Hofladenbesitzerin Verena Seifried steht an der Kasse im Hofladen, hinter ihr Gemüse, vor ihr andere regionale Produkte wie Apfelschaumwein oder Maultaschen.
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Verena Seifried mit regionalen Produkten in ihrem Hofladen in Gundelfingen.

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"Iss doch naheliegend": Regionale Produkte weiter im Trend?

"Iss doch naheliegend": Regionale Produkte weiter im Trend?

Mit einer groß angelegten Kampagne werben regionale Erzeuger aus den Landkreisen Dillingen, Günzburg und Donau-Ries für ihre vielfältigen Produkte. Doch: Hält der Run auf regionale Produkte trotz steigender Lebenshaltungskosten an?

Apfelschaumwein aus Obst von heimischen Streuobstwiesen, Treberbrot, Nussmus und Fruchtaufstriche, aber auch Mehl, Kartoffeln, Nudeln – es ist gar nicht schwer, einen Teil seines Bedarfs an Lebensmitteln mit Produkten direkt aus den Landkreisen Donau-Ries, Dillingen und Günzburg zu decken.

Die Vielfalt überrascht selbst regionale Erzeuger wie Bäckermeister Jürgen Lenzer von der Bäckerei Himmelbäck aus Lauingen. "Für mich war es spannend, dass ich über diese Aktion einen Haufen neue Leute und Erzeuger kennen gelernt habe, von denen ich gar nichts wusste. Spannend, was es alles gibt in unserer Region."

Vielfältige Aktionen bei den regionalen Genusswochen

Lenzer hat die Erzeuger über die Kampagne "Iss doch naheliegend" und die regionalen Genusswochen kennengelernt. Über Verkostungen, Märkte oder auch Führungen auf den Höfen sollen Erzeuger, Produzenten und Kunden zusammenkommen. Im besten Fall können über die Aktionen auch neue Kunden für regionale Produkte begeistert werden, obwohl gerade viele besonders auf den Geldbeutel schauen. Der Bundesverband Naturkost Naturwaren berichtet etwa, dass die Nachfrage nach Bio-Produkten aktuell wieder abnimmt, nachdem sie während der Corona-Krise angestiegen war.

Konzentration auf regionale Produkte

Dabei kann man auch bei regionalen Erzeugern Geld sparen, indem man saisonal einkauft. Das zeigt das Beispiel der Gärtnerei Seifried in Gundelfingen. In deren Gewächshäusern läuft gerade der Umbau von Sommerkulturen wie Tomaten und Gurken auf Pflanzen, die im Herbst und Winter wachsen, wie Feldsalat, Spinat oder Kresse. Diese Gemüsesorten kann Verena Seifried am Ende günstiger verkaufen als etwa Auberginen, die sie selbst für teures Geld zukaufen muss. Auch ihre Kunden fragen aktuell verstärkt nach den Gemüsesorten, die direkt in der Gärtnerei angebaut werden.

Von dieser Konzentration auf regional erzeugte Waren könnten die Gundelfinger Gemüseläden auch profitieren, hofft Verena Seifried. Bislang liegt der Fokus ihrer Kunden auf Qualität, auch wenn diese mehr kostet. Man müsse eben vergleichen, meint eine Kundin, aber oft sei es im Hofladen gar nicht teurer als im Supermarkt.

Regionale Anbieter kommen zusammen

Auch Verena Seifried macht bei den regionalen Genusswochen mit und hat für den 2. Oktober gleich mehrere regionale Anbieter eingeladen: Zu probieren gibt es etwa Maultaschen von "Inas Landküche" aus Holzheim im Landkreis Dillingen, außerdem Bier von der Lauinger Kleinbrauerei "Braumadl", Apfelschaumwein von "schnitz und butzen" aus Oberbechingen, Nussmus sowie Porridge, Nussschnaps von Nuss-Braun aus Waldstetten im Landkreis Günzburg und Eier von freilaufenden Hühnern von "Mos Federfarm" im Dillinger Stadtteil Donaualtheim.

Moritz Kosteletzky ist auch mit seinem Projekt "Rent a Henn" vor Ort - Hennen, die man samt kleinem Stall, Futter und Einstreu für eine Zeit lang "mieten" und im eigenen Garten halten kann. Außerdem gibt es natürlich Gemüse aus der Gärtnerei. Wer will, kann Fragen zum Anbau stellen und die Gewächshäuser besichtigen.

