Seine Lieblingsroute am Röthelfels heißt Immos Delight, also Immos Freude. Sie liegt im mittleren Schwierigkeitsgrad und Immo Engelhardt hat sie selber vor ein paar Jahren in den Felsen bei Gößweinstein im Landkreis Forchheim gebohrt. An manchen Tagen klettert der 79-Jährige sie mehrmals hintereinander. Sein Rekord liegt bei 40 mal, wodurch Immo Engelhardt dabei tausend Höhenmeter an einem Vormittag sammelt. "So kann ich schauen, ob ich noch fit bin", sagt er lächelnd. Kein Zweifel, dass die Kletter-Legende topfit ist und technisch und kräftemäßig manch Jüngeren noch was beibringen kann. Denn Immo Engelhard blickt auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurück sowie auf großartige Kletter-Erlebnisse früher und heute.
Klettern in den Dolomiten und daheim
Erst kürzlich ist er mit Kletterpartnerin Carina Nastvogel in den Dolomiten schwere Routen geklettert: den vierten Sellaturm und den Torre Venezia in der Civetta. Aber sein Zuhause ist der Röthelfels und von seiner Terrasse daheim in Ühleinshof kann Immo Engelhardt direkt darauf schauen. Er kennt den mit 300 Metern längsten zusammenhängenden Felsriegel in der Fränkischen Schweiz so gut wie kaum ein anderer.
Das hat ihm auch den Beinamen "Hausmeister am Röthelfels" beschert, weil er dort fast zwei Dutzend Kletterrouten eingebohrt hat, wie beispielsweise den Jörg-Lehne-Gedenkweg im 8. Schwierigkeitsgrad. Außerdem engagiert er sich in Sachen Flora und Fauna: In Zusammenarbeit mit Vogel- und Naturschützern sperrt Immo Engelhardt jedes Jahr einzelne Felsabschnitte, wenn der Wanderfalke dort brütet.
Einsatz für den Wanderfalken
So hat sich über die Jahre am Röthelfels einer der größten Bruterfolge in der Fränkischen Schweiz entwickelt. Gleichzeitig müssen Sportkletterinnen und -kletterer dort vom Frühjahr bis in den Sommer hinein nicht auf alle Routen verzichten, sondern eben nur Rücksicht auf den gesperrten Teil nehmen. "Das funktioniert sehr gut", sagt Immo Engelhardt und der Erfolg ist sicherlich seinem unermüdlichen Einsatz als "Hausmeister" am Röthelfels zu verdanken.
Immo Engelhard kommt mehrmals in der Woche zum Klettern vorbei, mal sichert sich der 79-Jährige selber, mal ist er mit Kletterpartnern und -partnerinnen dort. "Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung und seinem Können, denn Immo klettert immer noch sehr gut", sagt die ebenfalls begabte Kletterin Carina Nastvogel. Sie ist auch sehr beeindruckt von dem, was Immo Engelhardt schon alles erlebt hat.
Unvergessliche Erlebnisse mit Kurt Albert
Einer seiner besten Kletterfreunde war der legendäre Extremkletterer und Rotpunkt-Begründer Kurt Albert, der 2010 am Höhenglücksteig abgestürzt und an den Verletzungen gestorben ist. Die beiden Nürnberger sind sich vor Jahrzehnten begegnet, als Immo bereits angehender Lehrer und Kurt noch ein Teenager waren. "Ich habe damals schon gesehen, wie begabt Kurt gewesen ist", sagt Immo Engelhardt rückblickend. Albert durchstieg im Alter von 17 Jahren bereits den "Walkerpfeiler" an den Grandes Jorasses, ein Jahr später die Eiger-Nordwand. In der Fränkischen Schweiz sind sich Kurt und Immo dann häufig beim Klettern begegnet und wurden schließlich enge Freunde. Gemeinsam starteten sie zu mehrwöchigen, kombinierten Paddel- und Kletterreisen und hingen beispielsweise 1987 für ein BR-Filmteam in den Dolomiten am Seil. Damals gelang ihnen eine Sensation, die eine von vielen herausragenden Leistungen gewesen ist.
Freiklettern an der Westlichen Zinne Nordwand
Für den BR-Film "Frei wie der Wind" erkundeten Albert und Engelhardt 1987 die Westliche Zinne Nordwand. Sie ist berühmt und berüchtigt für ihr 30 Meter vorstehendes Dach. "Kurt hat immer gesagt: Schön, dass wir ein Dach über dem Kopf haben", erzählt Immo augenzwinkernd. Und dann ist es Kurt Albert tatsächlich gelungen, die Wand als Erster frei zu klettern (Rotpunkt). Sie seien zwei Seelenverwandte gewesen, erzählt Immo, und noch immer vermisse er ihn sehr. Denn Kurt Albert sei eine besondere Persönlichkeit gewesen. Ganz so wie er selbst: offen, freundlich, neugierig und ein guter Kletterer mit fast 80 Jahren.
Das Geheimnis lebenslangen Kletterns
Seine Fitness habe er den guten Genen zu verdanken, sagt Immo Engelhardt dankbar. Gleichzeitig hat er schon sein Leben lang großen Spaß am Bewegen in der Vertikalen. "Und ein bisschen Abenteuer brauche ich auch", fügt er noch hinzu. Das alles zusammen scheint ein gutes Rezept zu sein und passt gut zu seinem Lieblingssport. Mit der Fränkischen Schweiz hat er ein Top-Klettergebiet direkt vor der Haustür und kann vor allem am Röthelfels weiter nach dem Rechten schauen.
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