Klimaaktivisten der sogenannten Letzten Generation haben sich am Mittwoch mit Bezug auf die Bauernproteste im Zentrum der Stadt Passau festgeklebt. Sie sorgten mit ihrer Protestaktion etwa 45 Minuten lang für Staus im Stadtgebiet.
Erstaunlich dabei zu beobachten: Die Proteste von Landwirten auf der einen Seite und Klimaaktivisten auf der anderen Seite werden offenbar in der Bevölkerung völlig unterschiedlich wahrgenommen.
Klimaaktivist körperlich angegriffen
Die Klimaaktivisten stellten Spielzeug-Traktoren auf die Straße und hielten Transparente hoch, mit Sprüchen wie "Wir dürfen das. Wir haben Traktoren" oder "Hört auf uns. Wir haben Traktoren".
Passanten reagierten größtenteils mit Unverständnis, zum Teil auch aggressiv. Ein Mann versuchte, einen Aktivisten von der Straße zu ziehen, in dem er ihn an der Kapuze packte und über den Asphalt zog.
Die Polizei war mit Dutzenden Einsatzkräften vor Ort und löste die unangemeldete Demo nach einer dreiviertel Stunde auf. Nun wird gegen die Beteiligten wegen des Verdachts der versuchten Nötigung ermittelt.
Protestforscher: Unterschiedliche Wahrnehmung in der Bevölkerung
Wie ein Sprecher der Polizei sagte, wollten die Beteiligten auf eine vermeintliche Diskrepanz im Umgang mit den Demos der Landwirte im Vergleich zu Aktionen von Klimaaktivisten hinweisen. Sie hätten bemängelt, dass den Bauern mehr Gehör geschenkt werde als ihnen.
Die Proteste von Landwirten und Klimaaktivisten würden in der Bevölkerung tatsächlich völlig unterschiedlich bewertet, sagte auch Protestforscher Simon Teune von der Freien Universität Berlin nach den Bauernprotesten Mitte Dezember. Während die Proteste der Bauern als "wütend" beschrieben würden und anerkannt würde, dass deren "Existenz bedroht" sei, würde das Anliegen der Klimaaktivisten, "das existenzbedrohende Ausmaß der Klimakrise zu thematisieren", nicht so breit anerkannt. Deren Proteste würden oft als "rücksichtslos" empfunden.
Fakt sei aber: Im Stau hinter Bauern wie Klimaaktivisten stünden immer die gleichen Menschen. Theune gab zu bedenken, dass sich das Verständnis für Proteste im Laufe der Zeit auch ändern könne und verwies dabei unter anderem auf die Anti-AKW-Bewegung in den 1980er-Jahren. Diese sei zu ihrer Zeit zum Teil scharf verurteilt und verfolgt worden. Heute würde sie aber größtenteils als Errungenschaft gefeiert.
Bayern-SPD warnt davor, mit zweierlei Maß zu messen
Auch die bayerische SPD warnte vor Kurzem davor, bei protestierenden Klimaaktivisten und Landwirten mit zweierlei Maß zu messen. Landeschef Florian von Brunn äußerte grundsätzlich Verständnis für die Demonstrationen von Landwirten gegen Subventionskürzungen. Es könne aber nicht sein, dass es zu Straftaten, zu Nötigungen, zu Gefährdungen komme. "Und da erwarte ich von den bayerischen Behörden ein konsequentes Vorgehen – genauso wie gegen die Klimaaktivisten", so von Brunn.
Mit Informationen der dpa
Im Audio: Im Passauer Stadtzentrum haben sich Klimaaktivisten festgeklebt
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