Schneefall bis in tiefe Lagen, Minusgrade in der Nacht und nur einstellige Temperaturen am Tag: Aktuell hat eine Kältewelle Bayern fest im Griff. Das sei für Mitte April zwar eher selten, komme aber gelegentlich vor, sagt BR-Wetterexperte Christian Lorenz. Noch bis zum Donnerstag bleiben dem Freistaat die winterlichen Verhältnisse erhalten, so seine Prognose.
Kältewelle im Kontrast zur "Hitze" Anfang des Monats
Bemerkenswert zu den tiefen Temperaturen: Das Ausmaß der Kälte sei zwar nicht extrem, sagt der Meteorologe. Weil der Spätwinter und auch das Frühjahr oft lange milde Phasen hatten, werde der jetzige Kälteeinbruch aber als besonders drastisch empfunden.
Ausgelöst wurde die Kältewelle laut Meteorologe Lorenz durch eine stationäre Großwetterlage über Europa. Zahlreiche Tiefdruckgebiete über dem Norden und der Mitte Europas brachten kalte Luft polaren Ursprungs nach Bayern. Dazu gab es in den Nächten häufig Bodenfrost, teilweise auch Frost. Die Nacht auf Dienstag wird wieder in weiten Teilen Bayerns frostig: Laut dem BR-Meteorologen geht die Temperatur bis auf minus fünf Grad zurück. Die kommenden Nächte muss weiterhin verbreitet mit Bodenfrost und in einigen ungünstigen Lagen mit Frost gerechnet werden.
Obstbauern fürchten um Bäume in voller Blüte
Mit Sorge blicken die Obstbauern in Bayern auf diese Wetterprognose. So auch Manfred Winkler, Obstbaumeister aus Gustenfelden im mittelfränkischen Landkreis Roth. Er fürchtet Frost-Schäden an seinen gut 17.000 Apfelbäumen: "Momentan schauen wir die ganze Zeit auf den Wetterbericht, was passiert. Die Blüte ist schon voll im Gange und wir sind voll im Risiko." Seine Apfelbäume stehen in voller Blüte, durch den milden Winter rund drei Wochen früher als üblich.
Ausgerechnet eine Eisschicht schützt vor Frost
Um die empfindlichen Blüten vor Frost zu schützen, werden sie von Winkler und seinem Team vor den jetzt eintretenden Minusgraden gezielt bewässert. So gefriere eine Eisschicht um die Blüte. Durch die sogenannte Erstarrungswärme bleibe die Blüte dann vor Frost geschützt, erklärt Winkler. In der Nacht auf Montag hatten sie Glück am Hof, die Frostbewässerung habe wohl Wirkung gezeigt. Doch angesichts der Vorhersagen gibt es noch kein Aufatmen für Winkler: Unter null Grad erfrieren die empfindlichen Blütenorgane, dann können sie nicht mehr befruchtet werden und es droht Ernteverlust.
"Wir hatten schon Totalschäden. Dann fallen alle Blüten runter und wir haben keine Äpfel fürs ganze Jahr. Es kann sein, dass wir innerhalb von fünf Stunden unsere ganze Ernte verlieren, wenn wir uns nicht schützen." Manfred Winkler, Obstbaumeister
Winzer fürchten Totalausfall der Traubenernte
Bei den Winzern in Unterfranken macht sich angesichts der Kältewelle zunehmend die Sorge breit, denn nach Angaben des Fränkischen Weinbauverbands wurden in den Frostnächten rund 50 Prozent der Rebflächen geschädigt. Der Frost gefährde den Fruchtansatz, sagt Geschäftsführer Hermann Schmitt. Fast überall in Unterfranken lagen die Temperaturen in der Nacht auf Montag unter dem Gefrierpunkt. Die Auswirkungen auf die Reben seien aktuell noch nicht absehbar.
Im Landkreis Main-Spessart hat Winzer Benedikt May die Nacht im Weinberg verbracht. Mit sechs Helfern habe er ab drei Uhr morgens die Weinstöcke mit speziellen Fackeln und Paraffinöfen beheizt, erzählt er im BR-Gespräch. Einen halben Hektar Silvaner habe das Team so retten können. Auf dem Rest seiner circa 18 Hektar großen Anbaufläche sähe es schlechter aus. May rechnet mit durchschnittlichen Einbußen von 70 bis 80 Prozent bei der ersten Triebgeneration, in manchen Parzellen sogar mit einem Totalverlust. Auch er hofft auf ein schnelles Ende der Frostnächte.
Gelassenheit am Bodensee
Im Gegensatz zu den fränkischen Obst- und Weinanbaugebieten herrscht im schwäbischen Obstbau bislang Gelassenheit angesichts von Schnee und Kälte. "Die Befruchtung ist so gut wie durch", stellte Obstbauer Andreas Willhalm dazu fest. Der stellvertretende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes betonte, strenge Fröste mit minus drei bis minus sieben Grad seien nicht zu erwarten. Für die Region Lindau seien aktuell eher plus eins, plus zwei Grad in den Nächten angesagt. Willhalm sagte: "Von dem her habe ich da jetzt momentan eigentlich keine Angst, dass wir da irgendwelche große Schäden davontragen." Bis jetzt sei man gut davongekommen.
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