Symbolbild: Mädchen steht mit ausgebreiteten Armen auf einer Bank in den Bergen und blickt ins Tal.
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Jodelkurs für Grundschüler - in den Bergen trägt die eigene Stimme besonders weit.

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Jodeln aus Kinderkehlen – Rettenberger Grundschüler werden laut

Die eigene Stimme finden, aus sich herausgehen, dabei laut und mutig sein. Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Rettenberg absolvieren eine besondere Unterrichtseinheit: Sie lernen das Jodeln.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Am Galetschbach, der sich am Fuße des Grünten dahin schlängelt, sind die Schulkinder von Rettenberg an diesem Vormittag für eine besondere Lehrstunde unterwegs. Zusammen mit der bekannten Allgäuer Jodlerin Hedwig Roth. Den eigenen Ton zu finden, das ist an diesem Schultag das gemeinsame Ziel.

Zwei Stimmen braucht's beim Jodeln

Hedwig Roth gibt heute Jodelunterricht in der Natur. Und erklärt, dass man fürs Jodeln zwei unterschiedliche Stimmen braucht. Nicht nur die Kopfstimme, die die Kinder etwa beim Singen im Chor nutzen. Sondern auch die kräftige Bruststimme: "Jodeln braucht auch was Lautes, Archaisches, wie wenn man jemanden ruft, der ganz weit weg ist", erklärt Roth. Und anfangs geht’s auch gar nicht darum, besonders schön zu singen, sondern vor allem kräftig und laut.

Jodeln ist für Kinder schwieriger

Noch sind die Kinder zögerlich, ein Schüler meint ein wenig skeptisch: "Ich find’s komisch, bei mir klingt das noch ganz anders".

Und tatsächlich ist Jodeln für Kinder schwieriger, erklärt Hedwig Roth: "Es ist für Kinder ein bisschen anders als für Erwachsene. Denn die kräftige Bruststimme, die man zum Jodeln braucht, ist bei Kindern eigentlich noch nicht angelegt. Aber dieses 'Laut-sein-sollen', das ist für Kinder schon mal super", sagt Roth.

Selbstvertrauen und laut sein dürfen

Eine Drittklässlerin bestätigt: "Da fühlt man sich gleich freier." Das ist auch der Sinn des Jodelunterrichts für Kinder – ihnen Selbstvertrauen zu geben, meint Hedwig Roth. Auch deswegen findet der Jodelunterricht in der Natur, am Wasser statt – damit soll es den Kindern leichter fallen, aus sich herauszugehen. Schließlich, so Roth, ist auch der Bach laut: "Dann traut man sich selbst auch, laut zu sein."

In der Natur gehts leichter

Und irgendwann finden die Schülerinnen und Schüler dann doch ihren Mut und ihre Stimme – und auf einmal klappt das Jodeln schon richtig gut. Das Rauschen des Bachs hilft dabei, sagt ein Schüler: "Wenn man den hört, denkt man eh, dass man alleine ist, dann vergisst man alles andere."

Gelungenes Klangexperiment

Die Leiterin der Grundschule Rettenberg, Anita Scherm, hat ihre Drittklässler an diesem Vormittag begleitet und auch mit ihnen gejodelt. Sie ist positiv überrascht über den Ausgang des Klang-Experiments: "Dieses Rausgehen, draußen auch einmal selbst eine Stimme zu sein, zum großen Ganzen gehören." Und auch den Schülerinnen und Schülern hat dieser besondere Schultag offensichtlich gut gefallen. Das Jodeln hat ihnen Spaß gemacht, denn: "Da darf man richtig laut sein", meint einer der Drittklässler.

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