Den Hitzerekord vor drei Jahren aus dem fränkischen Kahl am Main mit 40,4 Grad werden wir in Bayern wohl nicht knacken. Aber es wird heiß in der kommenden Woche. Kamen die Luftströmungen am Wochenende, wo es nicht ganz so heiß war, noch aus Schottland, kommt nun die Luft aus Spanien. "Und die ist richtig heiß", so der BR-Wetterexperte Christian Kienast. "Das bedeutet für uns in Bayern, dass wir Dienstag oder Mittwoch bis 38 Grad kriegen können." Und das sei schon "richtig knackig heiß".
Zahl der Hitzetoten steigt laut Bundesgesundheitsministerium
Dass die Hitze vor allem für den Gesundheitssektor immer mehr zum Problem wird, sagt die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG), der auch Ärzte und Klimaforscher angehören.
Tatsächlich ist die Zahl der hitzebedingten Todesfälle und Krankheiten auch laut Bundesgesundheitsministerium in den vergangenen Jahren angestiegen. Vor allem Krankenhäuer müssten sich jetzt wappnen, so der Vorsitzende der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit Martin Herrmann.
Krankenhäuser müssen sich auf Hitzewelle vorbereiten
Kliniken sollten anfangen, verschiedenste Warnketten in der Praxis durchzuspielen. "Wir müssen natürlich auch sehen, wo in den Kliniken vielleicht Stationen sind, die selber Hitzefallen sind." Außerdem sollte die Hitze künftig auch bei Neubauten oder Umbauten von Kliniken berücksichtigt werden. "Also das Wichtigste ist wirklich, dass wir die Gefahr erkennen und aufhören, das zu bagatellisieren."
Denn betroffen sind nicht nur Menschen mit Vorerkrankungen, sondern auch jene, die zwar gesund, aber der Hitze stark ausgesetzt sind. "Wo Menschen zum Beispiel zu lange auf einem Dach arbeiten oder draußen arbeiten und dann die Körpertemperatur über 40 Grad geht", warnt der KLUG-Vorsitzende Martin Herrmann. "Die müssen dann ganz schnell ins Krankenhaus gebracht werden. Und trotzdem versterben viele von denen, die einen richtigen Hitzschlag bekommen."
Hitze-Aktionspläne: Niemand hat sie, jeder will sie
Herrmann und die deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit fordern aber auch, dass sich Politik und Gesellschaft besser auf Hitzewellen vorbereiten. "Dass wir einfach als Bevölkerung wissen, wer in unserem Umfeld ist jetzt besonders gefährdet, wie wir unser eigenes Verhalten umstellen, wie wir unsere Häuser kühlen." Von der Politik fordert Herrmann sogenannte Hitze-Aktionspläne. Darin könnte stehen: Auf Risikogruppen achten, kühle Innenräume zur Verfügung stellen, langfristige Stadtplanungen mit mehr Bäumen und Gewässern sowie ein Hitzewarnsystem. Nur so könne man Hitzetote vermeiden.
Tatsächlich aber haben Recherchen von BR24 sowie eine Stellungnahme des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gezeigt: In keiner bayerischen Stadt oder Gemeinde liegt ein Hitze-Aktionsplan vor. Laut der Allianz für Klimawandel und Gesundheit sieht es im Gesundheitssektor nicht viel besser aus. "Es gibt fast kein Krankenhaus, was ein Hitze-Schutzkonzept hat oder einen Hitzeschutz-Beauftragten. Das Gleiche gilt für die meisten Pflegeeinrichtungen."
Kühle Kirchen, mehr Begrünung, Trinkwasserbrunnen
Jedoch sind einige Kommunen, unter anderem München, Regensburg, Augsburg, Nürnberg oder Würzburg gerade dabei, solche Pläne zu entwerfen. Nürnberg beispielsweise möchte künftig eine Karte von kühlen Orten ausweisen. Wem es in seiner Wohnung zu heiß ist, den will die Stadt in kühle Kirchen schicken.
Die Grünen im Bayerischen Landtag fordern von der Staatsregierung ein Förderprogramm für Hitzeaktionspläne zum Beispiel, um Schattenspender aufzustellen oder Trinkwasserstellen zu schaffen. Städte müssten mehr begrünt werden. Denn Bäume und Pflanzen spenden Schatten und können Wasser speichern. Das gespeicherte Wasser verdunstet wiederum an trockenen Tagen und sorgt so für Abkühlung.
"Kneipp und Keller" – Tipps für kurzfristige Hitze
Und kurzfristig? Da hat Meteorologe Christian Kienast noch ein paar persönliche Tipps: "Ich halte mich da an Pfarrer Kneipp, also einfach die Unterarme mal in ein kaltes Waschbecken tauchen." Außerdem rät der BR-Wetterexperte in den Wald zu gehen: "Der kühlt nämlich selbständig auch noch. Ich kenn aber auch Leute, die setzen sich unten in den Keller."
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