Ein Pfleger steht in einem Patientenzimmer.
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Für die Mitarbeitenden der Regiomed-Klinik in Lichtenfels herrscht Ungewissheit.

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Klinikverbund Regiomed in der Insolvenz: Sorgen beim Personal

Der Klinikverbund Regiomed hat unter anderem für drei oberfränkische Kliniken Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Klinikbetrieb soll ohne Einschränkungen weiterlaufen – auch für das Personal. Ein Stimmungsbild aus dem Klinikum Lichtenfels.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Pflegepersonal kümmert sich um die Patientinnen und Patienten, Betten werden in die Stationen geschoben und zur Mittagszeit kommt das Essen auf die Zimmer. Im Regiomed-Klinikum Lichtenfels geht alles seinen gewohnten Gang – die Turbulenzen um die Insolvenz des Klinikverbundes sind im Tagesablauf nicht erkennbar. Doch das Personal hat Fragen und Sorgen, berichtet Klaus Dworschak, der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums in Lichtenfels.

Betriebsratsvorsitzender im Dauereinsatz

Klaus Dworschak arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Klinikum Lichtenfels. Der 58-Jährige ist gelernter Intensivpfleger und hat in den vergangenen Jahrzehnten viel erlebt, auch als Betriebsratsvorsitzender des Regiomed-Klinikums. Seit dem Bekanntwerden der Insolvenz in Eigenverwaltung Anfang Januar ist Dworschak im Dauereinsatz, ihn erreichen viele Fragen des Personals. Die Nachricht habe die Belegschaft getroffen, es sei für alle ein schwieriges Kapitel, kaum jemand habe Erfahrungen mit einer Insolvenz. Aber: Der tägliche Betrieb läuft weiter, daran ändert sich glücklicherweise nichts, so Dworschak. Jeder arbeite wie gewohnt und man schildere auch den Patienten immer wieder, dass sich an der Qualität der Behandlung und der Versorgung nichts ändere.

Etliche der etwa 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lichtenfelser Klinikum seien momentan verunsichert und ängstlich, so Dworschak. Viele Fragen seien noch offen, die noch beantwortet werden müssten. Das Personal treibe vor allem die Fragen um, ob am Monatsende das Gehalt komme oder wie es sich mit Überstunden oder Urlaub nach dem Abschluss der Insolvenz Ende März verhalte. Man sei seitens der Mitarbeitervertretung sehr bemüht, diese Fragen zu klären, tue sich dabei auch schwer, da man keine Erfahrungen in einem solchen Fall habe und das Verfahren noch am Anfang sei.

Dworschaks Maxime in dieser schwierigen Phase: Offenheit und Kommunikation mit dem Personal. Man müsse mit den Mitarbeitern ganz offen umgehen und sagen: "Ja, bis 31.03. sind die Gelder gesichert, ab dem 01.04. wird es weitergehen, mit wem ist dann die Frage." Der politische Wille des Landkreises Lichtenfels sei klar: Er wolle das Krankenhaus übernehmen. Er persönlich wünsche sich eine möglichst schnelle Abwicklung, und die Übernahme durch den Landkreis, so Dworschak.

Regiomed – ein kompliziertes Konstrukt

Der Klinikverbund Regiomed ist ein kompliziertes Konstrukt mit vielen Gesellschaften und Einrichtungen. Die Gesellschafter sind die Landkreise Hildburghausen und Sonneberg in Thüringen und die Stadt und der Landkreis Coburg und der Landkreis Lichtenfels in Oberfranken. Im vergangenen Jahr kam der Plan auf, die Kliniken im Verbund aus finanziellen Gründen wieder jeweils in die kommunale Trägerschaft zu überführen. Die Synergieeffekte sollten weiterhin genutzt werden. Doch dieser Plan scheiterte kurz vor Weihnachten, Anfang Januar stellte Regiomed für diverse Gesellschaften Insolvenzanträge.

Die zentrale Aussage der Verantwortlichen war, dass es dadurch keine Auswirkungen auf die Klinikbetriebe gebe.

Wie wohl fast alle Kliniken in Deutschland bemüht sich auch der oberfränkisch-thüringische Verbund um Personal. In einer laufenden Insolvenz ist das kein leichtes Unterfangen, so der Betriebsratsvorsitzende Klaus Dworschak. Aber: Es gebe auch Bewerber, die sich für das Unternehmen entscheiden, da das Umfeld ansonsten passe. Nach Regiomed-Angaben erfolgen im Januar und Februar verbundweit etwa 40 Neueinstellungen, trotz des laufenden Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.

Hoffen auf schnelles Ende des Verfahrens

Sorge um die Personalsituation macht sich auch Michael Zimmermann. Der Neurochirurg und leitende Oberarzt am Klinikum Lichtenfels sagt, es sei natürlich schwierig, ärztliches Personal zu gewinnen, das sich Stellen an Krankenhäusern ohne Probleme aussuchen könne. Momentan sei im täglichen Betrieb durch die Insolvenz noch nichts zu spüren. Um der Verunsicherung entgegenzuwirken, brauche es eine schnelle Lösung, so Zimmermann. Der Neurochirurg ist als Kommunalpolitiker der FDP Mitglied des Coburger Stadtrates und sieht aus ärztlicher Sicht viele Vorteile im Verbund – zum Beispiel durch die Synergieeffekte, also den Austausch zwischen den Kliniken.

Der Ausgang des Verfahrens in Eigenverwaltung für die verschiedenen Gesellschaften des Regiomed-Verbundes ist offen. Anfang dieser Woche bestellte das zuständige Amtsgericht für Gruppen-Insolvenzen in Nürnberg einen Sachwalter, der sich in den kommenden Monaten um die Fragen der Fortführung kümmern wird. Denkbar sind dabei verschiedene Szenarien: So könnten die Kommunen doch wieder die Trägerschaft der Kliniken übernehmen. Eine andere Option könnte aber auch der Einstieg von Investoren sein. Einigkeit herrscht bei den Verantwortlichen wohl aber darüber, dass das Verfahren zügig beendet werden soll und somit auch Klarheit für die insgesamt rund 5.500 Mitarbeiter im Verbund geschaffen wird.

Ein Mann und zwei Frauen in einem Stationszimmer
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Mitarbeitende der Regiomed-Klinikgruppe vor ungewisser Zukunft

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