkeiten offen, sagt auch der Präsident der Handwerkskammer Oberfranken, Matthias Graßmann. "Es fehlen sehr viele, weil wir leider momentan auf einem historischen Tiefstand sind zum Thema Ausbildung. Es ist wahnsinnig viel Luft nach oben", so der Präsident.
Leistungsbereite und engagierte Handwerker würden händeringend gesucht. Schließlich müsse ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Es brauche mehr junge Menschen, mehr Fachkräfte, ansonsten kollabiere das System.
Zwei Deutsche Meister aus Oberfranken
Bei der Preisverleihung in Bamberg wurden von der Handwerkskammer neben den Landessiegern auch zwei Bundessieger geehrt. Der Elektroniker Pascal Büschel aus Meeder und Julia Chilian, Medientechnologin Siebdruck aus Großheirath, wurden als Deutsche Meister des Handwerks gekürt. Das heißt, sie sind in ihrem Bereich die Besten in ganz Deutschland. "Man kann es immer noch nicht so ganz fassen", sagt der Deutsche Meister Pascal Büschel aus dem Landkreis Coburg, der sich gegen 14 andere Landessieger durchgesetzt hat. Sein Ziel sei es, den Meister zu machen und in die Selbstständigkeit zu gehen. Büschel wird 2025 für Deutschland als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bei der Europameisterschaft dabei sein.
Die Deutsche Meisterschaft im Handwerk findet jährlich statt und ist Europas größter Berufswettbewerb. Aus rund 130 Gewerken nehmen rund 3.000 Teilnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung in den Handwerksberufen teil. Der Wettkampf ist in mehrere Ebenen unterteilt: von der Innungs- über die Kammer- und Landesebene bis hin zum Bundeswettbewerb der Landessieger. Nach der Deutschen Meisterschaft geht es für viele international weiter, mit der Teilnahme an der Europameisterschaft und der Weltmeisterschaft.
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