Wer wird Kanzlerkandidat der Union zur Bundestagswahl 2025? CDU-Chef Friedrich Merz oder doch CSU-Chef Markus Söder? Im Herbst, nach den Landtagswahlen im Osten, soll das entschieden werden.
Zuletzt hatte Söder durchscheinen lassen, dass er sich vorstellen kann, ins Rennen zu gehen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es einer von uns beiden wird, ist gegeben", sagte Söder in der ARD-Sendung "Hart aber fair". "Denn einer", so Söder, "muss es ja werden."
Seehofer wirbt für Merz
Nun meldet sich Horst Seehofer in der Debatte zu Wort. Söders Vorgänger im Amt des CSU-Chefs spricht sich klar für Merz als Unions-Kanzlerkandidaten aus. "Wir sollten uns hüten, das Jahr 2021 zu wiederholen. Friedrich Merz macht seine Arbeit als Partei- und Fraktionsvorsitzender sehr gut. Er hat die CDU geordnet", sagte der frühere Bundesinnenminister und bayerische Ministerpräsident der "Augsburger Allgemeinen".
Vor der letzten Bundestagswahl hatten der damalige CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder monatelang öffentlich um die Unions-Kandidatur gekämpft - Kanzler wurde schließlich der SPD-Politiker Olaf Scholz. Auf die Frage, ob Merz der richtige Mann für die Kandidatur sei, antwortete Seehofer mit: "Ja." Er sei bestens geeignet, den Reset in der Wirtschaftspolitik durchzuführen – den es dringend brauche.
Und Markus Söder? Da will Seehofer nur so viel sagen: Er habe ihn zum Ministerpräsidenten gewählt, trotz "unschöner Umstände", und er plappere ihm nicht ständig in die Arbeit.
Sticheleien gegen Söder im Europawahlkampf
Das Verhältnis zwischen Seehofer und Söder gilt nicht als das Beste. Bereits im Europawahlkampf hatte Seehofer gegen seinen Nachfolger gestichelt, als er bei einem Auftritt in der Oberpfalz den CSU-Spitzenkandidaten Manfred Weber unterstützte: Weber sei der einzige CSU-Politiker, "der in den letzten fünf Jahren bei einer Wahl hinzugewonnen hat", erläuterte Seehofer damals mit Blick auf die vorige Europawahl. Bei allen anderen Wahlen in den vergangenen fünf Jahren habe die CSU "schlechter abgeschnitten als in der Wahl vorher".
Seehofer nennt Söder da zwar nicht, aber es ist klar, wen er meint. Söder war CSU-Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen 2018 und 2023 und er ist seit fünf Jahren Vorsitzender der CSU.
Wegen Ukraine-Politik: Lob für Scholz
Seehofer betonte im Interview mit der "Augsburger Allgemeinen", sollte die Union den Kanzler stellen, warte eine "Herkulesaufgabe" auf sie. "Was wir bieten müssen, sind Problemlösung und erstklassige Kommunikation. Und nicht Selbstdarstellung. Das haut nicht hin."
Unerwartetes Lob für Scholz gab es von Seehofer, der in der kommenden Woche 75 Jahre alt wird, für dessen vorsichtigen Kurs bei den Waffenlieferungen an die Ukraine. "Ich habe das immer für richtig gehalten, auch wenn das in meiner Partei schon auch anders gesehen wird." Die Zurückhaltung des Kanzlers zum Beispiel in der Frage der Taurus-Marschflugkörper sei "genau richtig", sagte Seehofer der Zeitung.
Mit Informationen von dpa
Im Video: Seehofer stichelt gegen Söder (17.05.24)
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