Menschen nach Ladenschluss in der Fußgängerzone
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Katholische Kirche kritisiert neue Ladenschluss-Regeln

Katholische Kirche kritisiert neue Ladenschluss-Regeln

Egal, ob mit oder ohne Personal: Ein Supermarkt-Betrieb stört den Schutz des Sonntags. So sehen dies Vertreter der katholischen Kirche, sie kritisieren die geplanten Lockerungen beim Ladenschlussgesetz.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bayern bleibt streng beim Ladenschluss, keine Öffnungszeiten nach 20 Uhr. Es gibt aber einige wenige Lockerungen. So sollen zum Beispiel digitale Kleinstsupermärkte rund um die Uhr geöffnet haben dürfen. Hier müssen die Kunden die Waren selbst einscannen und an der Kasse bezahlen. Kein Personal, dem die Sonntagsruhe genommen wird.

Doch der Leiter des Katholischen Büros Bayern, Matthias Belafi, bedauert, "dass ausgerechnet Bayern den Sonntagsschutz stärker aufweichen will als andere Länder". Dies widerspreche der "ansonsten gerne betonten" Bedeutung der religiösen und kulturellen Wurzeln Bayerns.

Kritik: Ruhecharakter des Sonntags nicht mehr gewährleistet

Der Betrieb eines solchen digitalen Kleinstsupermarktes "an sich stört den Schutz des Sonntags", kritisiert Belafi. Märkte, die durchgehend geöffnet sind, verliehen ihrer Umgebung "eine Prägung der Umtriebigkeit, Geschäftigkeit und Alltäglichkeit, die den Ruhecharakter des Sonntags nicht mehr gewährleistet", heißt es aus dem Katholischen Büro. Es ist die zentrale Kontaktstelle der sieben bayerischen Bistümer zur Landespolitik.

Als ein "trojanisches Pferd der Handelskonzerne" bezeichnete der bayerische Landesvorstand der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) die geplanten digitalen Kleinstsupermärkte. Auch für ihren Betrieb würde am Sonntag Personal benötigt. Außerdem würden sie "Umsatz vom Wettbewerber abziehen, der zu dieser Zeit geschlossen hat".

"Ausverkauf von Sonntag, Mittelstand und Beschäftigten"

Das Fazit der KAB zu den neuen Ladenschluss-Regeln: Sie seien ein "Ausverkauf von Sonntag, Mittelstand und Beschäftigten". Auch die andere Lockerung, der Möglichkeit zu acht langen Shoppingnächten, kritisierten die katholischen Arbeitnehmervertreter.

Darunter würden vor allem Frauen leiden, "die abends nicht bei ihren Familien und Kindern sein können". Sieben von zehn Beschäftigten im Einzelhandel sind weiblich. Außerdem befürchtet die KAB, dass durch längere Öffnungszeiten Fachkräfte abwandern und sich der Personalmangel im Handel verschärfe.

Auch der DGB sieht die Kleinstsupermärkte skeptisch

Zuvor hatte auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Lockerungen im neuen Ladenschlussgesetz als eine negative Entwicklung bewertet. Und auch hier gilt und galt die Kritik vor allem den digitalen Kleinstsupermärkten. Der Chef des DGB Bayern, Bernhard Stiedl, sagte BR24: So ließen sich die strikten Ladenöffnungszeiten umgehen, insbesondere wenn sie auch am Sonntag geöffnet seien: "Wir werden feststellen, dass diese digitalen kleinen Supermärkte in den Ballungsgebieten entstehen. Und wir werden erleben, dass die Handelsfirmen, Unternehmen, Geschäfte, die jetzt einen großen Personaleinsatz haben, dadurch verdrängt werden."

Es werde zu einer Verschiebung kommen, dass mehr Menschen in diesen Supermärkten auch am verkaufsfreien Sonntag ihren Wocheneinkauf machten. Der DGB wolle dies nicht, zumal auch diese kleinen Supermärkte nicht gänzlich ohne Personal betrieben werden könnten. "Was machen wir denn, wenn der Automat kaputt ist?", so Stiedl. "Was machen wir denn, wenn dieser digitale kleine Supermarkt irgendwie verschmutzt ist? Dann wird es zu einem Personaleinsatz kommen, und das finden wir nicht gut."

Der Chef des DGB Bayern wünscht sich bei dem neuen Ladenschlussgesetz vor allem sich Rücksichtnahme auf die Beschäftigen, die Arbeit und Privatleben in Einklang bringen müssten. Die Bedürfnisse der Kunden seien auch wichtig, werden aber nach Meinung Stiedls durch das alte Ladenöffnungszeitengesetz bereits abgedeckt.

Mit Informationen von KNA und dpa

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