Menschen vor dem Nkoaranga Lutheran Hospital
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Hilfsorganisationen in Bayern alarmiert von Stopp der US Entwicklungshilfe

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Keine US-Entwicklungshilfe mehr: Hilfswerke in Bayern alarmiert

Keine US-Entwicklungshilfe mehr: Hilfswerke in Bayern alarmiert

Mehr als 50 Milliarden Dollar gaben die USA pro Jahr bislang für Entwicklungshilfe vor allem in Afrika aus. Doch Präsident Trump stoppte die USAID-Programme – mit gravierenden Folgen auch für die Partner bayerischer Hilfsorganisationen in Afrika.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nahe dem Kilimandscharo liegt das Nkoranga Lutheran Hospital im Hochland im Norden Tansanias. Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Tansania, ELCT betreibt das Krankenhaus. An einem der kleinen Gebäude des Krankenhauses prangt ein großes Schild mit dem Logo von USAID – der amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation. Bis vor wenigen Wochen wurden in diesem Krankenhaus 350 HIV-Patientinnen und Patienten kostenlos mit Medikamenten gegen das Virus versorgt, bezahlt von USAID. Dank des Medikaments ist Aids für sie kein Todesurteil mehr. Doch damit ist jetzt Schluss.

"Die Medikamente sind sehr, sehr teuer. Die Patienten können sich diese Medikamente nicht leisten", sagt Frank Godwin, Geschäftsführer des Krankenhauses. Er hofft, dass seine Regierung ein Programm für die Medikamente auflegt.

Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern: 1,4 Millionen Menschen in Tansania betroffen

Die Lutherische Kirche in Tansania ist Partnerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Dort kümmert sich das Partnerschaftszentrum "Mission EineWelt" mit Sitz in Neuendettelsau bei Ansbach um die Partnerschaft.

Claus Heim ist der Fachreferent für Tansania und hat dort selbst viele Jahre gelebt. Die Partner in Tansania seien gelähmt, weil das Ende sehr abrupt kam. 1,4 Millionen Menschen profitieren allein in Tansania von den HIV-Medikamenten, die USAID finanzierte, so Claus Heim. Die Tablette müsse man sein Leben lang täglich nehmen.

Kinder sind unschuldig mit HIV infiziert

"Es geht um Leben und Tod", sagt Dr. Paul Mmbando, medizinischer Direktor der Lutherischen Kirche in Tansania. Die Entscheidung von Präsident Trump werde viele Menschenleben kosten, wenn keine andere Hilfe gefunden wird, so Mmbando. Er weist vor allem auf 165.000 Kinder von Säuglingsalter bis 17 Jahre hin, die in Tansania unschuldig von HIV betroffen seien. Viele von ihnen seien durch ihre Eltern infiziert worden. Und viele Eltern leben nicht mehr, weil sie an AIDS gestorben seien. Für diese Kinder seien die Medikamente und auch die Betreuung wichtig.

Spenden aus Deutschland können fehlende US-Hilfe nicht auffangen

3.000 Menschen betreuen in Tansania die Kinder. Viele von ihnen wurden entlassen, weil es kein Geld mehr gibt. Mmbando sendet einen klaren Appel: "Das ist ein Weckruf für uns. Wir müssen uns die Frage stellen, wie es auf der Welt weitergeht - mit Blick auf das Mitgefühl, diakonisches Engagement, Menschlichkeit und verletzliche Menschen."

Für Diakon Claus Heim ist klar, dass Tansania selbst diese Medikamente nicht bezahlen kann. Und durch Spenden zum Beispiel aus Deutschland ist das große Engagement der Amerikaner kaum aufzufangen.

Hilfswerk jesuitenweltweit: Schwierige Situation

So sieht es auch das katholische Hilfswerk jesuitenweltweit. Von Nürnberg aus organisiert Jesuit Christian Braunigger für das katholische Hilfswerk Projekte zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe in Uganda. Mit finanzieller Unterstützung der USA werden in Uganda rund zwei Millionen Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Ländern betreut.

"Das Hauptproblem des Stopps", so Braunigger ist, "dass er schlagartig gekommen ist. Von einem Tag auf den anderen. Die Hilfsorganisationen stehen jetzt vor der schwierigen Situation, was zu machen mit Menschen, die gerade die Hilfe erfahren und die jetzt vor den Kopf gestoßen werden." Auch in Uganda wurden bereits Mitarbeitende entlassen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig waren.

Evangelische Landeskirche appelliert an internationale Gemeinschaft

Die Evangelische Landeskirche in Bayern ist ebenfalls alarmiert. Sie erklärt: Weltweit seien Menschenleben durch den Stopp der Entwicklungshilfe USAID gefährdet. Die internationale Gemeinschaft müsse dringend Alternativen finden. Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" fordert die neue Bundesregierung auf, ein klares Zeichen an die Länder des Globalen Südens zu senden und diese nicht mit den Folgen von Klimakrise, Hunger und Armut allein zu lassen.

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