Hermann Oberth (1894 – 1989) gilt als "Vater der Raumfahrt". Im Pfinzingschloss in Feucht lebte der gebürtig aus Siebenbürgen stammende Oberth lange Jahre. Dort erinnert ein Museum an seine Pionierarbeit. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums zum Erscheinen des Buches "Rakete zu den Planetenräumen" widmet das Hermann Oberth-Raumfahrt-Museum dem Physiker eine Sonderausstellung. Gleich am Eingang zur Ausstellung findet sich in überdimensionaler Größe sein Buch: "Die Rakete zu den Planetenräumen".
Oberth wollte beweisen, dass Astronautik möglich sei
Angeregt durch die Lektüre von Jules Vernes Mond-Romanen und eigene astronomische Beobachtungen hatte Hermann Julius Oberth schon als Gymnasiast an ersten Raketenplänen gearbeitet. "Er wollte wissen", so Michael Kutzer vom Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum, "ob es technisch möglich ist, von der Erde zum Mond zu kommen. Er hat nachgerechnet, ob Jules Verne die Fluggeschwindigkeit von der Erde zum Mond mit 11,2 Kilometer pro Sekunde richtig berechnet hatte."
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Oberth stellte fest: Jules Vernes Romane sind Fiktion. Er aber wollte beweisen, dass Astronautik doch möglich sei. In Heidelberg verfasst er 1922 sein Werk zur Raumfahrt. Mit seinem eigenen Buch schaffte der Physiker die Grundlage für Reisen ins All. Doch seine Promotion dazu wurde abgelehnt. Zu fiktiv erschienen seine Thesen. Etwas später, am 26. Juli 1923, veröffentlichte der Münchner Verlag Oldenbourg sein Werk.
Vier bahnbrechende Thesen zur Raumfahrt
In der Einleitung zu seinem Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" nannte Oberth vier Thesen, die belegen sollten, dass Raketen ins All möglich seien. Nach seinen Berechnungen wäre es möglich, Maschinen zu bauen, die höher als die Erdatmosphäre fliegen können. Zudem errechnete der Pionier, dass diese Maschinen so hohe Geschwindigkeiten erreichen könnten, dass sie die Erdanziehung verlassen und daher Menschen in diesen Maschinen fliegen könnten. Seinen Überlegungen zufolge könnte es sich auch wirtschaftlich lohnen, solche Maschinen zu bauen. In der Folge stellte er auf knapp einhundert Seiten seine Berechnungen an, um diese Thesen zu untermauern.
Die Entwicklung der Flüssigkeitsrakete
Vor Oberth ging man davon aus, dass Raketen sich im Vakuum des Weltalls nirgendwo abstoßen könnten und so keinen Antrieb generieren. Und man war der Meinung, dass es schlicht keinen Treibstoff gäbe, der genügend Energie speichern könne, um eine Rakete aus dem Anziehungsfeld der Erde zu befördern.
Oberth stellte mit seinen Berechnungen allerdings klar, dass ein Großteil des Treibstoffs die Erde gar nicht verlassen müsse. Außerdem arbeiten Raketen mit verschiedenen Stufen, die abgeworfen werden, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Das ist ebenfalls Ballast, der nicht weiter angetrieben werden muss. Als Treibstoff schlug Oberth flüssigen Sauerstoff und Spiritus vor.
Ein Buch im All
Wissenschaftler und Techniker in der ganzen Welt zollen Hermann Oberth auch heute noch Respekt. Der Apollo 11-Astronaut Buzz Aldrin besuchte Hermann Oberth gleich zweimal in Feucht. Ulf Merbold, der erste Westdeutsche Astronaut, nahm das Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" sogar mit auf seinen Flug ins Weltall. Merbold überreichte es dem Physiker kurz nach seiner Rückkehr. Nun steht dieses Exemplar im Raumfahrtmuseum in Feucht.
Auch wenn es dem Raumfahrtpionier also nie selbst vergönnt war, ins All zu fliegen, so sind seine hochfliegenden Ideen dann eben doch ganz weit raus ins All geschossen.
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