Olaf Zimmermann führt einen mittelständischen Heizungsbetrieb im Münchner Stadtteil Lehel und ist gleichzeitig Obermeister der Innung in der Landeshauptstadt. "Ich liebe Heizungen und bin liebend gern im Keller unterwegs", sagt er von sich. Was ihm weniger gefällt, sei das Hin und Her in der Energiepolitik. Unternehmen und Hausbesitzer brauchten klare Vorgaben, betont der Handwerker.
Handwerker wollen Heizungsgesetz behalten
Doch CSU und CDU haben angekündigt, das nach langem Ringen verabschiedete Heizungsgesetz möglichst schnell wieder abzuschaffen, falls die Union die Bundestagswahl gewinnt – obwohl der Zentralverband des Deutschen Handwerks davon dringend abgeraten hat. "Wir waren auf einem guten Weg", sagt Zimmermann. Er frage sich, warum "die Politik das benutzt für ihren Wahlkampf". So würden Hausbesitzer verunsichert und weiter zu viele fossile Gaskessel eingebaut: "Das tut mir wirklich im Herzen weh."
Wärmepumpen oder Fernwärme wären die Alternativen – der Handwerker sieht einen riesigen Investitionsstau in den Heizungskellern. Wenn Hausbesitzer weiter abwarten, sei das schädlich.
Geothermie braucht hohe öffentliche Investitionen
Große Investitionen bräuchte es auch im öffentlichen Bereich. In Bayern gälte es, das Potenzial der Geothermie zu nutzen. Heißes Wasser aus der Tiefe steht im Süden Bayerns eigentlich großflächig zur Verfügung, es könnte rechnerisch 40 Prozent des bayerischen Wärmebedarfs decken.
Das offizielle Ziel der Staatsregierung liegt bei 25 Prozent, bisher ist aber noch nicht einmal ein Prozent geschafft.
Zum Audio: Wie will Bayern künftig heizen
Geothermie - Mögliche Heizquelle aus der Oberpfalz?
Wenn der Freistaat bürgt, könnten Stadtwerke investieren
Das Problem sind die Anfangsinvestitionen: Die nötigen Bohrungen kosten Millionen, und manchmal scheitern sie auch. Mit diesem Risiko darf der Freistaat seine Kommunen und Stadtwerke nicht allein lassen, fordert der Bayerische Gemeindetag.
Mit einem bayerischen 500-Millionen-Fonds, der für Bürgschaften genutzt wird, könnte man nach Rechnung des Kommunalverbands 200 Geothermie-Projekte an den Start bringen und Investitionen von 20 Milliarden Euro anreizen. Außerdem wünscht er sich zusätzlich zur Bundesförderung für Fernwärmenetze auch ein Programm des Freistaats. Das wäre eine verbotene Doppelförderung und deshalb leider nicht möglich, argumentiert dagegen das bayerische Wirtschaftsministerium. Mehrere Experten in der Landtagsanhörung bezweifelten das jedoch.
Investieren, statt das Geld für Öl und Gas zu zahlen
Egal ob bei einzelnen Hauseigentümern oder den Kommunen: Das Grundproblem bei der Wärmewende ist, dass sie jetzt hohe Investitionen braucht – um sich künftig dann im Gegenzug nicht nur die Treibhausgase, sondern auch die Ausgaben für Gas und Öl zu sparen.
Gunnar Braun vom Verband kommunaler Unternehmen vergleicht es mit dem Hausbau: "Sie können sich entscheiden, dauerhaft Miete zu bezahlen. Oder sie entscheiden sich irgendwann das Geld aufzubringen, um einen Kauf zu tätigen."
Erdwärme macht Bayern unabhängiger
Aus Sicht des Kommunalvertreters wäre es sehr gut, sich jetzt zu dem Kraftakt durchzuringen – und sich dafür auch zu verschulden, weil das Land als Ganzes dadurch auf Dauer besser dastehen würde.
Allein das Öl, das in Deutschland zu jedem Zeitpunkt gelagert werden muss, binde viele Milliarden. Und sich auf Öl und Gas aus dem Ausland zu verlassen, berge auch ein Sicherheitsproblem. Das zeige nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine jetzt auch die unkalkulierbare Entwicklung in den USA. Deshalb gelte es, die eigenen, bayerischen Ressourcen vor Ort zu nutzen.
Im Video: Verpennt Bayern die Erdwärme?
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