Benny Schöpf sieht sehr zufrieden aus. Und das liegt nicht nur daran, dass ihn die EU-Kommission zum "besten Biogärtner Europas" gekürt hat. Sondern auch daran, dass er überzeugt von der Art und Weise ist, wie er seine Arbeit macht: "Ich produziere das Gemüse nicht für irgendeinen Markt!" Seine Abnehmer – nicht Kunden – sind die Genossinnen und Genossen des Kartoffelkombinats.
Ernte und Kosten werden geteilt
Sie teilen sich die Kosten dieses Projekts der "solidarischen Landwirtschaft", und im Gegenzug auch die Ernte. Konkret bedeutet das: Jedes der 3.000 Mitglieder hat 150 Euro Anteile einbezahlt - die bei einem Austritt aus der Genossenschaft zurückerstattet werden. Und wer außerdem noch einen Monatsbeitrag von 78 Euro zahlt, bekommt dafür jede Woche eine Ökokiste, mit dem, was in dem Betrieb bei Mammendorf, im Landkreis Fürstenfeldbruck, gerade geerntet worden ist – also maximal frisch und direkt aus der Region.
Weil die Mitglieder die Ernte stets verlässlich abnehmen, wird nichts schlecht, es gibt kaum Ausschuss. Dafür können sie mitbestimmen, was und wie angebaut werden soll und auf Wunsch auch ab und zu mithelfen. Also mal am Wochenende Unkraut jäten oder Sugo einkochen. Verpflichtende Arbeitsdienste gibt es aber nicht.
Festangestellte statt Saisonkräfte
Das Kartoffelkombinat beschäftigt keine Saisonarbeitskräfte, sondern inzwischen 40 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darunter sind auch Teilzeitkräfte. Die Beschäftigten finden bessere Arbeitsbedingungen vor als in der Branche üblich, auch darauf ist Schöpf stolz. Sie seien deshalb motiviert, mit ihnen könne man auch immer neue Anbaumethoden ausprobieren. Zum Beispiel stehen zwischen den Gemüsefeldern große Blühstreifen – in ihnen leben Insekten, die wiederum Schädlinge wegfressen, etwa beim Kohl.
Vorständin: Sind vergleichsweise glimpflich durch Krise gekommen
Die Genossenschaft gibt es seit zwölf Jahren, in dieser Zeit hätten sie viele Fortschritte gemacht, sagt Vorständin Jana Hohberger. Auch durch die jüngste Krise der Biobranche während der Inflation ist das Kartoffelkombinat vergleichsweise glimpflich gekommen. In der solidarischen Landwirtschaft gibt es eine höhere Verbindlichkeit als anderswo – die Genossen sind geblieben. Wartelisten muss das Kartoffelkombinat jedoch nicht mehr führen: "Wir nehmen sehr gerne neue Mitglieder auf", betont Hohberger.
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