Rund um Peißenberg entstehen gerade mehrere große Photovoltaik-Anlagen, mitten in der freien Landschaft. Das geht auf das Engagement von Bürgern zurück. Ihr Ziel: Der vor Ort benötigte Strom soll zu 100 Prozent in der Region erzeugt werden. 450 Peißenberger haben sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen, um die Energiewende vor Ort weiter anzuschieben. Sie wollen mehr Solarstrom über Wiesen oder Feldern erzeugen. Sogenannte Agri-Photovoltaik.
Win-win-Situation: Landwirte stellen Flächen zur Verfügung
Der Genossenschaft ist es gelungen, mit Landwirten zusammenzuarbeiten. Diese können ihre Flächen weiter nutzen, erhalten aber zusätzliche Pachteinnahmen. Das sei ein entscheidender Punkt, so Vorstand Stefan Sendl. "Dadurch, dass die Fläche in der landwirtschaftlichen Nutzung bleibt, kann sie weiter genutzt werden, und wir haben hier keine Verknappung von Land durch PV-Anlagen." 18 Millionen Euro haben die Bürger bereits investiert. Doch Flächen für Freiflächen-PV-Anlagen zu finden, ist im Voralpenland alles andere als einfach.
Zum Video: Energiewende: Wenn aus Ackerland ein Solarpark wird
Bürgerstiftung unterstützt Kommunen bei der Suche nach Flächen
Stefan Drexlmeier berät Kommunen im Auftrag der Bürgerstiftung "Energiewende Oberland". Er unterstützt und vermittelt bei der Suche nach geeigneten Flächen.
Bis jetzt stammt etwa die Hälfte des verbrauchten Stroms in der Region sowie in ganz Bayern aus erneuerbaren Energiequellen. "Damit wir unsere Klimaziele noch rechtzeitig erreichen, brauchen wir einfach PV-Anlagen in der Fläche und auch in schönen Landschaften, wie hier im Oberland", sagt er.
Jede Woche 3.250 Solaranlagen auf Dächern in Bayern nötig
Bis 2040 soll Bayern klimaneutral sein. Dafür müssten bis dahin nicht nur jede Woche 3.250 neue Solaranlagen auf bayerischen Dächern entstehen, sondern auch Freiflächen-Photovoltaik. Auf einer Fläche, so groß wie 86 Fußballfelder. Das geht aus einer Studie hervor, die das bayerische Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat. Allein im Oberland wären das 17 Fußballfelder pro Jahr.
Ablehnung von Photovoltaik: Tourismus und Landschaftsbild
Oft hört Stefan Drexlmeier: Man sei eine Tourismusregion, da sei Photovoltaik in der freien Landschaft nicht erwünscht. Viele Menschen sorgen sich um das Landschaftsbild, fürchten eine großflächige "Verspiegelung". Dabei sind viele Flächen im Oberland wegen Landschafts- oder Naturschutz ohnehin ausgeschlossen, entgegnet Drexlmeier. Sehr viel mehr Raum leiste man sich im Oberland für Golfplätze und Pferdekoppeln. "Und niemand spricht von der Vergolfung des Oberlands und stört sich daran, das nimmt man halt so hin", gibt er zu bedenken. Dagegen sei es wichtig, dass möglichst viel Strom regional erzeugt werden könne, sollte eine Energiekrise kommen, so Drexlmeier weiter.
Die Bürgerstiftung versucht, für die Energiewende zu werben. Der Ausbau der Solarenergie könne eine Chance sein, um Wertschöpfung in der Region zu erzeugen, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen und langfristig niedrige Energiepreise für die Menschen sicherzustellen.
Mehr zum Thema "Mehr Strom von der Sonne: Bürger packen’s an" in der BR-Sendung Unkraut und in der ARD Mediathek.
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