Hohenkammer im Landkreis Freising gehört zu den vom Hochwasser besonders stark betroffenen Orten: Die Glonn ist mitten in der Nacht so schnell über die Ufer getreten, dass sich viele gar nicht darauf vorbereiten konnten. Groß sind die Schäden in vielen Häusern, aber auch die Hilfsbereitschaft derer, die verschont geblieben sind.
Mit vielen Helfern gegen die Überschwemmung
Über die sozialen Medien und Messaging-Dienste hat die Dorfgemeinschaft zu Hilfsaktionen aufgerufen. "Kommt einfach im Feuerwehrhaus vorbei", schrieb die Feuerwehr am Montagmittag bei Instagram. Schon drei Stunden später hatten sich so viele aus dem Ort und auch von außerhalb gemeldet, dass die Organisatoren mitteilten, es seien nun erst einmal genug helfende Hände da: "Ihr seid mega."
Vom Arbeitsplatz zum Aufräumen – und wieder zurück
Zu denen, die da schon einiges gewuppt hatten, gehörte etwa eine Hobby-Fußballmannschaft aus Hohenkammer, die sich über ihre WhatsApp-Gruppe verabredet hatte – nach dem Motto: "Wer helfen kann, hilft." Einer der Freizeit-Kicker hat zum Beispiel die Gleitzeit an seiner Arbeitsstelle ausgereizt, um mit dem Schubkarren Sandsäcke und Dreck beseitigen zu können: "Danach gehe ich dann wieder in die Arbeit."
Hochwasser aus Kellern pumpen, Sperrmüll beseitigen
Andere helfen beim Auspumpen von Kellern oder bringen Sperrmüll aus der Umgebung zu dem großen Container vor dem Feuerwehrhaus, in einem weiteren Container werden die gebrauchten Sandsäcke gesammelt. "Wir haben das Glück, höher am Hang zu wohnen", erklärt einer der Freiwilligen. Aber "-zig" andere Leute habe es schwer erwischt. "Jeder kennt hier jeden", ergänzt ein anderer: "Man weiß um die Schicksale, und was für die Leute dranhängt." Da wolle man wenigstens etwas beitragen, um zu helfen.
Schnelle Hilfe für die Freundin
Während die Männer mit ihren Schubkarren und Eimern weiterziehen, kommt ein Auto mit einem vollbeladenen Anhänger auf den Hof. Spielsachen, ein Hula-Hoop-Reifen, eine Plüschfigur, ein Katzenbaum, eine Liege – alles ist kaputtgegangen, als die Glonn ins Erdgeschoss eingedrungen ist. Mehrere Frauen werfen die Sachen mit Schwung in den Container. Die Sachen stammen aus dem Haushalt ihrer gemeinsamen Freundin. "Als wir mitgekriegt haben, was passiert ist, haben wir sie sofort angerufen", erzählen sie.
Schlaflos und erschöpft
Das Haus der Freundin ist nur einen Katzensprung vom Feuerwehrhaus entfernt. Die sichtlich erschöpfte Frau räumt unentwegt weitere Sachen in den Vorgarten. Man sieht ihr an, dass sie in den vergangenen Tagen kaum geschlafen hat. Ohne Hilfe, sagt sie, wäre das alles gar nicht zu schaffen. Für die Freundinnen ist es eine Selbstverständlichkeit: So wie man miteinander feiere, so helfe man halt auch jetzt zusammen.
"Ganz Hohenkammer ist unterwegs"
Ein paar Häuser weiter steht ein Mann in der Tür und blickt auf die Straße, auf der noch immer das Wasser fließt. "Wir sind eigentlich hochwassererprobt", erzählt er, "wir haben so was ja schon öfter erlebt." Aber dass der Pegel innerhalb einer halben Stunde so stark steigt, das war diesmal neu.
Die Schäden im Keller sind noch nicht abzusehen. Unter anderem die Heizung, der Photovoltaikspeicher, Kühlschränke und eine Waschmaschine sind dem Hochwasser zum Opfer gefallen – "und mein guter Partyraum mit Erinnerungen aus 50 Jahren". Der Mann hat Tränen in den Augen.
Am nahen Feuerwehrhaus landet unterdessen eine weitere Fuhre Sperrmüll im Container. Die Helfer geben nicht auf. Einer resümiert: "Ganz Hohenkammer ist unterwegs."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!