Die Sarco-Suizidkapsel
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Umstrittene Suizidkapsel eingesetzt – Festnahmen in der Schweiz

Umstrittene Suizidkapsel eingesetzt – Festnahmen in der Schweiz

Tod auf Knopfdruck: In der Schweiz hat sich eine Frau in einer neuartigen Suizid-Kabine das Leben genommen. Die Behörden hatten die Methode allerdings für rechtswidrig erklärt. Nun wurden mehrere Strafverfahren gegen Verantwortliche eröffnet.

In der Schweiz sind mehrere Personen nach dem Einsatz einer umstrittenen Suizid-Kabine festgenommen worden. Gegen sie werde ein Strafverfahren wegen "Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord" eingeleitet, sagte der Staatsanwalt in Schaffhausen, Peter Sticher. Bei einer Verurteilung droht ihnen eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.

Die "Sarco"-Suizidkapsel sei am Montag in der Nähe einer Waldhütte in Merishausen nahe der deutschen Grenze eingesetzt worden, teilte die Polizei mit. Einsatzkräfte hätten sie sichergestellt und die verstorbene Person zur Obduktion ins Institut für Rechtsmedizin nach Zürich gebracht.

"Sarco"-Suizidkapsel ohne Erlaubnis der Behörden eingesetzt

Das Gerät soll zuvor noch nie verwendet worden sein. Jemand, der sich im Innern der versiegelten Kapsel befindet, kann durch Knopfdruck Stickstoffgase einleiten. Dadurch schläft er ein und stirbt in wenigen Minuten durch Sauerstoffmangel.

Suizidhilfe ist in der Schweiz erlaubt, wenn den Helfern keine selbstsüchtigen Motive vorgeworfen werden können. Es gibt mehrere Suizidhilfe-Organisationen in der Schweiz. Das Gerät "Sarco" – benannt nach Sarkophag – betrachten die Schweizer Behörden aber als nicht rechtskonform.

Sterbehilfeorganisation: Friedlicher, schneller und würdevoller Tod

Hinter der Entwicklung der Kapsel steht laut eigenen Angaben die Sterbehilfeorganisation Exit International, die ihren Sitz in den Niederlanden hat. Sie erklärte, in der Kapsel habe sich eine 64-jährige US-Bürgerin getötet, die unter einer "schweren Immunschwäche" gelitten habe. Sonst sei nur noch der Co-Präsident der Schweizer Sterbehilfeorganisation Last Resort, Florian Willet, dabei gewesen. Last Resort beschrieb den Tod als "friedlich, schnell und würdevoll".

Seit der Ankündigung von Last Resort, das Gerät in der Schweiz einsetzen zu wollen, gab es heftige Diskussionen in der Schweiz. Noch am Montag hatte Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider im Parlament zwei Gründe angeführt, warum die Kapsel nicht rechtskonform sei: Zum einen erfülle sie die Produktsicherheitsvorschriften nicht und dürfe daher nicht in Verkehr gebracht werden. Und zum anderen sei die Verwendung von Stickstoff in der Kapsel nicht kompatibel mit dem für ihn im Chemikaliengesetz festgeschriebenen Zweck.

Mit Informationen von dpa, AFP und AP

Der Bayerische Rundfunk berichtet - vor allem wegen möglicher Nachahmer-Effekte - in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer die zuständige Redaktion sieht es durch die Umstände der Tat geboten. Sollten Sie selbst Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Beratung erhalten Sie unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222.

Weitere Hilfsangebote gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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