Gelscheine auf Heizung
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Wie will Bayern künftig heizen - und dabei das Klima schonen? Heute widmete sich der Wirtschaftsausschuss im bayerischen Landtag dieser Frage.

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Wärmewende: Wer jetzt investiert, kann langfristig profitieren

Wärmewende: Wer jetzt investiert, kann langfristig profitieren

Bayern will und muss klimaneutral werden. CSU und FW wollen das Ziel auf 2045 verschieben. Doch die große Aufgabe bleibt. Experten raten bei einer Anhörung im Landtag, jetzt zu investieren, um langfristig im ganzen Land zu profitieren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Olaf Zimmermann führt einen mittelständischen Heizungsbetrieb im Münchner Stadtteil Lehel und ist gleichzeitig Obermeister der Innung in der Landeshauptstadt. "Ich liebe Heizungen und bin liebend gern im Keller unterwegs", sagt er von sich. Was ihm weniger gefällt, sei das Hin und Her in der Energiepolitik. Unternehmen und Hausbesitzer brauchten klare Vorgaben, betont der Handwerker.

Handwerker wollen Heizungsgesetz behalten

Doch CSU und CDU haben angekündigt, das nach langem Ringen verabschiedete Heizungsgesetz möglichst schnell wieder abzuschaffen, falls die Union die Bundestagswahl gewinnt – obwohl der Zentralverband des Deutschen Handwerks davon dringend abgeraten hat. "Wir waren auf einem guten Weg", sagt Zimmermann. Er frage sich, warum "die Politik das benutzt für ihren Wahlkampf". So würden Hausbesitzer verunsichert und weiter zu viele fossile Gaskessel eingebaut: "Das tut mir wirklich im Herzen weh."

Wärmepumpen oder Fernwärme wären die Alternativen – der Handwerker sieht einen riesigen Investitionsstau in den Heizungskellern. Wenn Hausbesitzer weiter abwarten, sei das schädlich.

Geothermie braucht hohe öffentliche Investitionen

Große Investitionen bräuchte es auch im öffentlichen Bereich. In Bayern gälte es, das Potenzial der Geothermie zu nutzen. Heißes Wasser aus der Tiefe steht im Süden Bayerns eigentlich großflächig zur Verfügung, es könnte rechnerisch 40 Prozent des bayerischen Wärmebedarfs decken.

Das offizielle Ziel der Staatsregierung liegt bei 25 Prozent, bisher ist aber noch nicht einmal ein Prozent geschafft.

Zum Audio: Wie will Bayern künftig heizen

17.11.2023, Windischeschenbach - An der Vorbohrung der Kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach wird Wasser aus Containertanks 4.000 Meter in die Tiefe gepumpt. In der Oberpfalz erforschen Wissenschaftler, wie Erdwärme genutzt werden könnte. Bestehende Tiefenbohrungen in Windischeschenbach bieten ihnen einzigartige Voraussetzungen. Denn hier können sie mehrere Kilometer tief in die Erde hineinforschen.
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Geothermie - Mögliche Heizquelle aus der Oberpfalz?

Wenn der Freistaat bürgt, könnten Stadtwerke investieren

Das Problem sind die Anfangsinvestitionen: Die nötigen Bohrungen kosten Millionen, und manchmal scheitern sie auch. Mit diesem Risiko darf der Freistaat seine Kommunen und Stadtwerke nicht allein lassen, fordert der Bayerische Gemeindetag.

Mit einem bayerischen 500-Millionen-Fonds, der für Bürgschaften genutzt wird, könnte man nach Rechnung des Kommunalverbands 200 Geothermie-Projekte an den Start bringen und Investitionen von 20 Milliarden Euro anreizen. Außerdem wünscht er sich zusätzlich zur Bundesförderung für Fernwärmenetze auch ein Programm des Freistaats. Das wäre eine verbotene Doppelförderung und deshalb leider nicht möglich, argumentiert dagegen das bayerische Wirtschaftsministerium. Mehrere Experten in der Landtagsanhörung bezweifelten das jedoch.

Investieren, statt das Geld für Öl und Gas zu zahlen

Egal ob bei einzelnen Hauseigentümern oder den Kommunen: Das Grundproblem bei der Wärmewende ist, dass sie jetzt hohe Investitionen braucht – um sich künftig dann im Gegenzug nicht nur die Treibhausgase, sondern auch die Ausgaben für Gas und Öl zu sparen.

Gunnar Braun vom Verband kommunaler Unternehmen vergleicht es mit dem Hausbau: "Sie können sich entscheiden, dauerhaft Miete zu bezahlen. Oder sie entscheiden sich irgendwann das Geld aufzubringen, um einen Kauf zu tätigen."

Erdwärme macht Bayern unabhängiger

Aus Sicht des Kommunalvertreters wäre es sehr gut, sich jetzt zu dem Kraftakt durchzuringen – und sich dafür auch zu verschulden, weil das Land als Ganzes dadurch auf Dauer besser dastehen würde.

Allein das Öl, das in Deutschland zu jedem Zeitpunkt gelagert werden muss, binde viele Milliarden. Und sich auf Öl und Gas aus dem Ausland zu verlassen, berge auch ein Sicherheitsproblem. Das zeige nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine jetzt auch die unkalkulierbare Entwicklung in den USA. Deshalb gelte es, die eigenen, bayerischen Ressourcen vor Ort zu nutzen.

Im Video: Verpennt Bayern die Erdwärme?

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