Der Weltklimarat hat die Staatengemeinschaft im April erneut zu einem radikalen Wandel ihrer Energiepolitik aufgerufen. Nun trafen sich in vielen Orten in Schwaben Menschen, um am weltweiten Klimastreik teilzunehmen. In Augsburg, der drittgrößten bayerischen Stadt, kamen Mitglieder und Unterstützer von "Fridays for Future" (FFF) zusammen, um für Klimagerechtigkeit zu demonstrieren.
Klimaziele der Politik reichen FFF nicht aus
In ihrem Aufruf kritisierten sie die Politik der Bundesregierung, denn Deutschland verfehlte schon 2021 das gesteckte Klimaziel, hat sogar 4,5 Prozent mehr Treibhausgase ausgestoßen als im Vorjahr. "Fridays for Future" zufolge reichten damit die Bemühungen nicht aus, um das 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen. Zu diesem Ziel hatten sich die Staaten in ihrem Pariser Klimaschutzabkommen bekannt. Die Organisatoren betonten, dass es um ein Vielfaches teurer sei, für die Folgen versäumten Klimaschutzes zu bezahlen, als rechtzeitig effektive Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Schäden und Tote durch Unwetter
Schon jetzt könne man sehen, dass Überflutungen und Stürme auch in Deutschland große Schäden anrichteten und Menschenleben kosteten, so "Fridays for Future" in einer Mitteilung. Zu der Kundgebung auf dem Königsplatz waren 700 Demonstranten angemeldet.
250 Menschen demonstrierten in Kempten
Rund 250 Menschen haben sich in Kempten am globalen Klimastreik beteiligt und sind für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Der Demonstrationszug mit Teilnehmern verschiedener Altersstufen startete um 13 Uhr am Forum Allgäu und führte die Teilnehmer unter Sprechchören einmal quer durch die Kemptener Innenstadt. Die Demonstranten hielten Transparente hoch mit Aufschriften wie "Klimaschutz = Leben retten", "Die Zeit wird knapp!", "Plastikverbot statt Artentod" oder "Die Ampel steht auf Rot und ihr gebt Vollgas!“.
Beschäftigte aus dem Gesundheitsbereich auf der Straße
Am Klimastreik beteiligt hat sich auch eine Gruppe von "Health for Future" Kempten. Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal haben sich zusammengeschlossen und wollten auf den Zusammenhang von Gesundheit und Klimawandel aufmerksam machen. "Wenn wir unsere Lebensgrundlagen weiter so zerstören, haben wir einfach keine gesunde Zukunft mehr“, sagte die Ärztin und "Health for Future"-Aktivistin Sarah Verweyen. "Insbesondere unsere Schwächsten – die Kinder, die Schwangeren, die Älteren, die Behinderten – leiden ganz besonders.“
"Health for Future"-Aktivistin: Gesund leben und Klima schützen
Verweyen verwies darauf, dass eine gesunde Lebensweise gleichzeitig auch das Klima schützen kann. "Wenn wir uns alle gesundheitsbewusster ernähren – weniger Fleisch, mehr regional und saisonal angebautes Obst und Gemüse essen – tun wir unserer Gesundheit unheimlich Gutes.“ Und auch beim Thema Bewegung könnte jeder sowohl etwas für das Klima als auch für seine eigene Gesundheit tun, sagte die Ärztin. "Wir müssen uns einfach alle mehr bewegen, um fit zu bleiben, zufriedener zu sein und um die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Griff zu bekommen. Mehr bewegen könnte man sich zum Beispiel, indem man weniger Auto fährt, mehr läuft oder Fahrrad fährt – und das wiederum spart enorme Mengen CO² ein.“
Mehr Hitzetote in Deutschland
Bereits jetzt zeige sich, dass der Klimawandel und die damit verbundene Hitze auch hierzulande bereits Menschenleben koste, mahnte die "Health for Future"-Aktivistin: "Wir haben eine enorme Übersterblichkeit durch Hitzebelastung – tendenziell jedes Jahr mehr.“ Menschen in Pflegeheimen dehydrierten. Kleinkinder und Säuglinge sterben laut Verheyen wegen der zunehmenden Hitze. "Und es gibt jetzt die ersten Fälle von Arbeitern, die sterben, weil sie zum Beispiel Dachdeckerarbeiten machen und die Hitze nicht mehr aushalten. Wir können einfach Hitze von über 40 Grad nicht wirklich überleben.“
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Hildegardplatz machten Vertreter verschiedener Organisationen noch einmal deutlich, dass immer noch viel zu wenig für den Klimaschutz getan werde und dass dringend gehandelt werden müsse, um Schlimmeres zu verhindern.
Klima-Protestzug durch Lindau
Zuvor hatten bereits etwa 80 Menschen in Lindau gegen die Klimakrise protestiert. Gegen Mittag zogen laut Polizei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Alten Rathaus durch die Fußgängerzone und vorbei am Hafen der Inselstadt. Auf Bannern und Plakaten forderten sie etwa "Kurzstreckenflüge nur für Insekten", "Wald statt Asphalt" und "machen" statt "empty promises". Mit dabei waren unter anderem die lokale Lindauer Gruppe von "Fridays for Future" sowie "Omas gegen Rechts". Nach einer Kundgebung vor der Inselhalle fand dort auch ein "Markt der Möglichkeiten" statt.
Demonstranten in Sonthofen für günstige Zugtickets
Erst deutlich nach Schulschluss wurde in Sonthofen gestreikt. Ab 16.30 Uhr fand hier die Demo mit anschließender Kundgebung statt. Kritik übte eine der Organisatorinnen, Anna-Lena Hummler, vor allem daran, dass zur Bewältigung der aktuellen Energiekrise Geld für Flüssiggasterminals da sei, es aber noch kein Nachfolgemodell für das 9 Euro-Ticket gebe.
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