Eine Sirene ist über einem Dorf zu sehen (Archivbild)
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Warntag: Warum Feuerwehrsirenen noch umgerüstet werden müssen

Warntag: Warum Feuerwehrsirenen noch umgerüstet werden müssen

Am bundesweiten Warntag haben vielerorts die Sirenen geheult. Feuerwehrsirenen konnten aber nur dann als Zivilschutzsirenen eingesetzt werden, wenn sie zuvor bereits digital umgerüstet wurden. Ein Beispiel aus Kirchenlamitz im Landkreis Wunsiedel.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

10:59 Uhr und 30 Sekunden in der Integrierten Leitstelle Hochfranken: Ein Mitarbeiter drückt einen digitalen roten Knopf mit der Aufschrift "Alarm". Kurz zuvor hatte er die Sirenen der kleinen Stadt Kirchenlamitz im Landkreis Wunsiedel und ihrer sechs Ortsteile angewählt. Sekunden später heulen diese Sirenen auf: Eine Minute lang Heulton, in kurzer Folge an- und abschwellend – das Signal für den Zivilschutz. Im Ernstfall wären nun alle gewarnten Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sich in Radio, Fernsehen oder Internet darüber zu informieren, welche Art von Gefahr für sie bestehen könnte.

Apps und Cell Broadcast werden bundesweit gesteuert, Sirenen regional

Die Warnungen in den verschiedenen Apps und über Cell Broadcast werden zentral vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gesteuert, erklärt Markus Hannweber, der Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Hochfranken. Die Sirenen dagegen werden von der jeweiligen regionalen ILS ausgelöst – die auch in der Lage sei, jede davon einzeln anzusteuern.

Erst Umrüstung macht Feuerwehrsirenen zu Zivilschutzsirenen

Zum Warntag war Kirchenlamitz der einzige Ort im Landkreis Wunsiedel mit digital umgerüsteten Feuerwehrsirenen, die auf diese Weise ausgelöst werden konnten. Dieser Punkt sorgt bei vielen Bürgerinnen und Bürgern regelmäßig für Verwirrung – weil sie wissen, dass ihr Ort doch eigentlich auch eine Sirene hat. "Das ist ein Trugschluss", sagt Christian Frohmader, der im Landkreis Wunsiedel für Zivil- und Katastrophenschutz zuständig ist. "Die Sirenen, die wir draußen in der Fläche installiert haben, sind ausschließlich für die Feuerwehr gedacht: dreimal der zwölfsekündige Warnton. Aber das dient nur dazu, die Feuerwehrkräfte zu alarmieren, ins Feuerwehrgerätehaus zu kommen."

Aktuelles Beispiel: Industriebrand in Wunsiedel-Holenbrunn

Wie schnell es aber auch wichtig werden kann, die Bevölkerung vor einer direkten Gefahr warnen zu können, weiß wohl niemand in Bayern aus aktuellerer Erfahrung als Frohmader: Unter anderem in seiner Verantwortung lag es, bei dem riesigen Industriebrand in Wunsiedel die umliegende Bevölkerung vor dem Rauch zu warnen. Den hielten die Verantwortlichen wegen des brennenden Kunstharzes aus gutem Grund zunächst für potenziell giftig, bevor am Nachmittag Entwarnung gegeben werden konnte.

Möglichst viele weitere Feuerwehrsirenen sollen umgerüstet werden

In solchen Fällen sollen künftig die Feuerwehrsirenen auch die Aufgaben der nach Ende des Kalten Krieges weitgehend abgebauten Zivilschutzsirenen übernehmen. Dazu ist allerdings eine Umrüstung nötig, damit sie digital angesteuert werden und auch andere Tonsignale als das Feuerwehrsignal ausgeben können.

Gerade für kleinere Gemeinden mit vielen Ortsteilen verursacht das durchaus Kosten: Etwa 3.000 bis 4.000 Euro pro Sirene seien nötig gewesen, sagt der Kirchenlamitzer Bürgermeister Jens Büttner (CSU). Für seine kleine Stadt und ihre sechs Ortsteile sei also durchaus ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen. Dafür gibt es inzwischen allerdings Fördergelder von Bund und Freistaat – im Landkreis Wunsiedel zum Beispiel werden schon in den kommenden Tagen auch Marktredwitz und Schirnding digital ausgestattet.

Lautstarke Entwarnung in Kirchenlamitz, aber nicht in ganz Bayern

Zum Ende des Warntages, um 11.45 Uhr, wird in Kirchenlamitz dann ein weiteres Signal getestet: Eine Minute Dauerton. Das bedeutet überall in Deutschland offiziell "Entwarnung" – außer in Bayern. Markus Hannweber in der ILS Hochfranken hat sich dennoch entschieden, das Signal zu verwenden. Die entsprechende Verordnung sei recht alt, sagt er. Er rechne damit, dass sich auch Bayern bald offiziell dem Entwarnungssignal anschließen werde – spätestens, wenn es tatsächlich wieder so etwas wie ein bundesweit flächendeckendes Sirenennetz für den Zivilschutz gebe.

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