Erzeuger kämpfen mit hohen Energiekosten

Auch Anita Steidle ist mit ihrem Hofladen in Zöschlingsweiler im Landkreis Dillingen bei den Genusswochen dabei. Sie bietet diese Woche verschiedene Aufstriche an, die sie selbst herstellt, und auch sie stellt fest: Die Kunden fragen vor allem nach den Produkten, die direkt von ihrem Hof kommen. "Unsere eigenen Produkte kaufen die Leute, vor allem Eier, Hähnchenfleisch, Mehl oder Kartoffeln". Das bestätigt eine Kundin: Bei Milchprodukten greife sie eher im Supermarkt zu, hier im Hofladen aber kaufe sie das angebotene regional angebaute Gemüse.

Verändertes Kaufverhalten seit dem Ukraine-Krieg

Seit Beginn des Ukraine-Krieges bemerkte sie Veränderungen beim Kaufverhalten ihrer Kunden, sagt Steidle: Als es in den Supermärkten kaum Mehl oder Öl gab, habe man ihnen das praktisch "aus den Händen gerissen". Jetzt komme vorwiegend ihre Stammkundschaft, die ihre Grundnahrungsmittel bei ihr kauften.

Bei Geschenken wie Wein oder Pralinen, die sie von anderen regionalen Erzeugern bekomme und in ihrem Laden anbiete, sei die Nachfrage dagegen stark gesunken. Gleichzeitig kämpft Anita Steidle selbst mit steigenden Kosten: Vor allem wegen der hohen Dieselpreise seien ihre Produktionskosten um ein Vielfaches gestiegen. Die Kunden merken davon noch nichts, denn auf die Produktpreise legt sie diese Kosten noch nicht um.

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Bäckermeister Jürgen Lenzer in seiner Bäckerei in Lauingen.

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Lauinger Bäckerei lebt derzeit "aus der Reserve"

Auch Bäcker Jürgen Lenzer aus Lauingen kämpft mit den gestiegenen Energiepreisen: In der Bäckerei brauche er viel Strom und Heizöl. Die Lage sei deshalb sehr angespannt. Auch er habe die Preise für seine Backwaren noch nicht angehoben. Das bedeutet aber auch, dass sein Betrieb derzeit "aus der Reserve“ lebt, so Lenzer.

Der Bäcker verarbeitet bereits seit Jahren vorwiegend regionale Zutaten in seinen Produkten und hat für die Genusswochen ein neues Brot kreiert mit Linsen von der Schwäbischen Alb. Außerdem gibt es Seelen, gewürzt mit Kümmel, der in der Region angebaut wird. Und ein traditionelles schwäbisches Hefegebäck: Seelenbrezen. "Die hat man früher seinem Patenkind geschenkt", sagt Lenzer.

Mehr Brot statt Brezen

Lenzer will in seinen Produkten Tradition und Moderne zusammenbringen und sich so abheben von der Billigkonkurrenz im Supermarkt. "Ich glaube, dass die schwäbischen Genussprodukte ihre Kundschaft haben", sagt der Bäckermeister.

Jemand, der sparen muss beim Essen, den würden Bäckereien wie seine wohl nicht erreichen. Aber Qualität müsse nicht teuer sein, gibt er zu bedenken: Wenn man statt Brezen oder Semmeln ein Kilo Mischbrot kaufe, für etwa 3,80 Euro, habe man ein gutes Produkt und "viel fürs Geld". Früher habe man oft "Dreipfünder" gebacken. Vielleicht gehe der Trend wieder dahin.

Regionale Genusswochen bis zum 9. Oktober

Die Regionalen Genusswochen gehen vom 25. September bis zum 9. Oktober und finden in den schwäbischen Landkreisen Dillingen, Donau-Ries und Günzburg statt. Organisiert und begleitet wird das Projekt vom Regionalmarketingverein Donautal Aktiv. Das Programm ist online auf der Seite von Donautal Aktiv zu finden, die Aktionen werden außerdem unter dem Hashtag #WirmachenGenuss in den sozialen Medien wie Instagram begleitet.